Tourismuswelt

Sunday Press Hotelplan-Chef agierte zu zögerlich

Kuoni will mit einem Preiskampf Marktanteile zurückgewinnen und setzt Hotelplan unter Druck. – SBB planen 10'000 neue Wohnungen. – Immobilienstrategie wird zum Politikum.

Geht es nach der heutigen «SonntagsZeitung», wissen wir nun, weshalb Schweiz-Chef Kurt Eberhard letzte Woche Hotelplan Knall auf Fall verlassen musste. Unternehmenschef Thomas Stirnimann, der selber unter Druck ist, trennte sich von Eberhard, weil dieser «zu zögerlich auf den härteren Markt reagierte». Er habe Stirnimanns Vorgaben «zu wenig schnell und konsequent» umgesetzt. Was für die Branche überraschend kam, schreibt die «SoZ», sei eine «Trennung mit Ansage» gewesen, zumindest laut Stirnimann. Dieser sagt der Zeitung: «Kurt Eberhard und ich haben über Monate Gespräche geführt, wie Hotelplan Suisse künftig aufgestellt sein muss.»

Stirnimann will die Organisation verändern, schlanker und schneller machen. Derzeit arbeitet er an einem neuen Organigramm für die Schweiz, das zu weiteren Abgängen im Kader führen könnte. «Die Führungskräfte sind über die anstehenden Veränderungen informiert», sagt der oberste Hotelplan-Chef. Eberhard selbst will sich zum Abgang nicht äussern. Offenbar zog er in Sachen Reorganisation nicht an einem Strick mit Stirnimann. Ganz im Gegensatz zu Daniel Bühlmann, dem Finanzchef für das Schweiz-Geschäft. «Daniel Bühlmann und ich finden die geplanten Korrekturen nötig und vielversprechend», sagt Stirnimann. Er hat Bühlmann nun zum Chief Operating Officer ernannt.

Korrekt, integer, gescheit und äusserst beliebt bei den Mitarbeitern – aber eher zögerlich, wenn es ums Entscheiden geht: So wird Eberhard laut «SoZ» beschrieben. Das wurde ihm nun zum Verhängnis, weil er zu wenig energisch auf den Preiskampf bei den klassischen Badeferien reagiert hat. Dieser wurde von Konkurrenz Kuoni angezettelt, um den jahrelangen Krebsgang zu stoppen. Die Kuoni-Zentrale senkte in diesem Jahr die Preise der Günstigmarke Helvetic um 5 bis 10 Prozent, jene der Marke Kuoni gar um rund 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Kuoni-Chef Dieter Zümpel steht selbst unter Druck, Marktanteile zurückzuerobern und in die Gewinnzone zurückzukehren. Daher bläst die Tochter der deutschen Rewe-Gruppe, die unter DER Touristik Suisse firmiert, zum Angriff. Der Slogan der Werbekampagne: «Kuoni: Günstiger als Sie denken.»

Hotelplan als Marktführer in der Schweiz geriet deshalb unter Zugzwang, wie Stirnimann Preissenkungen für gewisse Destinationen bestätigt. Man müsse das Revier verteidigen. Als Folge des Preiskampfs entwickle sich das Geschäft in diesem Jahr schwieriger. Verteidigen muss Thomas Stirnimann sein Revier auch innerhalb der Migros-Gruppe, wo der neue Konzernchef Sparmassnahmen angekündigt hat. Alle Migros-Töchter stehen unter verstärkter Beobachtung.

SBB planen den Bau von 10'000 neuen Wohnungen

Die Immobilienstrategie der SBB wird zu einem politisch heissen Thema. Gegenüber der «NZZ am Sonntag» bestätigt ein Sprecher die Absicht der Bundesbahnen, in den nächsten Jahren in der ganzen Schweiz 10'000 neue Wohnungen zu erstellen. Damit würden die SBB zu einem der grössten Immobilienanbieter des Landes. Ihr heutiges Wohnungsangebot besteht aus 1600 eigenen und weiteren 1600 Wohnungen in Genossenschaften. «Die SBB tragen damit ihren Teil zum Wohnungsbau in der Schweiz bei», schreiben die SBB dazu. Zudem wolle man so den Wert des Unternehmens stärken. Entstehen sollen die Wohnungen langfristig unter anderem auf gut 30 grossen Arealen, welche die SBB zum Beispiel in Basel, Luzern oder Zürich entwickeln.

Diese Pläne verschärfen einen politischen Streit, der schon lange schwelt. Der Präsident des Hauseigentümerverbandes und SVP-Nationalrat Hans Egloff jedenfalls möchte den Immobilienplänen der SBB ein Ende bereiten. «Die Wohnungsproduktion gehört nicht zu den Aufgaben der Bahn», sagt Egloff. Die SBB sollten daher ihre freien Areale auf dem Markt verkaufen. Die Linke will die Bundesbahnen hingegen anhalten, mehr Grundstücke für gemeinnützigen Wohnraum zur Verfügung zu stellen oder den Gemeinden zu verkaufen. «Die SBB haben ihr Land zu einem Spottpreis vom Staat erworben und es seither auch mithilfe von Investitionen der öffentlichen Hand veredeln können. Nun schulden sie der Gesellschaft etwas», sagt die Zürcher SP-Nationalrätin Jacqueline Badran.

Von der Entwicklung der SBB zum Immobilienriesen zeugen nicht nur Grossprojekte wie die Zürcher Europaallee, das neue Quartier Pont-Rouge in Genf oder das Meret-Oppenheim-Hochhaus in Basel. Sie lässt sich auch aus den Geschäftsberichten ableiten, schreibt die «NZZ am Sonntag». So haben die SBB in den letzten zehn Jahren gut 4,5 Milliarden Franken in Immobilien investiert (und umgekehrt für 1,5 Milliarden Land und Gebäude verkauft).

Letztes Jahr floss bereits fast so viel Geld in dieses Segment wie in den Personenverkehr. Als Folge davon erreichten die Erträge der Immobiliensparte 2017 einen neuen Rekordwert von 435 Millionen Franken. Und auch der Wert des Portfolios nimmt kontinuierlich zu. Seit 2008 stieg er von 3,4 auf 5,5 Milliarden Franken, wobei diese Zahlen nur den in den Geschäftsberichten ausgewiesenen Buchwert darstellen. Zum gegenwärtigen Marktwert ihrer Immobilien äussern sich die SBB offiziell nicht; eine interne Quelle schätzt diesen Wert aber grob auf 10 Milliarden Franken. Damit ist das Portfolio zumindest theoretisch ähnlich wertvoll wie jenes der grössten privaten Schweizer Immobiliengesellschaft, der Swiss Prime Site AG. Gesamthaft besitzen die SBB 94,4 Quadratkilometer Land, eine Fläche doppelt so gross wie der Kanton Basel-Stadt.

Bislang widerstand der Bundesrat den politischen Forderungen von rechts und links. In den strategischen Vorgaben an die SBB verlangte er vielmehr, dass die Bahn auch im Immobiliensektor ein «branchenübliches Ergebnis» erwirtschafte und durch gezielte Entwicklung der Areale «an den Wertsteigerungen der Grundstücke und Immobilien» partizipiere. Die Gewinne aus der Immobiliensparte sollen dazu dienen, andere Bereiche und generell die Finanzkraft der SBB zu stärken. Darum fliessen die Erlöse heute fast vollständig in die Infrastruktur der SBB und in ihre Pensionskasse. Allein für die überschuldete Rentnerkasse wurden seit 2008 1,5 Milliarden Franken an Immobiliengewinnen aufgewendet.

Schwerpunkt Sommerferien

Die bevorstehenden Sommerferien bilden den Schwerpunkt des heutigen «SonntagsBlick-Magazins». Ein grosses Interview mit der Flugbegleiterin Karin Waber (55), die auch Vizepräsidentin der Gewerkschaft des Kabinenpersonals (Kapers) ist, bietet einen Einblick in die Entwicklung des einstigen Traumberufs («Flight-Attendant ist heute ein harter Knochenjob»). Mit «Gewimmel am Himmel» ist eine doppelseitige Grafik überschrieben, die einen Überblick über die wichtigsten Flugrouten über der Schweiz gibt, aber auch die Top-Destinationen der Abflüge ab den Schweizer Flughäfen auflistet und die Verfahren zeigt, wie ein Flugzeug gelots wird. Und zehn Tipps verraten, wie man sich etwa das Anstehen bei der Sicherheitskontrolle erträglicher macht.

Die «Zentralschweiz am Sonntag» war für ihre Reiseseite auf Entdeckungstour auf den ionischen Inseln Kefalonia, Ithaka und Lefkas, die «weit mehr als traumhafte Badebuchten und lange Strände zu bieten haben». Über Trekking im Wasser berichtet die «NZZ am Sonntag» im Sportteil und schreibt: «Sportferien für Schwimmer im offenen Gewässer sind noch wenig bekannt, aber lohnenswert.» Der «Stil» empfindet den von Gegensätzen geprägten Wiener Neubau-Bezirk im Sommer als «besonders inspirierend», 10 «Insider-Tipps» inklusive. Tipps und Anregungen für Daheimgebliebene hält die «SonntagsZeitung» aus dem Ferienland Schweiz bereit.

(HPB)