Tested Meine Nacht im Kapselhotel Chapter Luzern

Im Vorfeld habe ich zwei Kapseln über Booking gebucht – eine für eine Freundin und eine für mich. Je nach Auslastung und Wochentag schwanken die Preise stark, unsere Kapseln haben für die Nacht von Dienstag auf Mittwoch je 49 Franken gekostet (ohne Frühstück). Nach Abschluss der Buchung habe ich sogleich eine Nachricht über WhatsApp erhalten mit den wichtigsten Informationen zum Aufenthalt im Hotel.

Ein wenig verwirrt stelle ich fest, dass die Nachricht vom «Capsule Hotel – Alpine Garden», dem Kapselhotel am Flughafen Zürich, stammt. Beim anschliessenden Telefonat mit dem Hotel in Luzern wird mir versichert, dass die Buchung im gewünschten Hotel eingegangen sei, der ebenfalls verwirrte Rezeptionist entschuldigt sich. Seit der Eröffnung sind ja gerade mal zwei Wochen vergangen (Travelnews berichtete).

Das Handy als Schlüssel

Am Tag des Anreise, pünktlich um 10 Uhr, erhalten wir dann die Nachricht vom richtigen Hotel mit allen Informationen zum Self Check-in und der «Goki» App, die den Schlüssel für das Gebäude und die eigene Kapsel aufschaltet, sobald man eingecheckt ist. Das Check-in kann aber auch vor Ort gemacht werden.

Das Hotel befindet sich im ersten Stock eines Gebäudes in der Nähe vom Löwendenkmal in der Altstadt Luzern. Um die Eingangstür zu öffnen, müssen wir in der Goki App den Code für den Haupteingang finden. Danach hat man zwei Möglichkeiten – entweder man gibt den Code manuell an der Tür ein oder man betätigt den Türknopf in der App, wartet einen Moment, und die Tür öffnet sich von selbst. Dies gilt ebenfalls für den Kapselraum und die eigene Kapsel.

Nichts für vergessliche Menschen

Aber Achtung: Wer zu Vergesslichkeit neigt, sein Handy oder den Kapselcode schnell vergisst, sollte sich diesen besser aufschreiben. Die Rezeption ist nach 23 Uhr nicht mehr besetzt, wer danach sein Handy in der Kapsel liegen lässt, weil er beispielsweise das Bad benützt, und dann den Code nicht mehr weiss, der kommt weder in den Kapselraum noch in seine Kapsel.

So kommt es, dass meine Freundin und ich, die wir noch wach in der Lobby sitzen, eine skurrile Begegnung haben: Plötzlich erscheint eine Frau barfuss und im Pyjama in der Lobby. Sie hat ihr Handy in der Kapsel liegen lassen und den Code vergessen, weshalb sie nicht mehr zu ihrem Schlafplatz kommt und uns um Hilfe bittet. Also rufen wir die Servicehotline an, wo sie den Code zu ihrer Kapsel nochmals überliefert bekommt. Wären wir nicht da, hätte sie wohl auf dem Sofa in der Lobby übernachtet.

Die Sofas sind zwar sehr bequem, womöglich wäre es aber ein wenig kalt. Die sogenannte «Open Zone», eine grosse Lobby, verfügt über verschiedene Sitzgelegenheiten mit einem Bücherecken, wo man sein Buch dalassen und ein neues mitnehmen kann. Es gibt einen gratis Wasserspender mit Sprudel und Hahnenwasser. Das Thema der Märchen zieht sich auch hier durch, mit Dekoration und verschiedensten Bildern an der Wand, die eine spezielle Atmosphäre zaubern.

Schlafen in der Kapsel

Entgegen unseren Vorstellungen ist die Kapsel grösser als erwartet und sehr geräumig, so dass sogar die eigene Tasche Platz findet. Für grössere Gegenstände hat es neben der Kapsel Ablageflächen oder Schliessfächer ausserhalb des Raumes. In unserem Raum, dessen Thema Pipi Langstrumpf war, befinden sich 16 Kapseln, immer zwei übereinander, während die obere über eine kleine Leiter zu erreichen ist. Zudem gibt es einen USB-Anschluss und einen grossen Spiegel, der einem zusätzlich das Gefühl von Platz vermittelt. Die Luft bleibt durch die gute Belüftung die ganze Nacht frisch, die Matratze ist äusserst bequem und Platzangst habe ich keine.

Ist man in der Kapsel und schliesst die Schiebetür, hört man nicht viel von draussen. Ganz lärmresistent sind die Kapseln jedoch nicht, schliesslich schlafen mehrere Personen auf so kleinem Raum, mit dem einen oder anderen Geräusch vom Nachbar muss man Leben können. Von aussen ist die Kapseln nur durch den eigenen Code zu öffnen, von innen kann man die Türe mit einer normalen Türfalle betätigen und aufschieben.

Der Morgen danach

Bereits bei der Ankunft sind wir regelrecht überrascht vom Bad. Da der Gang in dunklen Farben gehalten ist, geraten wir beim Betreten des Bads erstmals ins Staunen. Pinke Wände, viele Spiegel und Blumen schmücken den Raum. Zur Verfügung stehen mehrere Lavabos, WC’s und Duschen. Badetücher und Shampoo stehen ebenfalls zur freien Verfügung, genauso wie diverse Hygieneartikel und Föhns. Alles funktioniert einwandfrei.

Nach einer erholsamen Nacht machen wir uns am nächsten Morgen daran, das Frühstück auszuprobieren. Für 14 Franken bedienen wir uns am Buffet mit Brot und Gipfeli, Müesli, Früchte, Käse und Fleisch, Konfitüre und Fruchtsaft und Kaffee in verschiedenen Varianten. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist in Ordnung und es schmeckt.

Fazit

Herausragend ist die gründliche Sauberkeit, wir sind äusserst zufrieden und haben uns wohl gefühlt. Das Design des Kapselhotels ist originell und macht den Aufenthalt zu einem besonderen Erlebnis durch und durch. Die Angestellten sind sehr hilfsbereit und freundlich. Wer nicht mehr benötigt als ein bequemes Bett für die Nacht, der geniesst im Kapselhotel Chapter in Luzern einen angenehmen und märchenhaften Aufenthalt.

«Wir hoffen, Du hattest einen erholsamen Schlaf und hast das Kapselerlebnis genossen», steht in der Nachricht, die wir pünktlich um 7 Uhr morgens erhalten. Und das hatten wir!