Tourismuswelt

Sunday Press SBB-Chef widersetzt sich dem Bundesrat

Die Landesregierung drängt Andreas Meyer zum Rücktritt als VR-Präsident von SBB-Cargo. – Die Lufthansa kauft günstig zu und mausert sich zur erfolgreichsten Fluggesellschaft Europas.

Der umstrittene SBB-Chef Andreas Meyer wagt den Machtkampf mit dem Bundesrat und der Politik. «SonntagsZeitung» und «NZZ am Sonntag» berichten übereinstimmend, dass er das Präsidium von SBB-Cargo nicht abgeben will, wie der Bundesrat das verlangt und in seiner Sitzung vom letzten Mittwoch beschlossen hat.

«Das Präsidium des Verwaltungsrates ist durch einen Dritten zu besetzen», heisst es im Bundesratsbeschluss. Er erwarte, «dass der Verwaltungsrat der SBB die erforderlichen Schritte rasch einleitet und umsetzt.» Meyers Entmachtung soll im Rahmen einer vorsichtigen Öffnung von SBB Cargo für Private erfolgen. Damit will man die notorisch defizitäre Güterbahn aus den roten Zahlen führen und Politiker besänftigen, die eine vollständige Öffnung von SBB-Cargo für Private fordern. Nach Ansicht der Spezialisten im Verkehrsdepartement von Doris Leuthard ist dafür Andreas Meyer aber der falsche Mann, weil er die Interessen des Personenverkehrs zu sehr in den Vordergrund stellt. Doch der SBB-CEO denkt nicht daran, dem Beschluss des Bundesrates Folge zu leisten. Beiden Zeitungen lässt er ausrichten, dass er darin «einen starken Eingriff in die unternehmerische Freiheit» der SBB sieht und «diesen Schritt für verfrüht hält». Die «SoZ» folgert: «Der SBB-Chef wird die Neuorganisation verschleppen.»

Mit dieser «Befehlsverweigerung» könnte Andreas Meyer den Bogen jedoch überspannt haben. FDP-Nationalrat und TCS-Vizepräsident Thierry Burkhart verlangt «härtere politische Schritte», wenn die SBB nicht einmal bereit seien, die Minimalmassnahmen des Bundesrates sofort umzusetzen. Burkhart wird morgen in der Verkehrskommission des Nationalrates beantragen, Cargo aus dem SBB-Konzern auszugliedern und den neuen Verwaltungsrat mit Fachleuten aus der Transportbranche zu besetzen. Genau das wollte der Bundesrat mit seinem defensiven Beschluss vom letzten Mittwoch verhindern.

Das selbstherrliche Gebaren von Andreas Meyer ist in Bern schon längst ein Thema, wie auch der Kommentar der «SonntagsZeitung» illustriert, der sein Verhalten «als allemal unklug» bezeichnet. Der Bundesrat habe ihm mit dem Rückzug aus dem Cargo-Verwaltungsrat eine Brücke bauen wollen, damit er Cargo langfristig in den SBB halten kann. Der «machtbewusste Manager» merke nicht, dass er mit seinem Verhalten riskiere, «Cargo ganz zu verspielen». «Dem mit übergrossem Selbstbewusstsein ausgestatten Bahnmanager geht die notwendige politische Sensibilität ab», schreibt der langjährige Bundeshausredaktor der Zeitung weiter. «Mit seinen selbstherrlichen Auftritten verspielt er nicht nur seinen eigenen Kredit, sondern schadet auch den SBB.»

Der Kranich ist ein Krake

Unter diesem Titel zeichnet die «SonntagsZeitung» die Erfolgsgeschichte der Lufthansa in den letzten Jahren nach. Der deutsche Flugkonzern sei im Hoch, weil er Airlines zu Tiefpreisen kaufe und erst noch als edler Retter dastehe. Das war auch bei Air Berlin der Fall, wo sich die Lufthansa zum «Billigtarif von 210 Millionen Euro» einen grossen Teil der insolventen Konkurrentin geschnappt hat. Mit ihrer umsichtigen Wachstumsstrategie steuert die Lufthansa auf das beste Ergebnis ihrer Geschichte zu. Für die ersten neun Monate dieses Jahre weist sie ein operatives Ergebnis von fast 2,6 Millionen Euro aus, ein Plus von über 50 Prozent. Kräftige Kursgewinne an der Börse waren die Folge. Innerhalb eines Jahres hat sich der Aktienkurs beinahe verdreifacht.

Nun wartet man gespannt, ob die Lufthansa auch bei der maroden, nur noch durch den italienischen Staat am Leben gehaltenen Alitalia zum Zug kommen wird. «Wenn sich die Chance bietet, eine neue Alitalia zu kreieren», sagt Lufthansa-Chef Carsten Spohr und meint damit das Modell Swiss, «dann wäre die Lufthansa mit ihrer Erfahrung daran interessiert.»

Bund erfasst Airbnb-Übernachtungen nicht

Der «SonntagsBlick» wirft dem Bundesamt für Statistik (BFS) in Sachen Übernachtungen vor, im Blindflug unterwegs zu sein. Obwohl das Onlineportal boome, würden die Airbnb-Touristen von der Beherbergungsstatistik des Bundes nicht erfasst. Für 2016 hat das Bundesamt 400'000 weniger Hotelübernachtungen gezählt als 2014. Auf diese Zahlen wird in der Regel verwiesen, wenn es um die wirtschaftliche Verfassung der Tourismusbranche geht.

Auf Anfrage bestätigt das BFS, dass die Vermietung von Privatzimmern durch die Statistik nicht erfasst wird. Das gilt auch für kommerziell bewirtschaftete Ferienwohnungen. Dadurch wird das Gesamtbild der Schweizer Tourismusindustrie verfälscht, schreibt die Zeitung. 2016 verzeichnete Airbnb immerhin 450'000 Gastankünfte. Diese Touristen würden durch Restaurant- und Museumsbesuche oder den Kauf von Zug- und Skitickets ebenfalls zur Tourismus-Wertschöpfung beitragen.

Kulturhauptstadt Valetta will den Mord vergessen machen

Ab 20. Januar ist Maltas Hauptstadt auch Europas Kulturhauptstadt. Der Besuch von Schweizer Reisejournalisten im Vorfeld stand aber ganz unter dem Eindruck des Attentates auf die kritische Journalistin Daphne Caruana Galizia, wie die «Zentralschweiz am Sonntag» berichtet. Der Mord hat die Menschen schockiert und ist noch immer Gesprächsthema Nummer ein auf der Insel.

Walter Fink vom Veranstalter Rolf Meier Reisen glaubt aber nicht, dass sich der Reputationsschaden von Malta negativ auf die Besucherzahlen aus der Schweiz auswirken werde. Man habe bis anhin keine einzige Kundenreaktion erhalten. Die Insel ist als Reiseziel in den letzten Jahren immer beliebter geworden. Aus der Schweiz kamen im letzten Jahr 40 000 Personen. Das Kulturjahr werde der Insel nochmals neuen Schub verleihen. Durch Valetta sei ein Ruck gegangen, sagt Fink.

7-Jährige alleine im Flugzeug – das sagt der Kinderpsychiater

Die Zeitung «Le Matin Dimanche» beschäftigt sich mit dem Fall des siebenjährigen Mädchens, das es unlängst geschafft hatte, in ein Flugzeug in Genf zu steigen, ohne ein Ticket zu haben. Das Kind sei Autist, spreche kaum und habe nur «Flugzeug, Flugzeug» gesagt. Das Mädchen habe wieder ins Heimatland zurückfliegen wollen.

Stephan Eliez, Professor für Kinderpsychatrie an der Universität Genf erklärte der Zeitung, dass autistische Kinder normalerweise nicht wegliefen, sondern eine Art Drang verspürten. Der Wissenschafter sagte zudem, dass 99 Prozent aller Kinder in einer ähnlichen Situation am Flughafen gescheitert wären. Autisten verspürten dagegen eine extreme Sensibilität für Situationen und daher konnte sich die Siebenjährige bis zum Flugzeug durchschleichen.

In den Reiseteilen lockt der Norden im Winter

Die grosse Reportage im klassischen Reiseteil der «Zentralschweiz am Sonntag» berichtet von der Suche nach dem Nordlicht in der Region von Tromsø, der achtgrössten Stadt Norwegens. Die «SonntagsZeitung» war in der «weissen Welt im finnischen Norden» unterwegs und nahm das bevorstehende Barrage-Spiel der Schweizer Fussballer zum Anlass für eine aktuelle Reportage aus Nordirland. Zudem stellt sie die neue und steilste Standseilbahn der Welt vor, die am 17. Dezember am Stoos im Kanton Schwyz den Betrieb aufnimmt.

Ein Tiefpunkt in Sachen Reiseberichterstattung ist bei der «NZZ am Sonntag» zu vermelden: Im «Stil» sind nur Publireportagen zu finden und die Beilage «Reise-Special am Sonntag» ist fremdproduziert und damit nicht mehr in der Verantwortung der Redaktion.

(HPB)