Tourismuswelt

Sunday Press TUI setzt auf chinesische Pauschaltouristen

Europas grösster Touristikkonzern sieht in China ein «riesiges Potenzial» – Kuoni auf allen Kanälen.

«Der Umbau zum Hotel- und Kreuzfahrtkonzern stärkt TUI». Mit diesen Worten verteidigt der deutsche Konzernchef Fritz Joussen die kapitalintensive Strategie von TUI, die von Analysten wegen der steigenden Nettoverschuldung angezweifelt wird. Im grossen Wocheninterview der «SonntagsZeitung» spricht Joussen vor allem auch über die Zukunft, die für TUI in China liegt. Angesichts des «riesigen Potenzials» wolle man «vermehrt Kunden aus China in unsere Ferienhotels bringen». Er rechnet in den nächsten fünf Jahren mit einer Zunahme von chinesischen Touristen, die ins Ausland reisen, von 50 auf 700 Millionen.

Von «gigantischen Dimensionen» spricht Joussen auch in bezug auf die «zweite Welle der Digitalisierung», die über das Mobiltelefon laufe und wo die Chinesen führend seien. So verzeichne die grösste Travel-App C-Tripp bereits 800 Millionen Downloads und zähle 300 Millionen Nutzer, die ihre Reisen übers Handy buchen. TUI will die chinesischen Touristen aber nicht in erster Linie nach Europa locken, sondern in die eigenen Ferienhotels in Südostasien, die in wenigen Flugstunden erreichbar sind. Bereits heute würden diese Hotels zu 60 % von Asiaten gebucht, davon die Hälfte aus China.

Der 54 Jahre alte Joussen, der seit vier Jahren den grössten Reisekonzerns Europas leitet, verteidigt im Gespräch auch die ehrgeizige Wachstumspolitik von TUI. Bis 2022 soll der Umsatz von derzeit 17,2 Milliarden Euro um eine Milliarde Euro gesteigert werden. Dieses Ziel sei zwar ehrgeizig, «aber machbar». Der Tourismus sei in den letzten 15 Jahren immer stärker gewachsen als die Weltwirtschaft und seit letztlich «der stärkste Motor zur Lösung der Ungleichheit».

Das vor allem das Kreuzfahrtgeschäft heftig kritisiert wird, weil nicht nachhaltig, kann Joussen ein Stück weit nachvollziehen, da diese Schiffe für kleine Orte wie Venedig «sicher eine Belastung sind». Andrerseits würden auch «beträchtliche ökonomische Werte vor Ort» generiert. Wenn TUI an einer Destination einen sogenannten Wechselhafen aufbaue, um von dort aus die Kreuzfahrten zu starten, dann entstehe «doch eine ganze Industrie». TUI Cruises werde ab 2019 «die umweltfreundlichste Schiffsflotte der Welt betreiben». Jedes Jahr komme ein neues Schiff dazu. Gerne würde TUI «mehr Schiffe bauen lassen», aber leider sei die Kapazität begrenzt. Was ihn so sicher mache, dass der Boom von Ferien auf Kreuzfahrtschiffen anhält? Verglichen mit Amerika, sagt Joussen, liege der Anteil in Europa «immer noch sehr tief. Hier schlummert also noch Potenzial.» Zudem würden Kreuzfahrten erschwinglicher und immer mehr Menschen würden «diese Urlaubsform mit viel Komfort und Abwechslung entdecken».

Kuonis Neustart aus Frankfurt heraus

«Kommt Kuoni wieder?», fragt der «SonntagsBlick», «Kuoni schreibt auch dieses Jahr Verlust», titelt die «SonntagsZeitung» und in der «Zentralschweiz und Ostschweiz am Sonntag» heisst es: «Der Sommer soll Kuoni die Wende bringen». Dass über Kuoni in fast allen Sonntagsblättern ausführlich berichtet wird, ist kein Zufall, sondern das Ergebnis einer Journalisten-Reise an den Hauptsitz von DER Touristik in Frankfurt und Gesprächen mit dem neuen Kuoni-Schweiz Dieter Zümpel (travelnews.ch hat schon ausführlich berichtet und die aktuelle Entwicklung kommentiert).

«Das Herz von Kuoni schlägt jetzt in Frankfurt», schreibt etwa der «SoBli». In einem lang gezogenen Grossraumbüro am Stadtrand stellten drei Männer und zehn Frauen die Ferienangebote für Schweizer Kuoni-Kunden zusammen. «Schweizerdeutsch spricht hier keiner.» Diese Mannschaft könne sich «aus dem riesigen Einkaufstopf von DER Touristik bedienen. Die Kuoni-Mutter ist eine der ganz Grossen im europäischen Reisegeschäft.» Und quasi das Fazit des Journalisten: «Kuoni hat nicht nur ein teures Image, viele Schweizer nehmen Kuoni überhaupt nicht mehr als Reiseveranstalter wahr. Zu den Unsicherheiten rund um den Verkauf kamen grosse IT-Probleme.» Doch es gebe auch Positives. «Das Mutterhaus glaubt an Kuoni – und finanziert die Verluste.»

Wie lange DER Touristik Verluste in Kauf nehmen will, ist auch für die «SonntagsZeitung» die zentrale Frage und zitiert den Touristik-Chef für Zentraleuropa, René Herzog: «Ein Jahr mehr oder weniger spielt keine Rolle, Hauptsache Kuoni Schweiz ist grundsätzlich auf Kurs», sagt dieser. Bereits für 2018 bestehe aber «eine reelle Chance auf ein ausgeglichenes Ergebnis». Wie hoch das Minus ausfallen wird, «wollen die Manager nicht sagen», hält die «SoZ» fest, recherchierte aber für 2016 einen Fehlbetrag von «16 bis 18 Millionen Franken». Die Zeitung erkundigte sich auch über den Eindruck, den CEO Dieter Zümpel in den ersten Monaten gemacht hat. «Die Kommunikation und auch die Stimmung haben sich stark verbessert», wird ein Kadermitarbeiter zitiert: «Zümpel sagt zwar genau, was er will, kann aber auch zuhören.» Auch im Vorstand des Reiseverbandes SRV komme er gut an. Globetrotter-Chef André Lüthi sagt: «Er kommt authentisch und menschlich rüber.»

Auch für «Zentral- und Ostschweiz am Sonntag» wird «dieser Sommer für Kuoni entscheidend sein.» Bis spätestens am 4. August, wenn die Winterkataloge lanciert werden, sollen sämtliche IT-Probleme «behoben und sämtliche Produkte wieder buchbar sein.» «Zuversichtlich stimmt die Verantwortlichen zudem, dass Gespräche mit Reisebüros zeigten, dass diese sehr wohl bereit sind, die Kuoni-Produkte zu verkaufen.» CEO Zümpel wage bereits wieder zu träumen. «Er träumt von einer Rückkehr an die Spitze.» Die Parole habe er bereits ausgegeben: «Wir wollen das bekannteste, beste und erfolgreichste Schweizer Tourismusunternehmen werden.»

Ein Start-up macht Camper-Träume möglich

«Citypeak» heisst ein Start-up, über das die «Zentralschweiz am Sonntag» berichtet. Es vermietet ausschliesslich Camper-Busse vom Typ VW T6 für 1000 bis 1100 Franken pro Woche. Damit sollen Camper-Träume zumindest temporär möglich werden. Die Anschaffung eines California-VW-Buses ist vielen Familien zu teuer (Kaufpreis je nach Modell zwischen 42'000 und rund 59'000 Franken).

Der Vorteil der VW-Camper: Sie sind nicht viel grösser als ein grosser Personenwagen – im Gegensatz zu vielen Wohnmobilen. Noch bietet Citypeak erst 14 Fahrzeuge zur Vermietung an. Doch eine «deutliche Erhöhung und zusätzliche Distributionskanäle sind geplant», wie Mitinhaber Thomas Jenzer sagt.

Vier Pools – Vier alternative Städte

In ihrem Reiseteil stellt die «SonntagsZeitung» die «vier schönsten Schweizer Pools mit Aussicht» vor. «Der Elegante» gehört zum Park Hotel Vitznau, «Der Gesunde» wird dem Beatus Wellness- & Spa-Hotel zugeordnet, «Der Geschichtsträchtige» ist im Tessin im Kurhaus Cademario hoch über Lugano und «Der Begehrte» liegt auf dem Bürgenstock («Villa Honegg»). Begehrt und bekannt wurde der Bürgenstock-Pool, nachdem eine brasilianische Reisebloggerin ein kurzes Video mit der grandiosen Aussicht online gestellt hatte. Über 120 Millionen Mal wurde der Clip angeschaut und bis zu 300 E-Mails-Anfragen gingen täglich in der Villa Honegg ein.

Vier Städte porträtiert die «NZZ am Sonntag» in ihrer Stil-Beilage. Statt in die vier Hauptstädte Amsterdam, Berlin, Paris und Rom habe man sich aber in vier Städte «verliebt, die weit mehr sind als zweite Wahl», nämlich Dordrecht, Hamburg, Lyon und Florenz. Einen bunten Mix bietet die «Zentralschweiz am Sonntag»: Sie testete den Panoramazug über die alte Gotthardstrecke, begleitete eine Gruppe von Schnorchlern im hohen Norden Kanadas und besuchte in Laos «abseits der Zivilisation» das Bergvolk der Akha.

(HPB)