Tourismuswelt

Sunday Press Putschversuch und Terror – Die Folgen für den Tourismus

Weiterer Rückschlag für die Türkei und Frankreich als Ferienziele – Scharfe Kritik an Ex-Kuoni-CEO Marcel Bürgin.

Der niedergeschlagene Putschversuch in der Türkei und der Terroranschlag in Nizza mitten in der Ferienzeit beherrschen die heutigen Sonntagsmedien. Ein Aspekt der Berichterstattung sind die Auswirkungen auf den Tourismus. Die „NZZ am Sonntag“ titelt, dass der „angeschlagene Ruf der Türkei als Ferienziel“ weiter geschädigt wurde. Beim „SonntagsBlick“ heisst es dagegen: „Schweizer fliegen trotzdem hin“, „Stornierungen sind offenbar kein Thema“...

Im Gegensatz zu Swiss und anderen Airlines stornierte die Ferienfluglinie Edelweiss ihren Flug am Samstag in die Türkei nicht – allerdings flog die Maschine nicht nach Istanbul oder Ankara sondern nach Bodrum in der Südtürkei. Laut Firmensprecher Andreas Meier verzichteten aber 37 von 165 gebuchten Passagieren auf die Reise. Generell leidet der Tourismus in der Türkei unter den Terroranschlägen der letzten Zeit.

Die „NZZ am Sonntag“ stützt sich auf die letzten verfügbaren Zahlen vom Mai ab und vermeldet einen Rückgang der Touristenankünfte um 35 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Der grösste Reisekonzern Europas, TUI, nenne konzernweit einen Rückgang um 40 Prozent. „Die Sprecherin von TUI Schweiz sagt, die Kundenzahl habe sich halbiert.“ Badeferien-Anbieter Hotelplan Suisse verzeichnet seit Saisonbeginn sogar einen Gästerückgang um 70 Prozent. Der Terroranschlag vom Juni und nun der blutige Putschversuch „vernichten die Hoffnung auf leise Erholung im Herbst“. Prisca Huguenin-dit-Lenoir bestätigt den massiven Einbruch auch in der „Schweiz am Sonntag“. Zwar liege die Südtürkei „Hunderte von Kilometern“ entfernt von den Metropolen, aber die Terroranschläge würden die Kunden „verunsichern“. Deshalb werde heute viel kurzfristiger gebucht. Dabei seien „stabile Länder beliebter denn je“.

Das furchtbare Attentat am Nationalfeiertag in Nizza bedeutet auch für Frankreich einen schweren Rückschlag, nachdem die vierwöchige Fussball-EM Hoffnungen geweckt hatte. Nach Einschätzung des Korrespondenten der „Schweiz am Sonntag“ seien die „ökonomischen Folgen für die Sommersaison Nizzas und darüber hinaus kaum abschätzbar“. Der Schock bei den Einwohnern sitze tief, weil die „glitzende Stadt“ die zweitwichtigste Destination nach Paris ist. Der Tourismus ist für Frankreich eine wichtige Einnahmequelle. Er steuert rund acht Prozent an das Bruttoinlandprodukt bei und bietet – direkt oder indirekt – zwei Millionen Menschen Arbeit.

„Schweizer Reiseriesen in Nöten“

Mit dieser Schlagzeile analysiert die „SonntagsZeitung“ die Lage der beiden Marktführer nach dem Eklat bei Kuoni. Am Freitag war bekannt geworden (travelnews.ch berichtete), dass 69 von 1228 Stellen in der Schweiz gestrichen werden und CEO Marcel Bürgin das Unternehmen verlassen hat. Kurz nach der Übernahme durch die Rewe-Tochter DER Touristik Ende 2015 hatte Bürgin noch gesagt, er glaube nicht, „dass unsere heutige Organisation prinzipiell in Gefahr ist“. Nun aber werde ein Teil der Reiseproduktion – „das Herzstück eines Veranstalters“ – aus Deutschland heraus gesteuert. Unter diesen Umständen ist der Abgang von Bürgin für die „SoZ“ „an sich keine Überraschung“, zumal ihm Führungs- und Kommunikationsmängel nachgesagt werden. Das Blatt zitiert „mehrere Mitarbeiter“ mit der Kritik, wonach er als CEO „nicht präsent war“ und nicht ansatzweise gezeigt habe, „in welche Richtung es mit Kuoni strategisch gehen soll“. Angesicht eines Umsatzeinbruchs um fast 20 Prozent habe das DER Management nun die Reissleine gezogen – allerdings „eher halbherzig“. Mit der Mischlösung – ein Teil der Produktion bleibt in der Schweiz – wolle man dem hiesigen Markt „besser Rechnung tragen als mit einer kompletten Verlagerung“, wird Sören Hartmann, der oberste Chef von DER Touristik, zitiert.

Laut „SoZ“ zeigt die Remedur im Hause Kuoni vor allem eines: „Der Schweizer Reisemarkt steckt in einer dramatischen Konsolidierungsphase.“ Kuoni und Hotelplan erzielten 2009 noch 1,6 Milliarden Franken Umsatz, heute dürften es 500 Millionen Franken weniger sein. „Beide Reisespezialisten stecken in Nöten.“ Bei Hotelplan liegt das Schweiz-Geschäft, das 46 Prozent der Einnahmen ausmacht, deutlich unter Vorjahr und dürfte „dem Vernehmen nach in die roten Zahlen rutschen“. In Grossbritannien setzt die Pfund-Abwertung Hotelplan zu und Italien „soll gegen Ende Sommer eingestellt werden“.

Preisüberwacher bekämpft höhere Billettpreise der SBB

Laut „NZZ am Sonntag“ spitzt sich „der Zwist um die Tarifrunde bei Bahn und Bus“ zu. Die vom Verband öffentlicher Verkehr (VöV) angestrebte durchschnittliche Erhöhung der Billettpreise um drei Prozent gehen Preisüberwacher Stefan Meierhans zu weit. Er sieht darin sogar den Bruch eines Versprechens, das die Bahnen 2014 abgegeben hatten. Damals wurde eine einvernehmliche Regelung getroffen, wonach sie die Tarife bis Ende 2017 „grundsätzlich“ nicht erhöhen würden, abgesehen von „politisch gewünschten Aufschlägen“. Der VöV begründet den beantragten Aufschlag mit der um 100 Millionen Franken höheren Abgeltung für die Benützung des Schienennetzes, Meierhans kommt aber auf tiefere Zahlen. Eine Einigung ist nicht in Sicht. Ein weiterer Streitpunkt ist die Tariffestsetzung auf der neuen Gotthardstrecke ab Dezember. Für die kürzere Fahrzeit durch den Neat-Tunnel möchten die SBB einen Franken oder 2,6 Prozent mehr verlangen. Auch dagegen wehrt sich der Preisüberwacher. Für Meierhans ist nicht einsichtig, dass die Öffentlichkeit den SBB einen neuen Tunnel bezahlt und nachher nochmals zur Kasse gebeten wird.

Das Gute liegt so nahe

Sicher nur ein Zufall: Aber die heutigen Reiseteile tragen der gedämpften Reiselust nach dieser schrecklichen Woche irgendwie Rechnung. Die „SonntagsZeitung“ besuchte in Malbun ein neues Resort, das der Wanderregion neuen Schub verleihen soll. Gepriesen wird es als „ein Segen für den Liechtensteiner Tourismus“. Die „Schweiz am Sonntag“ wanderte von Domodossola über den Antronapass bis nach Saas Fee auf dem klassischen Pilgerweg. Die „Zentralschweiz und Ostschweiz am Sonntag“ empfehlen Graz, die zweitgrösste Stadt Österreichs, als „ideales Reiseziel für einen Kurzurlaub“. Die grosse Zahl von Studenten mache Graz zu einer „jungen, lebendigen und optimistischen Stadt“.

(HPB)