Tourismuswelt

Sunday Press Thomas Cook: Über 5000 Gläubigerforderungen in der Schweiz

Der Konkurs des britischen Reiseveranstalters beschert auch den Schweizer Behörden viel Arbeit. – Trotz Plus bei den Logiernächten gibt es für den Chef von Schweiz Tourismus keinen Grund zum Aufatmen. – Wie sich das Konservieren von Schnee für die Skigebiete lohnt.

Thomas Cook ist zahlungsunfähig. Am 1. Oktober wurde auch gegen die Schweizer Tochterfirma mit Sitz in Pfäffikon (Kanton Schwyz) der Konkurs eröffnet. Wie die «NZZ am Sonntag» schreibt, wird das Verfahren gegen Thomas Cook Schweiz zu einem der grössten Konkursfälle des Landes – zumindest was die Zahl der Geschädigten betrifft.

«Bis jetzt sind mindestens 5150 Gläubigerforderungen eingegangen», wird Adrian Gygax, stellvertretender Leiter des zuständigen Konkursamts Höfe zitiert. Vermutlich sind es aber noch erheblich mehr. Die genaue Zahl wird gegenwärtig erhoben. Wegen der Menge der Forderungen und der internationalen Dimension des Falls hat das Konkursamt zur Verfahrensabwicklung die Zürcher Wirtschaftskanzlei Baur Hürlimann beigezogen.

Im bis jetzt wohl grössten Konkursfall der Schweiz, demjenigen der Swissair, hatten rund 10’000 Gläubiger Forderungen eingereicht. Die Mehrheit der Gläubiger von Thomas Cook Schweiz sind Kunden und Geschäftspartner. Sie stammen insbesondere aus der Schweiz sowie aus Deutschland, Österreich, Frankreich, Holland und Spanien. Thomas Cook Schweiz hatte unter anderem Pauschalreisen angeboten, die übers Internet verkauft wurden. Auf welche Summe sich die bis jetzt eingegangenen Gläubigerforderungen belaufen, kann das Konkursamt nicht sagen.

Touristen aus den Golfstaaten meiden die Schweiz

Wenn es im Sommer in ihrer Heimat brütend heiss ist, flüchten die Menschen aus der Golfregion gerne an kühlere Plätze in Europa. Zu den bevorzugten Reisezielen zählte bislang auch die Schweiz. Nun scheint sich eine Wende abzuzeichnen, wie die «Sonntagszeitung» berichtet.

Während die Schweiz bis September ein Plus bei den Logiernächten von 1,5 Prozent aufweist, gingen die Zahlen aus den Golfstaaten um 12 Prozent zurück. Für das gesamte Jahr erwartet Schweiz Tourismus einen Rückgang der Logiernächte von Reisenden aus den Golfstaaten von bis zu 10 Prozent. Es wäre der grösste Rückgang seit zehn Jahren. Die Gründe dafür sind mitunter in den Berichten über die heissen Sommer zu suchen. «Wir beobachten, dass die Touristen aus den Emiraten und anderen Ländern diesen Sommer in der Hoffnung auf Abkühlung vermehrt aufs nördliche Deutschland und in die Gegend von Chamonix in Frankreich ausgewichen sind», heisst es bei Genf Tourismus.

Auch bei Schweiz Tourismus bestätigt man den Trend. «Die Hitzewelle in Mitteleuropa wurde medial stark thematisiert in den Golfstaaten. Das hat die Gäste verunsichert», sagt Sprecher André Aschwanden. Bei Schweiz Tourismus und in Genf beobachtet man aber auch Verhaltensänderungen der Touristen vom Golf. Sie nutzen offenbar vermehrt Airbnb-Wohnungen, während sie bis anhin auf Fünf- und Viersternhotels fixiert waren.

Schweiz Tourismus-Chef bereitet der Euro Sorgen

Die Logiernächte der Schweizer Hotels sind dieses Jahr erneut im Plus. Zurücklehnen könne man aber nicht, mahnt Schweiz Tourismus-Chef Martin Nydegger im Interview mit der «Sonntagszeitung». «Wir haben nach wie vor eine geteilte Entwicklung. Die grossen Städte und touristischen Hotspots wie Zürich, Basel, Lugano oder Luzern laufen sehr gut, in der alpinen Schweiz harzt es», sagt er.

Sorgen bereitet Nydegger auch die instabile Währungssituation: «Es gibt eine direkte Korrelation zwischen Euro und Franken: 1 Prozent Abschwächung bedeutet 1 Prozent weniger Logiernächte.» Bleiben weitere Turbulenzen aus, dürfte der Aufschwung weiter voranschreiten. Nydegger: «Wir rechnen für die Wintersaison nochmals mit einem Hotellogiernächte-Plus von rund 2 Prozent.»

Zermatt wappnet sich gegen Overtourism

Nicht nur Interlaken oder Luzern werden von Touristen überschwemmt, auch in Zermatt kämpft man gegen die Massen. Damit es im und rund um das Walliser Bergdorf nicht zu einem Gedränge kommt und die Gäste mehr als nur ein paar Stunden bleiben, setzen die Verantwortlichen laut «NZZ am Sonntag» auf mehr Kommunikation und dynamische Preise. «Unsere Aufgabe ist es, in der Beratung den Wanderern diverse Wege zu empfehlen, damit sie sich auf das 400 Kilometer lange Netz verteilen und nicht alle stets die fünf gleichen Routen benutzen», sagt Simona Altwegg von Zermatt Tourismus.

Die Hoteliers gestalten ihre Angebote so, dass die Gäste mindestens zwei Nächte in Zermatt verbringen. Deshalb werden Aufenthalte mit Betrachten von Sonnenauf- und -untergang, Sport und Einkaufen vermarktet. Mit Erfolg, wie Mario Noti, Vorstandsmitglied des lokalen Hoteliervereins sagt: «Im Gegensatz zu anderen Destinationen schlafen die meisten asiatischen Gruppen ein- bis zweimal in Zermatt.»

Skigebiete setzten auf «Schnee von gestern»

Ohne Beschneiungsanlagen läuft in den Skigebieten heute nichts mehr. In grösseren Wintersportorten wird Ende Saison zudem ein Teil des Schnees konserviert, auch Snow-Farming genannt. Das lohnt sich, wie die «Schweiz am Wochenende» (Luzern-Ausgabe) berichtet. «Wir haben sehr gute Erfahrungen damit gemacht. Vom abgedeckten Schnee können wir etwa 80 Prozent konservieren», sagt Stefan Kern, Leiter Kommunikation der Skiarena Andermatt-Sedrun.

Die Schneehügel, die im Frühjahr angelegt werden, sind so hoch wie ein Einfamilienhaus. Am Titlis werden im Sommer zudem Teile des Gletschers mit Vlies abgedeckt. Mit Erfolg. Die Schneemasse darunter schmilzt um gut zwei Drittel weniger als der nicht abgedeckte Teil. Gleichzeitig werden am Kleintitlis mit Pistenfahrzeugen vier bis fünf Meter breite und ein Meter tiefe Gräben im ewigen Eis ausgestossen. Der Wind bläst mit der Zeit viel Schnee in diese Gräben. «Die Schneedecke ist dort sogar gewachsen», erklärt Peter Reinle, Sprecher der Titlis-Bahnen.

Berlin, Köln, Istanbul und Samnaun

Die «Schweiz am Sonntag» widmet ihre Reiseseiten aus Anlass des 30. Jahrestages des Mauerfalls Berlin: Sie berichtet über eine Velotour entlang des ehemaligen Grenzstreifens, über eine Trabi-Fahrt, über eine Ausstellung über Berlin nach der Wende und einen Besuch in Hohenschönhausen, dem ehemaligen Untersuchungsgefängnis, wo viele politische Gefangene sassen und Opfer von Folter wurden. Zudem darf der Berghain, das ehemalige Fernheizwerk neben dem Ostbahnhof, nicht fehlen.

Die «NZZ am Sonntag» rückt Köln in den Fokus. Bei der «Sonntagszeitung» dreht es sich auf den Reiseseiten um Wintersport im Bregenzerwald, Samnaun, Saas-Fee, Koh Samui und den neuen Mega-Flughafen von Istanbul.

(DWB)