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Ein unbekanntes Juwel: Die Insel Ko Mak im Osten von Thailand zeichnet sich durch kristallklares Wasser und saubere Strände aus. Bild: Thailand Tourism

«Thailand verfügt im Osten über einige versteckte Juwelen»

Marilin Leuthard

Watcharayu Kuawong, der Direktor der deutschsprachigen Länder (DACH) der Tourism Authority of Thailand (TAT), nennt im Travelnews-Interview die schönsten Ecken Thailands, lobt Schweizer Touristen und spricht über Massentourismus.

Herr Kuawong, zählen Sie auf viele Schweizer Touristen in Thailand in diesem Jahr?

Watcharayu Kuawong: Thailand ist und bleibt beliebt: Schweizer Reiseveranstalter verzeichnen in diesem Jahr bereits ein Wachstum von 20 Prozent bei Thailandreisen. Im Jahr 2023 sind rund 160'000 Schweizerinnen und Schweizer nach Thailand gereist, von Januar bis April 2024 sind es bereits 62’000. Ein gewisser Nachholeffekt ist noch immer zu spüren, zudem ist die Preissteigerung im Vergleich zu anderen Destinationen moderat ausgefallen, was das Land preislich sehr attraktiv macht.

Watcharayu Kuawong

Wie beeinflusst die momentane Hitzewelle den Tourismus?

Wir sind grundsätzlich ein heisses Land und es gibt Jahre, da machen uns Naturereignisse wie El Niño noch heisser. Für eine willkommene Abkühlung sorgt dann das Songkran Wasserfestival. Dennoch betrifft das Problem nicht nur Thailand, die globale Erwärmung betrifft die ganze Welt. Wir versuchen mit einer zunehmend nachhaltigeren Lebensweise dem entgegenzuwirken und animieren auch unsere Gäste dazu, sich an ihrem Aufenthaltsort möglichst umweltbewusst zu verhalten. Zudem versuchen wir die zunehmende Nachfrage nach nachhaltigem Tourismus mit neuen Angeboten zu befriedigen und den Tourismus verantwortungsbewusster zu gestalten.

Unter anderem wird jedes Jahr der Thailand Tourism Award (TTA) verliehen, der sowohl Gastgebern als auch Veranstaltern animieren soll, sich für mehr Nachhaltigkeit einzusetzen und mehr nachhaltige Angebote zu führen. Vom thailändischen Staat aus wurden aber diesbezüglich noch keine Gesetze oder Vorschriften für den Tourismussektor erlassen.

Bezüglich einer möglichen Touristengebühr gab es jüngst verschiedene Meldungen. Kommt nun diese Gebühr?

Nein, es gibt keine Touristengebühr in Thailand. Die Regierung hat diese Richtlinie nicht geltend gemacht.

Gibt es Unterschiede zwischen Schweizer Reisenden und solchen anderer Nationen?

Schweizerinnen und Schweizer gelten als Premiumgäste in Thailand, da sie grösstenteils in Vier- bis Fünf-Hotels übernachten und am meisten Geld ausgeben. Im Durchschnitt sind dies 80’000 Thai Baht pro Person und Reise, das sind rund 2000 Franken. Zudem bleiben Schweizer Touristen mit durchschnittlich neun Nächten länger als andere Gäste im Land. Generell versuchen wir mehr Qualitätstouristen bei uns zu begrüssen, die qualitativ hochwertige Produkte und Angebote schätzen und verantwortungsbewusst sind. Wir versuchen uns zunehmend auch zu einem Premium-Reiseziel mit Premium-Angeboten zu entwickeln, um dem Anspruch an Qualität noch mehr gerecht zu werden.

«Während der Nebensaison werden gewisse Inseln für einige Monate geschlossen.»

Auf welche neuen Themen und Schwerpunkte setzt Thailand Tourismus?

Das Hauptthema wird im Juli 2024 bekanntgegeben, wenn sich das Tourismusministerium von Thailand treffen und einen Aktionsplan bekanntgeben wird. Seit vielen Jahren fokussieren wir uns aber auf das immer präsente Thema der Nachhaltigkeit und der Qualitätsprodukte.

Leidet Thailand an gewissen Orten an Massentourismus?

Der Tourismus ist eine unserer Haupteinnahmequellen des Landes, neben der Landwirtschaft und dem Export. Dennoch entstehen auch Probleme durch die Überbeanspruchung von Ressourcen. Dies ist mit ein Grund, warum wir versuchen, mehr Qualitätstourismus zu fördern und diese Überkonsumation, die an gewissen Orten auftritt, zu verringern. Während der Nebensaison werden gewisse Inseln für einige Monate geschlossen, um sich regenerieren zu können. Damit die Natur auf den Inseln wie Ko Tao oder Ko Tarutao bestmöglich bewahrt werden kann, sind sie nur saisonal geöffnet. Dieses Vorgehen ist aber nicht auf allen Inseln möglich.

Gibt es neue Attraktionen für das Jahr 2024?

Da ist immer etwas Neues! Wir versuchen im Osten des Landes einige versteckte Juwelen bekannter zu machen. Alle kennen Pattaya, aber nur die wenigsten reisen von dort aus noch weiter in den Süden. Dabei verbergen sich an der Küste bis zur Grenze von Kambodscha zahlreiche wunderschöne Orte, die weniger touristisch und weniger teuer sind als die bekannten Touristenmagnete. Besonders hervorzuheben sind Sattahio, die Region Rayong und die Region Trat mit ihren Inseln Ko Mak und Ko Kut, die mit kristallklarem Wasser und Sauberkeit locken. Zudem hat Thailand das beste Netz. Egal wo man sich in Thailand aufhält, dies kann die abgelegenste Insel sein, hat man bestes 5G-Netz.

Wie denken Sie, wird sich Thailand in den kommenden drei bis fünf Jahren entwickeln?

Wir hoffen, dass es unserer Natur zu diesem Zeitpunkt besser gehen wird. Es ist zu hoffen, dass wir weniger Probleme mit dem Massentourismus haben und einen besseren Service bieten können. Auch in Sachen Nachhaltigkeit sollten wir weiter Fortschritte machen und dafür schauen, dass die breite Bevölkerung mehr vom Tourismussektor profitiert und nicht nur ein paar wenige grosse Firmen. Die Touristenmagneten wie Chiang Mai, Bangkok und Phuket sollen entlastet werden, so dass auch ländlichere Gegenden vom Tourismus profitieren. Dieser «High Density» Tourismus ist nicht optimal. Phuket ist sehr überfüllt mit Touristen, deshalb wird im nahegelegenen Phang Nga ein Flughafen gebaut, mit dem Ziel, die Touristen besser auf diese Gegend zu verteilen. So kann die Natur besser geschützt werden und der Profit des Tourismus besser verteilt. Es sind über das ganze Land verteilt Flughäfen in Planung.

Und verraten Sie uns doch, Herr Kuawong, welches ist Ihr Lieblingsort in Thailand?

Im Süden mag ich die Insel Ko Pha-Ngan sehr: sie ist klein, friedlich, ohne viele Touristen. Im Norden ist Chiang Mai besonders, die Menschen sind sehr gelassen, der Tag hat quasi 25 Stunden. Chiang Mai ist eine sehr interessante, hügelige Stadt, die Technologie und eine reiche Kultur gekonnt zu verbinden weiss.