Rail & Road

Die endlosen Weiten der russischen Landschaft könnten schon bald schneller vorbeiziehen – eine transrussische Hochgeschwindigkeitsstrecke, welche westlich nach Berlin und östlich nach Peking verbunden wird, soll bereits 2026 Realität sein. Bild: Andrej Larin

Reisen wir bald im Zug nach China?

Ein Machbarkeitsstudie zum «Eurasia High Speed Railway» kommt zum Schluss, dass das Projekt tragbar ist. Der Baustart erfolgt bereits nächstes Jahr.

Auf der Kurzstrecke vermögen Züge den Flugverkehr gewissermassen zu konkurrenzieren; auf der Langstrecke noch nicht. Doch es gibt Projekte für interkontinentale Hochgeschwindigkeits-Zugverbindungen, welche Alternativen schaffen wollen.

Eines davon ist der «Eurasia High Speed Railway» (HSR), welcher dereinst Deutschland mit China verbinden soll. Die Strecke soll von Peking via Astana und Moskau nach Berlin führen und 9447 Kilometer lang sein. Der grösste Teil der Strecke, rund 2366 Kilometer, wird über russisches Gebiet führen  – und in Russland wird mit Hochdruck am Projekt gearbeitet. Wie die Russische Bahn gegenüber der Agentur «Tass» vermeldet, wurde eine technische und finanzielle Machbarkeitsstudie durchgeführt, welche zum Schluss kam, dass das Projekt vielversprechend ist. Das «grösste Bahnprojekt aller Zeiten» soll also umgesetzt werden.

Finanzierung ist gesichert

Der Baubeginn erfolgt bereits im kommenden Jahr, mit dem Bau einer Hochgeschwindigkeitsstrecke von Moskau nach Kazan (rund 800 Kilometer Distanz); bis 2023 sollen auch die Teilstrecken von Moskau nach Krasnoye an der weissrussischen Grenze (450 Km) sowie von Tscheljabinsk nach Zolotaya Sopka an der kasachischen Grenze (140 Km) im Bau sein. Noch in Planung ist die Verbindung zwischen Kasan und Tscheljabinsk (960 Km), womit der russische Teil des HSR dann abgeschlossen wäre.

Für die Finanzierung sind laut der Bahngesellschaft der Russian Direct Investment Fund, die BRICS New Development Bank, die Eurasian Development Bank, der Silk Road Fund und der Russia-China Investment Fund mitverpflichtet. Die Rede ist von Kosten in der Höhe von rund 3,6 Trillionen Rubel, umgerechnet etwas über 58 Milliarden Franken. Natürlich soll auch eng mit Herstellern von Schienenfahrzeugen und –technologie in Russland, China und der EU kooperiert werden.

Hintergrund des Mega-Bahnprojekts ist natürliche eine bessere Anbindung zwischen Städten innerhalb von Wirtschaft-Ballungszentren (wie z.B. der Korridor Moskau-Kazan) und die kostengünstige und dennoch schnelle Warenbeförderung über längere Strecken im eurasischen Raum. Treiber dieserEntwicklung sind vor allem China und Russland, aber die EU soll auch angebunden werden.

Touristisch gesehen ist die Beschleunigung der Route Moskau-Peking, welche nicht mehr entlang der Transsib-Route sondern zu grossen Teilen durch Kasachstan führen wird, vielleicht weder wünschenswert noch eine reelle Alternative zum Flugzeug. Aber es eröffnet ganz neue Kombinationsmöglichkeiten für zeiteffektive Streckenbefahrungen im eurasischen Raum.

(JCR)