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Offenbar muss das Belair-Personal bis im Herbst auch krank zur Arbeit erscheinen, weil es sonst möglicherweise kein Sozialplan-Geld erhält. Bild: TN

Aeropers nennt das Gebaren des Belair-Managements «unverschämt»

Die Verknüpfung von Sozialplan-Geldern mit dem Gesundheitszustand des Personals wird scharf kritisiert.

Dass Ende Oktober für alle Belair-Mitarbeitenden definitiv Schluss ist, stösst der Cockpitpersonal-Vereinigung Aeropers sauer auf: Denn die eigentliche Anstellungsgarantie bis Ende März 2018 wurde durch einen «freiwilligen Sozialplan» ersetzt, welcher eine Einmalzahlung in Höhe von sechs Monatslöhnen vorsieht. Was auf den ersten Blick vernünftig klingt, ist aber offenbar an Bedingungen geknüpft: Wenn die Belegschaft bis im Herbst 2017 häufiger krank ist als im Vergleichszeitraum 2016, erhält niemand die Sozialplan-Prämie.

Eine verklausulierte Absicherung des Managements gegen Streiks in Form von Krankmeldungen, also. Die Aeropers schreibt dazu in einem Communiqué: «Neben der Tatsache, dass Garantien eines Managers heute nichts mehr wert sind, wird nun auch noch eine perfide Verknüpfung des Gesundheitszustandes der Mitarbeiter mit den auszuzahlenden Gehältern hergestellt.» Aeropers nennt die Verknüpfung der Sozialplan-Prämie an den Gesundheitszustand des Personals «unverschämt».

«Die Mitarbeiter werden massiv gezwungen, auch krank arbeiten zu gehen», sagt Aeropers-Geschäftsführer Henning M. Hoffmann. Dies sei eine klare Gefährdung der Flugsicherheit. «Kein Mitarbeiter will die Schuld daran tragen, dass der freiwillige Sozialplan platzt, weil er eventuell krank war», führt Hoffmann aus. Auch wenn eine Airline liquidiert würde, bliebe es bis zum letzten Tag die Pflicht des Managements, die Flugsicherheit zu gewährleisten.

Auch die «Strohhalmlösung» birgt Probleme

Noch immer legen aber viele Belair-Mitarbeitende ihre letzte Hoffnung in die so genannte «Strohhalmlösung», die einen Verkauf des Unternehmens als letzte Rettung vorsieht. Erste Wahl für diese Anschlusslösung soll die österreichische Niki sein, die seit wenigen Wochen auch aus der Schweiz aktiv ist – eine Airline «mit massiv schlechteren Arbeitsbedingungen», wie Aeropers schreibt. Wer einen solchen Arbeitsplatz ablehne, so denn überhaupt welche angeboten werden, verliere zudem seinen Anspruch auf die noch ausstehende Prämie, was laut Aeropers «unzulässig» sei. Der Arbeitgeber habe in einer solch schwierigen Situation eines Unternehmens eine gesteigerte Fürsorgepflicht dem Arbeitnehmer gegenüber. Dieser werde mit solchen Methoden in keiner Form nachgekommen.

Laut Aeropers zeige sich hier das klassische Bild heutigen Führungs- und Managementstils. Hohe Saläre würden mit Entscheidungskompetenz und grosser Verantwortung begründet, doch sei nichts davon im Fall der Belair zu erkennen. Die Mitarbeiter verlieren ihren Arbeitsplatz, die Manager nur den jetzigen Sessel, denn der nächste wartet schon. So geschehen zum Beispiel bei CEO Lukas Ochsner, der inzwischen bei Air Berlin arbeitet.

(TN)