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Die ITB wird zum Druckmittel bei Vertragsverhandlungen zwischen Bodenpersonal und Arbeitgebern. Bild: Instagram/fraeulein.sonnenschein

Für die Reise an die ITB muss ein Plan B her

Heute entscheidet sich, ob das Bodenpersonal an den Berliner Flughäfen Tegel und Schönefeld nächste Woche streikt. Kommt es soweit, dürfte es Chaos an der ITB geben.

Nächste Woche geht von Mittwoch bis Sonntag wieder das grosse Stelldichein der weltweiten Tourismusbranche in Berlin über die Bühne. Rund 120‘000 Fachbesucher aus aller Welt treffen von Mittwoch bis Freitag auf 10‘000 Aussteller. Eine gigantische Logistik, welche dieses Jahr ernsthaft durcheinander geraten könnte.

Die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di gibt heute die  Resultate einer Urabstimmung bekannt, deren Inhalt die Frage ist, ob die rund 2000 Beschäftigten diverser Bodenabfertigungs-Dienstleister an den Flughäfen Tegel und Schönefeld in der kommenden Woche – just zur ITB hin – in den unbefristeten Streik treten sollen. Kommt es soweit, hat das Konsequenzen für Tausende ITB-Besucher.

Um in den Streik zu gehen, müssen sich mehr als 75% der Mitglieder dafür aussprechen. Die Chance, dass es dazu kommt, ist laut der Berliner Zeitung «Der Tagesspiegel» sehr hoch – dafür spreche etwa auch die hohe Beteiligung bei Warnstreiks an Berliner Flughäfen im Januar. Zwar könnte man sich auch nach Annahme der «Streikempfehlung» bis Dienstag noch mit den Arbeitgebern einigen; wahrscheinlich sei aber, dass per Mittwoch die Berliner Flughäfen dicht machen. Denn ohne Bodendienstleister geht nichts, weder die Passagier- noch die Gepäckabfertigung.

Keine Lohnerhöhung, während BER Millionen verbrät

Konkret geht es beim Streik darum, für das Bodenpersonal in Tegel und Schönefeld eine Erhöhung des Stundenlohns von durchschnittlich elf auf zwölf Euro bei einer Laufzeit des neuen Vertrags von zwölf Monaten herauszuholen, wie der «Tagesspiegel» schreibt. Zeichen einer Annäherung mit den Arbeitgebern gibt es bislang nicht, wie ein Blick auf die ver.di-Website zeigt.

Das Problem der Bodendienstleister: Sie sind das schwächste Glied in der Kette. Damit Konsumenten billig fliegen können, drücken Airlines die Kosten, gerade an den Flughäfen. Diese geben den Kostendruck dann an eigene Kunden wie die Bodenabfertigungen weiter (in Berlin sind die Bodendienste privatisiert). Kommt hinzu, dass die Mitarbeitenden, welche an den chronisch überlasteten Flughäfen Tegel und Schönefeld den Flugbetrieb in die deutsche Hauptstadt am Leben erhalten, keine (moderate) Lohnerhöhung erhalten, während um die Ecke beim immer noch nicht eröffneten Flughafen Berlin-Brandenburg täglich Millionen verbraten werden.

Obwohl aufgrund dessen und der kolportierten Stundenlöhne zwischen 10 und 13 Euro ein gewisses Verständnis für die Forderungen von ver.di vorhanden ist, wird der Streik als Verhandlungsmittel rundweg abgelehnt. Air Berlin etwa, die grösste Kundin der Berliner Flughäfen und einer der wichtigsten Beförderer von ITB-Fachbesuchern, hofft weiterhin auf eine Lösung am Verhandlungstisch statt einem Streik auf dem Rücken der Passagiere.

Sollten Sie nächste Woche zur ITB reisen, ist es auf jeden Fall ratsam, sich schon jetzt einen Plan B auszudenken.

(JCR)