Flug

Wenn jeder Kundenwunsch tariflich berücksichtrigt werden muss, braucht es neue Tarifmodelle und damit Vertriebstools: Die Airlines haben ihre Visionen diesbezüglich durchgesetzt. Das ist nicht unbedingt schlecht für die Reisebranche. Bild: SWISS

Kommentar Der Wille der Airlines geschehe

Seit gestern sind die tiefsten Tarife der Lufthansa Group nur noch über Direktvertriebskanäle buchbar. Das kratzt die Reisebürobranche wenig: Der Markt hat sich längst darauf eingestellt. Was wird das Fluggeschäft in diesem Jahr denn prägen?

Am gestrigen 3. Januar trat sie in Kraft, die im Herbst angekündigte neue Regelung der Lufthansa Group, wonach die Tarife von SWISS, Lufthansa, Austrian Airlines und Brussels Airlines nur noch über Direktvertriebskanäle verfügbar sein würden – also über die Direct NDC API der Lufthansa Group, über das webbasierte Buchungstool SPRK von Farelogix oder die einzelnen Airline-Webseiten sowie die Agenten-Webseite lhgroup-agent.com.

War das für die Reisebranche ein Problem? Mitnichten. Die grossen Consolidator von Hotelplan, Kuoni oder TUI haben inzwischen allesamt Tarifssysteme, welche an die Direct-Connect-Systeme der Lufthansa Group angebunden sind. Davon profitieren nicht nur die eigenen Filialen, sondern auch alle unabhängigen Reisebüropartner. Die grosse Mehrheit der unabhängigen Reisebüros haben ihre IATA-Codes und IATA-Ticketprinter ohnehin schon längst zurückgegeben. Die Consolidator sind also eigentliche Gewinner dieser Marktveränderung.

Zwar muss das Reisebüro eine Gebühr beim Consolidator bezahlen, um an den Bestpreis zu gelangen, und kann dadurch den eigentlich Tiefsttarif gar nicht wirklich matchen. Doch kann es ja umgekehrt auch eine Gebühr beim Kunden verlangen – und zwar meist eine höhere – um überhaupt den Flug auszustellen. Am günstigsten kommt der Kunde grundsätzlich immer, wenn er selber bucht, nur hat er nicht immer die Nerven oder die Zeit dafür. Auch das ist fürs Reisebüro OK: Der reine Flugverkauf ist zwar nicht mehr attraktiv, aber als Hilfestellung für Kunden, welche dafür eine Gebühr bezahlen.

Gleichzeitig gilt es zu erwähnen, dass alle drei grossen GDS inzwischen ihre NDC-Zertifizierungen erlangt haben und ebenfalls bereit für die Zukunft sind.

Höhere Preise als Folge

Unter dem Strich heisst dies alles, dass die Airlines den Markt effektiv nach ihrem Willen gebeugt haben. Kommen nun mit dem NDC-Zeitalter goldene Jahre für die Airlines?

Zumindest in Europa muss man dies mit Nein beantworten. Die grosse Marktbereinigung, wie sie in den USA längst erfolgt ist, bleibt weiterhin aus. Es wird 2019 mit Sicherheit noch zur einen oder anderen Airline-Pleite kommen, zumal der Kerosinpreis weiter relativ hoch ist und das Sitzplatzangebot die Nachfrage übersteigt, was wiederum den Preisdruck hoch hält. Gewinner sind, nebst den Consolidator, also in erster Linie auch weiterhin die Konsumenten, welche sich auch 2019 über viele Flugschnäppchen werden freuen können.

Und doch gibt es bereits Anzeichen dafür, dass es in die andere Richtung, hin zu höheren Ticketpreisen, gehen wird. In diesem Jahr tritt ja auch das «Continuous Pricing» bei SWISS in Kraft, welches eine höhere Flexibilität der Tarifklassen und damit der Tarife selber gewährleistet. Oder anders formuliert: Das Yield Management wird noch verfeinert; dadurch wird die Preisgestaltung noch intransparenter und komplizierter, was Reisebüros in der Regel ein Dorn im Auge ist. Allgemein wird dadurch aber auch mit einem steigenden durchschnittlichen Ticketpreis gerechnet. Das wiederum wäre für alle Akteure – Airlines wie Reisebüros – eigentlich gut. Die Branche fordert schon lange höhere Flugticketpreise. Die Airlines arbeiten auch darauf hin, allerdings nicht auf dem direktesten Weg.

(JCR)