Destinationen

Martin Sturzenegger (Direktor Zürich Tourismus, stehend) sowie Guglielmo Brentel (Präsident Zürich Tourismus) und Martin von Moos (Präsident Zürcher Hoteliers) erläutern das touristische Aufkommen in der Region Zürich. Bild: TN

Getrübter Ausblick bei Zürich Tourismus

Das Corona-Virus wird auf die Logiernächte der Tourismusregion Zürich deutliche Auswirkungen haben. Zudem erhalten die Hotelzimmerpreise zusätzlichen Druck.

Wie schon einige Stunden zuvor an der Medienkonferenz von Schweiz Tourismus, blicken auch die Verantwortlichen von Zürich Tourismus leicht zerknirscht in die Zukunft. Die Coronavirus-Krise ist angekommen.

An der Medienkonferenz von Zürich Tourismus sagt Direktor Martin Sturzenegger: «Der Ausbruch des Corona-Virus wird massive Auswirkungen auf die Logiernächte haben. Alleine der chinesische Markt macht knapp fünf Prozent Marktanteil aus. Für die nächsten Monate rechnen wir mit eindeutig weniger Gästen aus diesem Herkunftsland – aber auch zunehmend mit weniger Gästen aus anderen Regionen. Gerade dann, wenn die Epidemie über die Sommermonate – die Hauptreisezeit – hinausgeht.» Nicht nur für die Hotels sei die Situation schwierig. «Auch Gastronomie, kulturelle Institutionen und der Detailhandel werden Ausfälle im Geschäftsjahr 2020 hinnehmen müssen.»

Dabei hätten die Zürcher Touristiker viel Grund zum Jubeln. Der neue Hauptsitz an der Gessnerallee 3 ist überaus geräumig und stylish – und die Zahlen des letzten Jahren fielen sehr gut aus, nämlich auf Rekordniveau.

Mit 6,53 Millionen Übernachtungen zählte die Tourismusregion Zürich im Jahr 2019 so viele Gäste wie noch nie. Auch die Stadt Zürich legte mit +5,2% deutlich zu. Grosser Treiber dafür waren einheimische Gäste mit einem Plus von 20,2 Prozent. Auch die drei grossen ausländischen Märkte Nordamerika (+6,4%), Deutschland (+2,7%) und China (+17,2%) haben hohe Zuwachsraten. Ebenfalls positiv haben sich die Übernachtungen von Gästen aus den Märkten Frankreich (+5,5%) und Russland (+1,9%) entwickelt.

3200 neue Hotelzimmer

Minuszahlen schreiben indes Grossbritannien (-3.2%), Italien (-7.9%), Spanien (-9.3%), Österreich (-3.2%) sowie die Golfstaaten (-11.3%). Martin Sturzenegger erinnert daran, dass nicht nur die Logiernächte, sondern auch die Auslastung der Hotelzimmer und wie teuer diese verkauft werden, wichtige Kennzahlen für eine prosperierende Tourismusdestination sind: «Nur wenn die Hotelzimmer gut und zu vernünftigen Preisen belegt sind, haben wir alle Ziele erreicht. Trotz Hotel-Boom und vielen neuen Zimmern stiegen die Belegung von 74,8 auf 75,1 Prozent und der RevPar von 170.20 auf 170.90 Franken». Mit dem RevPar (Revenue per available room) wird der Erlös pro verfügbarer Zimmerkapazität gemessen. Damit gehört Zürich im europäischen Städtetourismus zu den Top 5. Im Vergleich: Kostet in Zürich eine Hotelübernachtung 171 Franken, kostet diese in Wien 70 Franken, in Berlin 65 Franken.

Martin von Moos, Präsident von Zürich Tourismus, macht sich derzeit aber nicht nur wegen der Corona-Krise Sorgen, kritisch verfolgt er auch das schnelle Wachstum der Anzahl Hotelzimmer. Die Region Zürich erhält von 2017 bis 2022 total 3500 neue Hotelzimmer, viele davon in der Flughafenregion. Damit dürfte sich der Druck auf die Zimmerpreise nochmals erhöhen. «Wir rechnen damit, dass sich bei gleichbleibender Nachfrage die durchschnittliche Hotelauslastung in den nächsten Jahren von 72 auf 67 Prozent reduzieren wird.»

(GWA)