Destinationen

Die USA bemühen sich, als offenes und warmherziges Reiseland wahrgenommen zu werden. Alle Bilder: REN

Das beliebteste Fernreiseziel der Schweizer zelebriert seine Vielfalt

Heute geht der 52. IPW in Anaheim zu Ende. Was waren die Highlights, was die wichtigsten «Talking Points»?

«Am IPW geht es ums Netzwerken. Geh an jeden Event und sei kein Mauerblümchen.» So lautet der Tipp von Elliott Ferguson, dem CEO von Destination D.C. und frischgebackenen National Chair der U.S. Travel Association. Der Mann weiss, wovon er spricht: Vor zwei Jahren war Washington D.C. Gastgeber des IPW, also der grössten touristischen Einkaufsmesse der USA. Nach Denver im Vorjahr war nun dieses Jahr Anaheim dran. Der insgesamt 52. IPW findet zum 10. Mal in Kalifornien statt und nach 2007 zum zweiten Mal in Anaheim.

Zunächst mal die nackten Zahlen: Am diesjährigen IPW, der heute Mittwoch (5. Juni) zu Ende geht, waren wiederum rund 6000 Delegierte aus 70 Ländern dabei, darunter über 500 Medienvertreter. Natürlich geht es primär ums reine Geschäft, also um die vielen Meetings an drei Tagen, wo Einkäufer aus aller Welt auf US-Anbieter treffen und mit diesen über neue Produkte sprechen und über Bruttoraten verhandeln. Die Macher des IPW haben es aber längst verstanden, dass eine Reise-Messe eben auch ein Happening ist, welche das Land und insbesondere die Gastdestination ins beste Licht rückt und nicht nur von den 500 Medienvertretern, sondern auch von den «Suppliers» und «Buyers» in sozialen Medien mit unzähligen Beitragen zelebriert wird.

Das Rahmenprogramm war demzufolge wie üblich vom Feinsten: Bereits am Sonntag ging es los, für die Journalisten mit speziellen Touren und einem Medienevent, am Abend dann die spektakuläre Opening Night im Disneyland Resort Anaheim, wo die IPW-Teilnehmer auch die brandneue Star-Wars-Attraktion besuchen konnten. Zur Messe-Eröffnung im Anaheim Convention Center dann eine überraschende «California Plaza» im Freien, wo 15 kalifornische Anbieter ihre Produkte zu kennenlernen bzw. probieren feilboten, mitsamt Kunst-Installationen, die natürlich «Instagrammable» sind. Täglich war die California Plaza am Morgen und gegen Ende der Messe geöffnet und bot so zusätzlichen Networking-Raum. Beim Lunch am Montag sangen keine geringeren als die berühmten Beach Boys Hits wie «Surfin' USA» exklusiv für die Delegierten. Am Abend dann konnten sich die Delegierten frei in Anaheim bzw. in der Orange County - wo auch schöne Strände, zum Beispiel an der Huntington Beach, besucht sein wollen - bewegen, wofür spezielle ÖV-Pässe verteilt wurden und ein breites Angebot an Möglichkeiten verfügbar war. Manche konnten sich ein Baseball-Spiel der heimischen California Angels gegen die Oakland A's im Angel Stadium von Anaheim ansehen, während andere ein Privatkonzert mit dem ebenfalls einheimischen Rap-Weltstar Snoop Dogg verfolgen konnten. Am Dienstag gab es beim Lunch wieder Auszüge aus bekannten und neuen Boradway-Shows, und abend nochmals ein breites Angebot an speziellen «IPW Nights» - im Unterschied zu anderen Jahren, wo meistens alle Delegierten zum selben Event geladen sind, was ein enormer logistischer Aufwand ist.

Das wird beim heutigen Schlussabend im Vergnügungspark Knott's Berry Farm doch einmal noch der Fall sein. Stargast hier: Die berühmte Sängerin Natasha Bedingfield. Wer Freunde vor Ort in Anaheim hat, wird auf Facebook, Instagram und anderen Kanälen gewiss wieder aus der Distanz teilhaben können am fantastischen Programm.

Knatsch mit Kuba, Scherereien mit China

Vor lauter Networking- und Show-Events geht das Wesentliche beinahe vergessen. Was waren die Themen auf dem Floor? Natürlich ist die aggressive Aussenpolitik von US-Präsident Donald Trump ein Thema. Wobei dieses Mal vor allem die chinesischen Vertreter mit diesem Problem konfrontiert waren. Im Rahmen des Tarifkonflikts zwischen den USA und China haben Letztere nämlich nun offiziell vor Reisen in die USA gewarnt; ein signifikanter Rückgang der chinesischen Nachfrage ist zu erwarten. Roger Dow, Chairman der U.S. Travel Association und «Mister IPW», erklärte hierzu: «Wir bitten beide Regierungen, den Tourismus nicht zu politischen Zwecken zu missbrauchen, denn die gegenseitige Reisetätigkeit schafft Netzwerke, Verständnis und nicht zuletzt wirtschaftlichen Wohlstand.»

Während diese Feststellung bei China sicher zutrifft, dürften die touristischen Einreisen von Kubanern in die USA dagegen kaum eine Rolle spielen - weshalb Tourismus dorthin eben doch zu politischen Zwecken missbraucht wird, was vor allem Kreuzfahrtunternehmen vor grosse Herausforderungen stellt.

Wo drückt der Schuh sonst noch? Die USA erfreuen sich weiterhin grosser Beliebtheit und konnten im letzten Jahr fast 80 Millionen internationale Besucher empfangen. Doch die Rückgänge aus asiatischen Märkten und ein trotz Zuwächsen eher schwächelnder europäischer Markt verheissen nicht zu viel Gutes hinsichtlich dem globalen touristischen Marktanteil der USA. Europäische und damit schweizerische Reiseveranstalter können dafür vielleicht wieder auf etwas mehr Marketinggeld hoffen, nachdem sich das Verhältnis der USA zu China (und Russland) deutlich abkühlt.

Die Vermarktungsagentur Brand USA hat längst gemerkt, dass man angesichts einer Landespolitik, die auf Abschottung zielt, das Bild der offenen, willkommenden, warmherzigen USA aktiv promoten muss. Das geschieht über IMAX-Filme wie «America Wild», «America's Music» oder «Into the Wild» sowie über neue Initiativen wie «United Stories», wo Geschichten von lokalen Einwohnern aus allen Ecken der USA eingefangen und handygerecht aufbereitet werden. Natürlich wurde auch die «Brand USA Travel Week», welche im September erstmals in London steigen wird, angetönt. Allerdings ist für diese das Feedback der Veranstalter noch skeptisch.

Ist das ein Problem? Nicht zwingend. Von Seiten der Schweizer Veranstalter hört man, dass das USA-Geschäft gut läuft. Vielleicht nicht mehr auf Rekordlevels wie noch vor 4-5 Jahren. Aber die USA sind weiterhin mit klarem Abstand das beliebteste Fernreiseziel der Schweizer.

(JCR)