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Ein Schiff von Royal Caribbean in der norwegischen Fjordlandschaft: In wenigen Jahren soll der Verkehr in den Weltkulturerbe-Fjorden emissionsfrei geschehen. Das dürfte in Norwegen ohne Rücksicht auf Bedürfnisse von Cruise Lines durchgesetzt werden. Bild: Steinar Engeland

In Skandinavien wird in Sachen Umweltschutz Tacheles gesprochen

Schweden möchte gerne Airlines dazu zwingen, auf Biofuel zu setzen. Und in Norwegen wurden soeben die Umweltschutz-Regelungen für Kreuzfahrtschiffe verschärft.

Die skandinavischen Länder sind bei Touristen nicht zuletzt wegen der grandiosen, vielfach noch unberührten Natur sehr beliebt. Damit dies zugunsten von Einheimischen wie auch Touristen so bleibt, arbeiten die dortigen Länder, allen voran Schweden und Norwegen, aktiv an Umweltschutzmassnahmen - auch an solchen, die andernorts wohl als drastisch angesehen würden, in Augen der nordischen Regierungen aber unausweichlich sind, um eben die Natur langfristig zu erhalten. Während sich Schweden vor allem auf den Flugverkehr einschiesst, schafft Norwegen aufgrund seiner beliebten, langen Küstenlinie im Westen vor allem neue Regeln für die Schifffahrt.

Seit dem 1. März dürfen demnach Kreuzfahrtschiffe in den Fjorden mit Weltkulturerbestatus - Geirangerfjord, Nærøyfjord, Aurlandsfjord, Sunnylvsfjord und Tafjord - keine Abwasser mehr ins Meer leiten. Darüber hinaus sollen generell die Schadstoff-Emissionsgrenzen (Schwefeldioxid, Stickstoffoxid etc.) reduziert werden. Zumindest in den genannten Fjorden soll der ganze Verkehr bis 2026 völlig emissionsfrei sein. Allerdings gelten die Reduktionen, welche schrittweise eingeführt werden, auch anderswo. Untersuchungen des norwegischen Seefahrtamtes hatten zweifelsfrei belegt, dass Kreuzfahrtschiffe für einen grossen Teil der Schadstoff-Belastungen entlang der norwegischen Küste, insbesondere in Hafenstädten wie etwa Bergen, verantwortlich sind.

Spezielle Betankung für Flüge nach Schweden?

In Schweden derweil, zuletzt bereits in den Medien wegen dem immer populäreren «Flygskam» (also die Scham davor, zu fliegen), wurde mittlerweile ein Regierungspapier erstellt, in welchem geplant wird, künftig Fluggesellschaften dazu zu verpflichten, nur noch Biotreibstoff zu verwenden. Das Papier, in der Zeitung «Dagens Nyheter» erwähnt, wurde von der früheren Grünen-Chefin Maria Wetterstrand erstellt und soll grundsätzlich die Frage beantworten, was Schweden von Airlines künftig in Sachen Umweltschutz einfordern soll.

Laut Wetterstrand sollen zunächst Incentives für die Verwendung von Biotreibstoff geschaffen werden. Ab 2025 dann sollen die Schrauben diesbezüglich angezogen werden. Bis 2025 sind die Emissions-Reduktionsziele bei 1-5 Prozent, bis 2030 will man aber schon bei 30 Prozent liegen. Wetterstrand meinte sogar, diese Forderung sei «eigentlich schwach, aufgrund der limitierten Verfügbarkeit von Biofuel aber vertretbar». Bereits 2021 ein neues Gesetz eingeführt werden, welches den Airlines die Nutzung von mindestens 1 Prozent Biofuel im gesamten Triebstoffverbrauch vorschreibt, wodurch Schweden mit einem Ticketpreisanstieg von 18 Kronen (rund 2 Franken) rechnet. Bis 2030 würden aber mit den schärferen Forderungen hinsichtlich Biofuel-Nutzung die Ticketpreise um bis zu 250 Kronen (rund 27 Franken) ansteigen - was für Konsumenten ebenfalls vertretbar sei.

Es sei wichtig, dass Schweden intensiv in Kontakt mit den Airlines trete. Man müsse beispielsweise auch aufzeigen, was passiere, wenn Airlines Zusatzmengen Treibstoff laden, um nicht in Schweden auftanken zu müssen, weil dort der gezwungene Biofuel-Anteil für höhere Preise sorgt: Dann würden Airlines schwerer und folglich nocht umweltschädlicher als normal umherfliegen. Ob Schweden dies tatsächlich durchzieht und vor allem ob die Airlines da mitmachen, wird sich zeigen - und zwar schon bald.

(JCR)