Cruise

Der Hafen von Amsterdam: Die Altstadt beginnt am linken Bildrand, beim Hauptbahnhof. Das neue Terminal soll aber weiter oben am Ij-Kanal liegen - wo genau steht noch nicht fest. Bild: Port of Amsterdam/Peter Elenbaas

Ab wann sind es zu viele Cruise-Passagiere?

Amsterdam plant eine Verschiebung des zentralen Cruise-Terminals weiter weg vom Stadtzentrum – als Massnahme gegen den «Übertourismus».

Amsterdam gehört mit einigen weiteren europäischen Städten zu jener kleinen Gruppe, welche sich mit dem Phänomen «Overtourism» auseinandersetzen muss. Gerade das explosive Wachstum im Bereich der Kreuzfahrten setzt der Stadt zu: Wurden 2016 noch 121 Schiffe mit total 281‘907 Passagieren empfangen, sind es für 2017 voraussichtlich 144 Schiffe mit 340‘000 Passagieren und für 2018 haben bereits 170 Schiffe eine Anlegeerlaubnis angefragt.

«Damit kommt Amsterdam nicht mehr klar», liess die stellvertretende Bürgermeisterin Kajsa Ollongren – zu deren Verantwortungsbereich unter anderem die Schifffahrt sowie die Luftfahrt in Schiphol zählen - schon im letzten Herbst verlauten. Besonders mühsam ist aus ihrer Sicht, dass das Kreuzfahrtterminal, das «Passenger Terminal Amsterdam» (PTA), direkt beim Stadtzentrum liegt. Und das Amsterdamer Stadtzentrum ist nun mal relativ alt und eng, was zwar seinen Charme ausmacht, aber bei hohem Touristenaufkommen schnell einengend wirkt.

Die PTA-Chefs protestierten natürlich gegen eine Verlegung des Kreuzfahrtterminals weiter weg vom Zentrum. Ihr Argument: Die Kreuzfahrtpassagiere kommen ohnehin ins Zentrum, unabhängig von ihrem Anlegeplatz. Ausserdem machen Kreuzfahrtpassagiere nur 2% des touristischen Aufkommens in Amsterdam aus. Genau genommen müssen aber noch die Flusskreuzfahrtpassagiere dazu gezählt werden, welche ebenfalls im PTA ankommen und zurzeit noch höhere Zahlen ausmachen als die «Oceanliner»-Kreuzfahrtpassagiere. Mit rund 1900 Ankünften und 500‘000 Passagieren machen diese 3% des gesamten Amsterdamer Touristenvolumens aus.

Neues Terminal soll auch das weitere Wachstum absorbieren

Obwohl noch keine neue Location für ein Terminal definiert wurde, scheint der Umzug aber beschlossene Sache zu sein. Denkbar sei, dass kleinere Kreuzfahrtschiffe sowie Flusskreuzfahrtschiffe am PTA bleiben und grosse Kreuzfahrtschiffe an einem neuen Terminal, vermutlich westlich der Stadt, abgefertigt werden. Laut Ollongren seien mehrere Varianten denkbar.

Ollongren wehrt sich gegen eine Wahrnehmung als Tourismus-Verhinderer. Im Portal «Seatrade» erklärt sie, dass sie ein starkes Kreuzfahrtgeschäft für Amsterdam befürworte, weil es für die Wirtschaft der Stadt wichtig sei und Jobs schaffe. Doch mit dem Wachstum, welches sich noch verstärken wird, seien aber Regulierungen notwendig. Und Wachstum kommt garantiert, allein durch die neue Meeresschleuse in Ijmuiden, welche Ende 2019 für die Schiffahrt öffnet und damit Amsterdam einen 24-Stunden-Cruisebetrieb sowie die Zufahrt grösserer Schiffe ermöglichen wird. Bis 2030 wird mit 250 Schiffsankünften pro Jahr gerechnet, wie an der ITB Berlin erklärt wurde.

In fünf bis zehn Jahren soll das neue Terminal stehen; die Kreuzfahrtgesellschaften werden hinsichtlich der definitiven Location von PTA und Stadt Amsterdam konsultiert. Wer also vom Kreuzfahrtschiff noch ganz leicht zu Fuss ins Stadtzentrum von Amsterdam will, muss in den nächsten Jahren seine Kreuzfahrt buchen…

(JCR)