Tourismuswelt

Kommentar Die Aussichten für Reisebüros werden wieder besser

Gregor Waser

In der breit angelegten SRV-Umfrage zeigen sich Retailer pessimistisch. Doch jetzt verdichten sich die Anzeichen auf Besserung.

Auf den ersten Blick sind das trübe Aussichten. Die Reisebüro-Umsätze haben 2014 leicht abgenommen. Die Rendite verharrt auf 1,4 Prozent geht aus der SRV-Studie heraus. 2015 können die Vorjahresumsätze nur mit einem Mehraufwand und mit mehr Passagieren gehalten werden. Das Jahr ist geprägt von zahlreichen Krisen und Verunsicherungen. Und die LH-Gruppe setzt alles daran, die Buchungen an den Reisebüro-Reservationssystemen vorbeizuleiten.

Auch die Allianz-Befragung der Schweizer Bevölkerung zeigt für Reisebüros negative Entwicklungen auf. Die durchschnittliche Anzahl Reisen mit mindestens drei auswärtigen Übernachtungen ist im Vergleich zum Vorjahr von 2,7 auf 2,61 zurückgegangen. Buchten 2014 63 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer ihre Reise im Internet, ist der Anteil jetzt auf 67 Prozent angestiegen.

"Der Mut bei Reisebüro-Angestellten, eine Beratungsgebühr zu erheben, wächst."

Doch nun mehren sich die Anzeichen, dass die nächsten Monate deutlich positiver ausfallen. Eine Travelnews-Umfrage hat zutage gebracht, dass drei von vier Schweizerinnen und Schweizern in die Herbstferien reisen, so viele wie wohl noch nie. Hotelplan bestätigt diese Entwicklung und TUI Suisse weist ein Plus von fünf Prozent für den Oktober aus. Griechische und Kanarische Inseln, sowie Zypern, Ägypten und Balearen sind die favorisierten Ziele.

Für die Wintersaison zeichnen sich jetzt attraktive und gegenüber Euro-Ländern kompetitive Preise ab. Hat die Euro-Abkoppelung von Mitte Januar die Margen zunächst erodieren lassen, schlagen jetzt die günstigen Einkaufskonditionen durch. Und mit dem Anstieg des Euro von 1,05 auf 1,10 in den letzten drei Monaten wird dieser Effekt noch angeheizt. Die preislichen Gründe für eine Buchung ausserhalb der Schweiz schwinden.

Zwar ist der Internet-Buchungsanteil gewachsen, doch jener der Reisebüros ebenso, nämlich von 22 auf 24 Prozent. Und der Anteil der Beratungshonorare ist weiter angestiegen, die Akzeptanz beim Kunden wächst — der Mut bei Reisebüro-Angestellten, eine Beratungsgebühr zu erheben, ebenso. Und nicht vergessen werden darf: der Grossteil der 67 Prozent Internet-Buchungen bezieht sich auf Städte- und Kurztrips, etwa für einen Swiss-Flug nach Berlin und die Hotelbuchung bei Booking.com – Arrangements, mit denen Reisebüros in den letzten Jahren nur noch Zeit verloren haben. Bei den 24 Prozent Reisebüro-Buchungen indes, dürfte die Anzahl wertvoller Dossiers steigen. Denn für die Reise nach Lappland, Südafrika, Oman, Myanmar oder Costa Rica steht das kompetente Reisebüro in der Favoritenrolle.