Tourismuswelt

Durchzogenes Reisebüro-Jahr, Hoffnung auf den Winter

Gregor Waser

380 Reisebüros nahmen an der Umfrage von SRV, Link und Allianz Global Assistance teil: der durchschnittliche Umsatz eines Schweizer Reisebüros ging 2014 leicht zurück.

Er habe schon viel erlebt, sagte Max E. Katz, Präsident des Schweizer Reise-Verbands (SRV), zu Beginn der Präsentation der aktuellen Umfrageergebnisse und verwies auf Luxor, Tsunami und 9/11. Doch die geballten Ereignisse in diesem Jahr stellten für die Reisebranche nochmals eine neue Herausforderung dar: Kuoni-B2C-Verkauf, Euro-Abkoppelung, neues LH-Tarifkonzept, Schliessung der SBB-Reisebüros, Ankündigung der Distribution Cost Charge, Attentate in Tunesien, Grexit und Flüchtlingsströme.

Bei der Präsentation der Umfrage-Ergebnisse konnte SRV-Geschäftsführer Walter Kunz eine leichte Zunahme der Nettorendite bei den befragten 380 Reisebüros feststellen: "Nicht zuletzt hat die breitere Anwendung der Beratungsgebühren dazu beigetragen". Der Anteil der Beratungshonorare hat in den letzten fünf Jahren deutlich zugenommen, wie der Vergleich mit den letztjährigen Studien zeigt.

Der durchschnittliche Umsatz eines Schweizer Reisebüros ging 2014 geringfügig von 3,279 auf 3,259 Millionen Franken zurück. Der durchschnittliche Umsatz pro Mitarbeiter blieb stabil und betrug 1,02 Millionen Franken. Die Nettorendite von 1,4 Prozent konnte ebenfalls auf Vorjahresniveau gehalten werden. "Das Jahr 2006, als die Nettorendite über drei Prozent lag, werden wir wohl nie mehr erreichen", räumte Kunz ein, immerhin läge man aber deutlich über dem Niveau von 2009, als die Nettorendite unter ein Prozent fiel.

"Vier von fünf Schweizern machen mindestens einmal pro Jahr eine private Reise mit mindestens drei auswärtigen Übernachtungen", hielt Angelo Eggli fest, der CEO von Allianz Global Assistance, der die Studie zum Reiseverhalten der Schweizerinnen und Schweizer präsentierte — 1031 Personen wurden im Juli 2015 befragt. Und was Reisebüros freuen dürfte: Der Anteil an Frühbuchern hat zum Vorjahr um sieben Prozentpunkte zugenommen und die Hälfte der Befragten buchen ihre Reisen mehr als zwei Monate im Voraus.

Der Anteil Internet-Buchungen ist von 63 auf 67 Prozent angestiegen. 2011 lag dieser noch bei 48 Prozent. Die Reisebüros halten sich aber gut. 18 Prozent waren es 2013, 22 Prozent im letzten Jahr und diesem Jahr verzeichnen die Reisebüros einen Buchungsanteil von 24 Prozent. Gleichzeitig fiel der Anteil jener, die eine Reise selber organisieren, auf zehn Prozent zurück. Auch der Abschluss von Reiseversicherungen erlebt im Internet eine Zunahme — von 33 auf 44 Prozent, aber auch die Reisebüros konnten zulegen von 24 auf 31 Prozent. Der telefonische Abschluss von Reiseversicherungen ging indes deutlich zurück von 30 auf 12 Prozent.

Zwar ist der Geschäftsgang 2014 einigermassen zufriedenstellend, die unmittelbaren Aussichten sind aber so schlecht wie seit 2009 nicht mehr, wie aus der Reisebüro-Befragung hervorgeht. Grund hierzu ist im Wesentlichen die Frankenstärke, die zu unmittelbaren Umsatzeinbussen für das Sommergeschäft 2015 in Höhe von gut 10 Prozent führen dürfte. Ein Viertel der Befragten geht sogar von einem deutlich höheren Umsatzrückgang aus. Prof. Dr. Christian Laesser von der Universität St. Gallen stellte fest: "Passagier- und Dossiergrössen nehmen im Vergleich zum Vorjahr in der Tendenz weiter ab — und dies bei eher sinkenden Preisen."

Dass die Schweizer Reisebranche nach einem schwierigen Dreiviertel-Jahr, aber wieder Aufschwung erhalten könnte, davon geht Walter Kunz aus, angesichts der guten Einkaufskonditionen in diesem Jahr und der aktuell verbesserten Währungskonstellation.