Tourismuswelt

Sunday Press Führte verdampfendes Benzin zum Ju-52-Absturz?

Eine «Dampfblockade» könnte die Ju-52 zum Absturz gebracht haben. – SBB-Chef will Mitarbeitern Ferien streichen und zelebriert gleichzeitig seine zweimonatige Auszeit. – Bei der streikenden Ryanair kommt es zu einer Feuerpause.

Beim Gang an den Kiosk gilt es heute Morgen – zumindest in der Stadt Zürich – Scherben und Abfall zu meiden. Zürich lag am Samstag im Bann der Street Parade und einer Million Besucher. Zürich Tourismus dürfte sich über die weltweiten Bilder der Party-Stadt im Sonnenschein freuen. Die schrillen Bilder prägen auch die heutigen Sonntagsblätter.

Ein weiterhin dominantes Thema bleibt der Ju-52-Absturz vom 4. August. Während der «Sonntagsblick» nochmals in eine Ju-52 eingestiegen ist und einen Flug an den Bodensee beschreibt, fragt die «Sonntagszeitung»: Was geschah in der letzten Flugminute? – und hat hierzu den Untersuchungsleiter Daniel Knecht in einem Hangar des Flughafens Payerne besucht, wo die Trümmer der Ju-52 untersucht werden. Knecht inspiziert nicht nur das Wrack, sondern steht auch im Gespräch mit allen Zeugen des Unfalls. Die Befragungen würden mehrere Stunden dauern, seien sehr knifflig und erforderten viel Empathie und Geduld, räumt er ein.

Eine konkrete Flugursache will die «NZZ am Sonntag» ausgemacht haben. Der langjährige Aviatikjournalist Sepp Moser skizziert ein mögliches Unfallszenario. Dass die Ju-52 kurz vor dem Unfall eine scharfe Kurve vollzogen hat, sei wahrscheinlich auf ein Problem zurückzuführen, das die beiden Piloten der Maschine überraschte. Kurz nach der Linkskurve stürzte das Flugzeug beinahe senkrecht zu Boden.

Moser schreibt: «Experten weisen darauf hin, dass sich das Benzin der Maschine stark erwärmt haben dürfte. Die Ju-52 wurde vor dem Start zum Unglücksflug in Locarno am Nachmittag nicht aufgetankt; das war Tage zuvor geschehen. Die hohen Temperaturen in Kombination mit der beträchtlichen Flughöhe über den Alpen könnten dazu geführt haben, dass das Benzin zu verdampfen begann. Das hätte die Treibstoffpumpen behindert – in der Aviatik spricht man von einer <Dampfblockade>. Diese kann dazu führen, dass Triebwerke zu stottern beginnen – was wiederum die Piloten dazu veranlasst haben könnte, kurz vor dem Pass umzukehren.»

Auf eine Dampfblockade – einen «vapour lock» – seien die Piloten wohl nicht vorbereitet gewesen. Dies könnte ein Grund gewesen sein für eine allzu forsche und letztlich tödliche Umkehrkurve. Dabei kam es zum Strömungsabriss, und der Absturz war nicht mehr zu vermeiden.

«Andreas Meyer macht sich unglaubwürdig»

Kritik erntet der SBB-Chef im «Sonntagsblick». Denn Andreas Meyer will langjährigen Mitarbeitern die Option streichen, für ihre Treue zusätzliche Ferienwochen zu erhalten. Kritisiert wird er vor allem deswegen, weil er selber eben ausgedehnte Ferien hinter sich hat mit einer Tauchsafari auf Bali, Biertrinken in Bayern und Klettern in den Alpen. Nach elf Jahren gönnte er sich diese zweimonatige Auszeit.

Die Zeitung hat nun mit Manuel Avallone gesprochen, dem Vizepräsidenten der Gewerkschaft des Verkehrspersonals (SEV), der mit den SBB seit Monaten um einen neuen Gesamtarbeitsvertrag (GAV) ringt. Dieser zeigt sich not amused über Ferientechniker Meyer und poltert: «Meyer predigt, wie wichtig abschalten sei, und will den Angestellten gleichzeitig Ferien streichen. Damit macht er sich völlig unglaubwürdig!»

Mann stiehlt Passagierflugzeug

Ungewohnt boulevardesk titelt die «NZZ am Sonntag» auf Seite 2: «Mann stiehlt Passagierflugzeug». Die Geschichte ereignete sich in Seattle: Ein Flugzeugmechaniker hat am Freitagabend ein Passagierflugzeug gestohlen und ist damit davongeflogen – ohne Starterlaubnis. Der 29-jährige Mitarbeiter der Horizon Air hob mit dem zweimotorigen Propellerflugzeug vom Typ Bombardier Q400 ab und vollführte Loopings, bis er nach rund 90 Minuten auf einer nahen Insel abstürzte. Die Maschine ging in Flammen auf. Der Mann sei dabei ums Leben gekommen. Der lokale Sheriff sprach vor den Medien von einer Spritztour, die furchtbar schiefgelaufen sei. Weitere Personen seien nicht zu Schaden gekommen.

Sehr ernst genommen wurde der Vorgang von der US-Luftwaffe: Zwei Kampfjets waren aufgestiegen. Präsident Donald Trump wurde über das Geschehen informiert. Die Ermittler gehen davon aus, dass sich der Flugzeugdieb das Leben nehmen wollte. Darauf deutet das wirre Gespräch hin, das der Mann mit dem Fluglotsen geführt hatte.

Rega rückte häufig aus

Die «Zentralschweiz am Sonntag» berichtet über den Bergsommer und dass es dabei zu vielen Unfällen kam, bei der die Rega im Einsatz stand. Sie flog seit Anfang Mai rund 3200 Einsätze, 400 mehr als im Vorjahr. Das ist eine Zunahme von 15 Prozent.

Schuld daran sei nicht allein die Hitze in den vergangenen Wochen, sondern allgemein das schöne Wetter. Bereits im Mai und Juni – also noch vor der Hitzeperiode – verzeichnete die Rega mehr Alarmierungen. Allein rund 500 Mal rückte die Rega seit Mai wegen Freizeitunfällen aus. Wegen Bergunfällen wurde sie 330 Mal alarmiert, wegen Sportunfällen 190 Mal.

Feuerpause bei Ryanair

Die «NZZ am Sonntag» wiederum berichtet von einer Feuerpause zwischen Ryanair-Personal und Management. Nach den europaweiten Streiks am Freitag, die 55'000 Passagiere betrafen, sprechen am Montag Vertreter beider Lager unter Leitung eines Mediators.

Ryanair hat als billigste und gleichzeitig profitabelste Airline Europas über Jahrzehnte mit fragwürdigen Arbeitsverträgen für Piloten und Kabinenpersonal die Kosten tief gehalten, hält die Zeitung fest. Ryanair-Chef Michael O’Leary wehrte sich bis 2017 vehement gegen Arbeitnehmer-Vertretungen.

Von Chicago bis Sylt

Über zahlreiche Reiseziele ist in den heutigen Sonntagspresse viel Interessantes zu erfahren. Eine grosse  Geschichte widmet die «Sonntagszeitung» dem Taj Mahal. Thema sind die Renovationsarbeiten des Monuments, das unter einer Mückenplage leidet. Doch der Besuch des Autors in Agra zeigt auch, dass sich mit dem lädierten Wahrzeichen die Probleme ganz Indiens verdichten. Weiter berichtet die Zeitung über die Reederei Costa und deren Kampf gegen Verschwendung von Nahrung an Bord. Und Flanderns Küche sei viel besser als ihr Ruf, zeigt ein Besuch bei belgischen Crevettenfischern.

Überraschend grün präsentiert sich Chicago, schreibt die «Zentralschweiz am Sonntag» und spricht von der grünsten Grossstadt der USA und zahlreichen, nachhaltigen Projekten. Zudem hat die Zeitung das Burgenland und den Neusiedlersee besucht und dabei den Gaumen beeindrucken lassen – etwa von Ananaserdbeere und Paradeiser-Kaiser.

Die «NZZ am Sonntag» war zu Besuch in Sylt und beschreibt im Stilbund «Das Eiland der Austern». Sylt – klein und windig – liegt eingebettet zwischen Wolken, Watt und Wellen. Im Westen zeige sich die deutsche Nordseeinsel von einer wilden, rauen Seite. Im Osten laden die stillen Wasser des Wattenmeers zu Spaziergängen und zum Sammeln von Austern ein.

Und ebenso lesenswert sind in der «Zentralschweiz am Sonntag» sieben kurze Geschichten aus der Redaktion. Es geht um Ferienärger und missglückte Tage am Strand. Zum Glück sind die Ferien vorbei, hält die Zeitung fest.

(GWA)