Tourismuswelt

Sunday Press Der Abgang der alten Tourismus-Garde

Das Tourismusgeschäft hat sich in den letzten Jahren stark gewandelt. Jetzt kommt es auch an der Spitze der grossen Unternehmen zu einem Wechsel. – Dicke Luft herrscht bei der Engadin Tourismus AG. – Im Wallis soll Skifahren Schulfach werden.

Martin Wittwer verlässt TUI. Der Schweiz-Chef will nochmals eine neue Chance packen. Mit 58 Jahren. Für die «Sonntagszeitung» ist dies symptomatisch. Die alte Garde des Tourismus verabschiedet sich langsam.

Wittwer wurde in einer Zeit gross, als das Reisegeschäft noch ohne Internet, Billigflieger und Klimadebatte funktionierte. Das gilt auch für den Schweizer Peter Fankhauser, der mit dem britisch-deutschen Reiseveranstalter Thomas Cook im vergangenen Herbst Insolvenz anmelden musste. Die beiden haben ihre Karriere bei Kuoni lanciert. Doch auch dieser Konzern erlitt Schiffbruch.

«Der Niedergang von Kuoni und Thomas Cook steht sinnbildlich auch für die Veränderungen der grossen Reiseanbieter, die durch die Digitalisierung und das Aufkommen von Online-Giganten wie Booking oder Airbnb sowie Umwälzungen in der Airline-Branche massiv unter Druck kamen», schreibt die «Sonntagszeitung».

Mit Hotelplan-Chef Thomas Stirnimann steht ein weiterer ehemaliger Kuoni-Manager an der Spitze eines Reiseanbieters. Wie lange der 58-Jährige noch macht, ist regelmässig Gegenstand von Diskussionen in der Branche. Auch Stirnimann ist ein langjähriges Kuoni-Gewächs, genauso wie Max Katz, der Präsident des Schweizer Reiseverbands. Katz ist noch bis 2021 gewählt. Ob er nochmals antritt, ist offen.

St. Moritz: Heftiger Streit in der Tourismus AG

Ins Engadin: Die Mega-Hochzeit von Stavros Niarchos und Dascha Schukowa rückt St. Moritz dieses Wochenende wieder in die Schlagzeilen. Hinter den Kulissen geht es im Nobelort weniger feierlich zu und her. Es tobt ein heftiger Streit. Wie die «Sonntagszeitung» schreibt, hat die Gemeinde St. Moritz dem Verwaltungsrat der Engadin St. Moritz Tourismus AG das Vertrauen entzogen. St. Moritz ist neben Samedan, Pontresina und Sils der grösste Aktionär der Tourismus AG. Gestützt wird die Haltung des Nobelortes durch eine Umfrage des Engadiner Hotelierverein unter seinen Mitgliedern in den elf betroffenen Gemeinden: Über 65 Prozent der Hoteliers finden, dass es im Verwaltungsrat Veränderungen brauche.

Ungemach droht dem Verwaltungsrat auch vonseiten seines ehemaligen Tourismusdirektors Gerhard Walter. Dieser war alles andere als erfreut, als ihm der Verwaltungsrat in einem Communiqué vom vergangenen Dezember, in welchem das Defizit offenbart wurde, «mangelnde Führung» und «Kompetenzüberschreitung» vorwarf. Als er gegangen sei, so Walter in der «Sonntagszeitung», «war von einem Defizit von 600’000 Franken keine Rede.» Dies sei erst im Nachhinein aufgebracht worden. Er habe bis heute keine Beweise dafür gesehen. Nun kommt es allenfalls zur Klage. «Wenn es nicht noch kurzfristig eine Einigung gibt, werde ich mich gerichtlich für meine arbeitsrechtlichen Ansprüche und gegen die rufschädigenden Äusserungen des Verwaltungsrates wehren.»

Wallis: Schneesport soll Schulfach werden

Im Wallis macht Erziehungsminister Christophe Darbellay mit einem aussergewöhnlichen Plan von sich reden. Wie die «NZZ am Sonntag» berichtet, will er Schneesport im Wallis zum Schulfach erklären. «Ich bin überzeugt, dass der Wintersport eine Zukunft hat», sagt er. «Doch damit dies gelingt, müssen wir die Jungen zurück auf die Ski bringen. Und dafür gibt es keinen besseren Hebel als die Volksschule.» Staatsrat und Kantonsparlament haben das Projekt bereits gutgeheissen, das die öffentliche Hand 2,7 Millionen Franken pro Jahr kosten wird. Vorgesehen ist, dass es ab dem nächsten Schuljahr startet.

Konkret bedeutet das Projekt für die Walliser Schüler, dass der Sportunterricht neu ab der 3. und bis zur 11. Klasse an drei Tagen pro Winter auf der Skipiste statt in der Turnhalle stattfindet.

Die Jungen auf die Piste bringen will auch die Schneesportinitiative «Go Snow» die 2014 ins Leben gerufen worden ist. Sie verfolgt das Ziel, dass alle Kinder in der Schweiz am Ende der obligatorischen Schulzeit mindestens einen Schneesport (Ski, Snowboard oder Langlauf) beherrschen. Fünf Jahre nach Beginn der Schneesportinitiative zieht Geschäftsführer Ole Rauch in der «NZZ am Sonntag» eine positive Bilanz. Der Verein hat sich auf die Vermittlung von Schneesportlagern spezialisiert und konnte mit diesem Angebot diesen Winter erstmals über 10’000 Schüler erreichen. «Die Tendenz ist äusserst positiv», sagt Rauch.

Öffentlicher Verkehr soll auch Taxidienste anbieten

In der «NZZ am Sonntag» macht noch ein anderer von sich reden: Ueli Stückelberger, Direktor des Verbandes öffentlicher Verkehr. Bis 2040 würde sich der Anteil des öffentlichen Verkehrs verdoppeln. Heute liegt dieser bei 20 Prozent. Um das Ziel zu erreichen, schlägt er unter anderem vor, dass auch Taxis und Rufbusse in das ÖV-Netz miteinbezogen werden. Die Passagiere profitierten dadurch von gesicherten Verbindungen und tieferen Preisen für die Reise bis vor die Haustür. Damit würde die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel interessanter. Postauto betreibt heute schon 20 Rufbussysteme in ländlichen Gebieten.

Generell soll in Randzeiten und an den Wochenenden das Angebot flexibler werden. Unter anderem könnten künftig vermehrt Züge direkt aus kleineren Städten in Freizeitgebiete fahren. Stückelberger: «So lassen sich rasch zwanzig und mehr Minuten einsparen, was diese Verbindungen attraktiver macht.» Dank digitalen Fahrplänen liessen sich bei gutem Wetter auch ohne Probleme Extrazüge anbieten.

Plötzlich Hotelchefin

Ein ganz anderes Thema. Dieses Wochenende finden in Wengen die Lauberhorn-Rennen statt. Passend dazu bringt die «Schweiz am Wochenende» (Gesamtausgabe) ein Porträt über Bettina Zinnert. Die 34-Jährige ist als Chefin der Wengen Classic Hotels für drei der geschichtsträchtigsten Hotels in der Jungfrau-Region zuständig. Im Frühjahr 2015 übernahm sie die Leitung des Familienbetriebs. So geplant war dies nicht.

Eigentlich strebte die junge Frau eine Karriere als Investmentbanken an. Doch dann verstarb ihr Vater, es galt die Nachfolge zu regeln. Die Wahl fiel auf Zinnert. Die Skepsis war nicht nur im Dorf gross. Auch bei ihr. «Ich war es gewohnt, mit grossen Geldsummen zu handeln, aber plötzlich war ich für Menschen verantwortlich», beschreibt sie ihr damaliges Unbehagen. Dies ist Schnee von gestern. Zinnert ist in ihrer neuen Rolle angekommen. Die Hotels laufen. Die grösste Auslastung verzeichnet sie übrigens nicht mehr im Winter, sondern im Sommer. Dank den Amerikanern und den Asiaten, die aufs Jungfraujoch gehen.

Botswana, Lausanne, Tirol und Skandinavien

Die Themen auf den Reiseseiten der «Schweiz am Wochenende» sind Botswana, ein Besuch im Schuhmuseum in Lausanne sowie Tipps fürs nächste Wochenende. Die «NZZ am Sonntag» rückt das Tirol ins Zentrum und die «Sonntagszeitung» wartet mit einem Special zu Skandinavien auf. Die Themen sind unter anderem: Expeditionsreise rund um die Spitzbergen, wandern in der norwegischen Fjordlandschaft das schwedische Gotland und die Finnische Seenplatte.

(DWB)