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Das sagen SRV und Swiss nach der Zümpel-Kritik

Nach der gestrigen Wutrede von Kuoni-Chef Dieter Zümpel nimmt Swiss-Verkaufschef Tamur Goudarzi Pour Stellung. Und der SRV kann nun teilweise Good News bekanntgeben.

Nach monatelangen Flugverschiebungen und Umbuchungen, notabene ohne ein Entgelt dafür zu erhalten, sprach Dieter Zümpel, CEO von Reiseveranstalter DER Touristik Suisse, gestern Klartext. Er bezeichnet die Zusammenarbeit mit der Swiss seit Pandemie-Beginn als schwierig: «Das ist keine partnerschaftliche Beziehung, das empfinde ich als arrogant.» Die durch instabile Flugpläne verursachte Zusatzarbeit bleibe an den Reiseveranstaltern hängen. «Denn ein nicht wie angekündigt durchgeführter Flug bedeutet für uns: Umbuchung, neues Hotelzimmer, anderer Transport. Zusammen mit dem Schweizer Reiseverband verlangen wir deshalb nun eine Entschädigung von der Swiss für unsere Branche.»

Heute reagiert Swiss-Kommerzchef Tamur Goudarzi Pour mit einem Statement an Travelnews: «Für den Zeitraum von August bis Oktober plant Swiss 98 Prozent der publizierten Flüge durchzuführen. Sollten Flüge nicht durchgeführt werden, informieren wir unsere Fluggäste zeitnah. Jeder gestrichene Flug ist einer zu viel und wir möchten uns in aller Form bei unseren Kundinnen und Kunden dafür entschuldigen.»

Dennoch sei es wichtig zu verstehen, dass das Hochfahren des Flugverkehrs in einer pandemischen Lage für alle Systempartner generell komplizierter und anspruchsvoller als das Herunterfahren sei. «Wir haben grosses Verständnis dafür, dass die Unregelmässigkeiten im Flugbetrieb Mehraufwand für unsere Reisebüropartner bedeuten. Daher sind wir mit ihnen sowie mit dem Schweizerischen Reisebüroverband SRV in regelmässigem und konstruktiven Austausch und suchen laufend nach Lösungen, um die Zusammenarbeit weiter zu verbessern.»

Swiss erteilt Absage an 30-Euro-Forderung

«Eine der Massnahmen in der Zusammenarbeit mit unseren Reisebüropartnern ist die flexiblere Personalplanung beim Call Service, um bei hohem telefonischen Anfragevolumen eine gute Erreichbarkeit sicherzustellen», so Goudarzi Pour weiter. «Ausserdem haben wir kürzlich eine gebührenfreie Rufnummer für Reisebüros eingeführt.» Die aktuelle Erreichbarkeit von Swiss für Reisebüros betrage in 9 von 10 Anrufen nur wenige Minuten. «Wir werden hier die Wartezeit sukzessive weiter verkürzen. Als weitere Massnahme pausieren wir per sofort die Erhebung von Gebühren, falls bei Umbuchungen und beim Umschreiben von Tickets unbeabsichtigte Fehler entstehen.»

Neue ADMs, welche im Zusammenhang mit Flugunregelmässigkeiten entstehen, werden also ausgesetzt. Der SRV präzisiert: Dies gilt für Tickets der Lufthansa Group Airlines Austrian, Lufthansa, SWISS und Brussels (257-/220-/724-/082-Ticketstock), die von einer Flugstreichung oder von einem Time Change betroffen sind, welche keinen Waiver benötigen und bei denen bei der Ticketumschreibung ein nicht absichtlich herbeigeführter Fehler entsteht, wie zum Beispiel ein fehlender Eintrag in der Endo-Box, wo die Auswirkungen von niedrigeren Beträgen zu tragen kämen.

Damit kann der Schweizer Reise-Verband einen Teilerfolg verbuchen und zumindest den Schweizer Reisebüros diese zusätzliche Bürde nehmen, bei den häufig entstehenden Fehlern beim Umschreiben von Tickets noch zusätzlich belangt zu werden.

Doch eigentlich möchten Dieter Zümpel und der SRV für die hohen Umbuchungsaufwände entschädigt werden. SRV-Geschäftsleiter Walter Kunz hat den ihm vorschwebenden Betrag der «Handelszeitung» (Abo) mitgeteilt und die aktuellen Schwierigkeiten erläutert: «Tatsächlich hat sich die Zusammenarbeit mit der Swiss erheblich erschwert. Gerade die vielen gestrichenen Flüge bürden der Branche sehr viel Mehrarbeit auf. Wenn jemand einen Flug bucht, um damit rechtzeitig für die Abfahrt seiner Kreuzfahrt zu erscheinen, entsteht infolge der Flug-Absage ein grosser und zeitintensiver Aufwand, um die ganze Reise doch noch sinnvoll zusammenzustellen. Für diese Zusatzaufwände muss uns die Swiss entschädigen.» Dem Geschäftsführer des Reise-Verbandes schwebt dabei eine «Teilentschädigung pro annulliertem Flug und pro Passagier in der Höhe von 30 Euro» vor, «analog den Forderungen der deutschen und österreichischen Kollegen».

Doch diese Forderung scheint nicht auf offene Ohren zu stossen. Tamur Goudarzi Pour sagt nämlich dazu: «Eine weitere Vergütung für Mehraufwand bei Reisebüropartnern durch Swiss ist nicht vorgesehen, wir sehen dies durch die frei wählbaren Service-Gebühren der Reisebüros gegenüber den Kundinnen und Kunden  abgegolten.» Des Weiteren setze die Swiss für alle weiteren Themen weiter auf die gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit dem SRV, diese habe sich in der Corona Krise bewährt.

(GWA)