Tourismuswelt

Kommentar Darum prüfe, wer sich wo versichern will

Linda von Euw

Die Anzahl Kundengeld-Absicherer nimmt zu — noch fehlt es teilweise an Akzeptanz und Transparenz.

Das Jahr 2016 wird kein einfaches für die Schweizer Reisebranche. Reiseveranstalter berichten zwar unisono, dass die Buchungsnachfrage für Länder wie Spanien und Zypern — also solche, die in den Medien Punkto Sicherheit nicht in schlechtem Licht dastehen — steigt. Leidtragender ist aber der östliche Mittelmeerraum. Für die breitabgestützten Veranstalter und Retailer scheint dies nicht besonders problematisch zu sein, da dank den Alternativ-Destinationen trotzdem Geld in die Kassen fliesst.

Was ist aber mit den auf die wenig nachgefragten Ländern spezialisierten Veranstaltern? Diese dürften in diesem Jahr um ihren Umsatz, wenn nicht gar um ihre Existenz bangen. Dass Konkurse jederzeit klang- und sanglos passieren können, zeigt jüngst das Beispiel gateway2travel. Reisebüros tun sich in diesen Zeiten gut daran, die Kundengelder absichern zu lassen. Kommt die Motion von FDP-Politikerin Christa Markwalder vor dem Parlament durch, müssen sowieso bald alle Veranstalter und Reisebüros zwingend über eine Kundengeldabsicherung verfügen.

Während der Garantiefonds vor 20 Jahren der erste seiner Art war und mindestens 50‘000 Franken Garantiesumme als Hinterlegung fordert, gibt es mittlerweile Alternativen. Die Swiss Travel Security (STS) konzentriert sich auf die kleinen und mittleren Unternehmen und bietet ihren Kunden eine Aufnahme ab 30‘000 Franken. Der neuste Player ist der Fair Reisegarant, der sich explizit auf kleine Veranstalter mit einem Jahresumsatz von etwa 1 Million Franken konzentrieren will. Auf den ersten Blick scheint die als Genossenschaft organisierte Firma dann auch die günstigste Variante zu sein: Ab 20‘000 Franken wird ein Reisebüro aufgenommen. Die als Verein tätige TPA fordert von Reisebüro mindestens 20‘000 und von Veranstaltern mindestens 30‘000 Franken Einlage. Sie alle bestimmen die geforderte Garantiesumme unter Berücksichtung der Erfolgsrechnungen der möglichen Kunden – und dies teils verschärft. Wie die Umfrage von travelnews.ch bei den einzelnen Versicherern diese Woche ergab, wird untereinander mit härteren Bandagen gekämpft — gegenseitige Vorwürfe betreffend Rechtsform, Transparenz und Daseinsberechtigungen sind zu hören.

Fair Reisegarant sucht noch die Akzeptanz

Noch offen ist, inwiefern sich der Fair Reisegarant künftig etablieren wird. Zurzeit fehlt es dem jüngsten Kundengeld-Absicherer an Mitgliedern. Die zum jetztigen Zeitpunkt erwartete Zahl von 30 ist noch nicht erreicht. Und offensichtlich akzeptieren die grossen Veranstalter den Reisegarant bislang nicht in dem Umfang, als dass dort abgesicherte Reisebüros dank der Mitgliedschaft einen Buchungscode erhalten können.

So oder so: Nicht jedes Reisebüro, das als Veranstalter agiert, wird eine unter Umständen nötige Garantie von 100‘000 oder mehr hinterlegen können, was aber nicht bedeutet, dass er nicht erfolgreich wirtschaften wird. Gerade kleinere Unternehmen sollten die verschiedenen Angebote genau prüfen: Bei Fair Reisegarant kommt eine jährliche Teilnehmergebühr von 800 Franken hinzu. Zudem muss für jeden Kunden einen Sicherungsschein erworben werden. Der Kunde bezahlt dafür fünf Franken, davon geht die Hälfte an den Versicherer und die andere Hälfte an das Reisebüro. Geht man davon aus, dass ein Unternehmen einige Jahre oder gar Jahrzehnte erfolgreich tätig ist, sind zumindest die 30‘000 Franken, die beispielsweise der STS fordert, schnell erreicht.

Nichtsdestotrotz muss eine solche Lösung nicht per se schlecht sein: Gerade Start-Ups dürften um zumindest für den Moment günstigere Angebote froh sein. Wechseln kann man später nach Bedarf ja immer noch.