Rail & Road
Mit dem Nachtzug nach Amsterdam, Rom und Barcelona
Die Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) und die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) haben aufgrund der steigenden Nachfrage nach Nachtzug-Verbindungen im Jahr 2019 bis zum Ausbruch der Corona-Pandemie grosse Pläne für die Zukunft: Das Nightjet-Netz ab der Schweiz soll von den bestehenden sechs auf insgesamt zehn Linien und 25 Destinationen ausgebaut werden.
Die Anzahl Reisende in den Nachtzügen aus der Schweiz hat im vergangenen Jahr um 25 Prozent zugenommen. Die beiden Unternehmen gehen davon aus, dass sich dieser Trend nachhaltig fortsetzen wird und ein Bedürfnis zum klimafreundlichen und ressourcenschonenden Reisen vorhanden ist. Das gemeinsame Ziel von ÖBB und SBB ist, mehr Reisen auf die Bahn zu verlagern und damit einen Beitrag zur Reduktion der CO2-Emissionen im Reisesektor zu leisten. Die ÖBB betreibt derweil mit 19 Nightjet Linien und acht weiteren Verbindungen mit Partnern das grösste Nachtzugnetz von Europa.
In den vergangenen Monaten haben die SBB und ÖBB verschiedene Ausbauoptionen intensiv geprüft und bewertet. Dank der Kooperation können die Bahnen bei der Produktion und Vermarktung des Angebots Synergien nutzen und Kosten sparen. Mit der am 11. September unterzeichneten Absichtserklärung haben die beiden Bahnen die Strategie der Ausbaupläne von «Nightjet-Netz Schweiz 2024» vorgestellt.
Das sind die konkreten Pläne der Unternehmen
Ab dem Fahrplan 2022 wollen die beiden Bahnen ab Dezember 2021 eine neue, tägliche Nightjet-Verbindung von Zürich – Basel – Frankfurt – Köln – Amsterdam anbieten. Da geeignetes Rollmaterial für Nachtzug-Linien nur begrenzt vorhanden ist, sehen die SBB vor, beim deutschen Anbieter RDC Asset GmbH entsprechendes Rollmaterial zu mieten.
Die Verbindungen ab Zürich über Basel nach Berlin und Hamburg erfreuen sich schon heute an einer steigenden Nachfrage. Deshalb sollen nun die Kapazitäten auf den Strecken erhöht werden. SBB und ÖBB wollen diese beiden Verbindungen wenn möglich ab Fahrplan 2023 mit zwei separaten Zügen auf der ganzen Strecke bedienen. Die Verbindung nach Prag soll als Zugteil des Berliner Nightjet mit Schlaf- und Liegewagen neu auch über Deutschland geführt werden. Durch die geänderte Linienführung entsteht neu eine direkte Verbindung nach Leipzig und Dresden.
Ausserdem sollen neue Nachtzug-Verbindungen nach Rom und Barcelona entstehen. Eine der Linien führt demnach von Zürich über Bern – Brig – Domodossola nach Rom. Eine weitere tägliche Verbindung soll von Zürich über Bern – Lausanne – Genf nach Barcelona gehen. Damit wäre auch eine direkte Anbindung der Westschweiz an das Nachtzugnetz sichergestellt. Die Einführung dieser beiden neuen Linien ist noch nicht gesichert, Abklärungen mit weiteren Partnerbahnen sind noch ausstehend.
Bessere Rahmenbedingungen für Nachtzüge
Mit den Zukunftsplänen setzen sich die SBB, ÖBB und deren Partner auch für bessere verkehrspolitische Rahmenbedingungen für den Betrieb von Nachtzügen in Europa ein. In der Schweiz wird in der Herbstsession vom Parlament die Totalrevision des CO2-Gesetzes beraten. Dieses sieht eine Förderung des grenzüberschreitenden Zugverkehrs aus dem Klimafonds vor. Das Parlament hat letzte Woche der Förderung des internationalen Personenverkehrs inklusive Nachtzüge zugestimmt. Vorbehältlich der Schlussabstimmung und eines allfälligen Referendums würde die finanzielle Unterstützung aus dem Klimafonds der SBB ermöglichen, die hohen und defizitären Betriebskosten der Nachtzugsverbindungen auszugleichen.
Die ÖBB sind der grösste Anbieter im Nachtverkehr in Europa und haben im Rahmen der bestehenden Zusammenarbeit wesentlich zum Erhalt von Nachtzügen ab der Schweiz beigetragen. «Wir sind vom Erfolg des Nightjets überzeugt. Mit der SBB als starke Partnerin können wir den Ausbau des Nightjet Netzes weiter vorantreiben. Wir investieren in neue Züge, 13 Nightjet-Garnituren der neusten Generation werden ab Ende 2022 im Einsatz sein. Mit den zusätzlichen Verbindungen und modernen Wagen wird das Nachtzugreisen noch attraktiver», so Andreas Matthä, CEO der ÖBB. SBB-CEO Vincent Ducrot ist überzeugt, dass die Nachfrage nach Bahnreisen für schnelle Tagesverbindungen und für Nachtzüge weiter zunehmen wird. «Diese Entwicklung ist nachhaltig und die Nachfrage nach umweltfreundlicher und ressourcenschonender Mobilität wird weiter steigen».