Hotellerie

Eines der neuen Hotelkonzepte in Berlin: ein Zimmer im Hotel Sir Savigny. Bilder: HO

Hotel-Boom in Berlin: Vom Kreativ-Konzept bis zur Grosskette

Silvia Schaub

Vor allem im Drei- und Viersterne-Bereich rüstet Berlin kräftig auf.

Wer in Berlin absteigt, hat wahrlich die Qual der Wahl. 2016 entstanden vor allem in der City West, in Mitte und rund um den Ostbahnhof in Friedrichshain mehr als 1100 Hotel-Zimmer, in diesem Jahr sollen es nochmals 1600 Zimmer sein.

Vor allem grosse Hotelketten wie die Amanou-Group, Motel One, Marriott mit Moxy oder die türkische Titanic-Gruppe haben die deutsche Hauptstadt im Visier. Doch auch kleinere Hotelunternehmen warten mit spannenden Konzepten auf. Es sind die Details, die diese Hotels so speziell machen. Wie zum Beispiel das Hotel Sir Savigny in City West.

Hinter Sir Savigny steht nicht nur die inhabergeführte Gruppe Europe Hotels Private Collection, sondern ein galanter, geistreicher Gastgeber und ein Kosmopolit. Wer im gleichnamigen Hotel an der Kantstrasse im Charlottenburger Jugendstil-Viertel eincheckt, wird sozusagen in der guten Stube des Gastgebers empfangen.

Bücherei nennt sich das Herzstück des Hauses, die gleichzeitig als Reception dient und Sir Savignys Vorliebe für edle Bildbände und Klassiker verrät. Natürlich ist Savigny eine Kunstfigur, doch das Design des israelischen Architektenduos Baranowitz+Kronenberg hat in diesem Hotel eine Stimmung geschaffen, als könnte man tatsächlich in jedem Moment diesem Herrn mit Stil irgendwo über den Weg laufen.

Ersatzstrumpfhosen für Damen

In den Zimmern des im vergangenen Herbst eröffneten Hotels ist die Aura des Gastgebers in jeder Ecke spürbar: Die Zimmer mit bodentiefen Fenstern sind in satten Grau- und Grüntönen, Samtstoffen und Leder stilvoll eingerichtet. Art Déco-Elemente gemixt mit modernen Mid-Century-Einflüssen verleihen einen männlichen Charme, der sehr behaglich wirkt.

Hier achtet man auf kleine Details: Antike Teppiche, Kronleuchter, Radio und selbst die Wasserhähne im Bad sind sorgfältig gewählt. Ausgesuchte Bücher und Magazine, Spirituosen und Snacks sind auf dem Sekretär angerichtet. Sir Savigny denkt an alles – sogar an Laufmaschen. Ersatzstrumpfhosen bringen auch die Damen nicht in Verlegenheit.

Wer Hunger verspürt, drückt auf den Dial-a-Burger-Knopf und bestellt im Hotelrestaurant «The Butcher». Und weil das Sir Savigny nur 44 Zimmer und Suiten beherbergt, fühlt man sich rundum persönlich betreut (www.sirsavignyhotel.com, Zimmer ab 105 Euro).

Zimmer in den ehemaligen Badewannen-Kammern

Auch das Hotel Oderberger ist in seiner Art einzigartig. Denn ursprünglich war das Haus am Prenzlauer Berg ein Stadtbad, das 1902 eröffnet wurde. Nach vierjähriger, behutsamer Sanierung stehen in dem denkmalgeschützten Neorenaissance-Gebäude nun 70 Zimmer, 5 Turmsuiten und 2 Appartements auf Vier-Sterne-Niveau für die Gäste offen.

Schon beim Betreten des Hotels taucht man in die Geschichte des Hauses ein. Das alte Kassenhäuschen ist Vorzimmer der neuen Bibliothek, der neue Tresen der Hotel-Rezeption ist mit alten weissen Kacheln ausgestattet, das alte Treppen-Geländer mit Fischmuster wurde aufgefrischt.

Die Zimmer sind in den Seitenflügeln des ehemaligen Männer- und Frauentraktes untergebracht, wo sich früher die Badewannen-Kammern befanden. Sie sind nun 22 bis 38 Quadratmeter gross, lassen aber immer noch die ursprüngliche Nutzung spüren. Die türkis- und grünfarbenen Badezimmertüren sind noch da, die Kofferablagen aus alten Hölzern ebenfalls.

Das Spektakulärste am Hotel ist zweifellos das Stadtbad, das immer noch auch öffentlich genutzt werden kann. Weil die Schwimmhalle das Prunkstück des Hauses ist, wird der Raum auch für Events genutzt – dank einem Beckenboden, der hochgefahren werden kann, ohne dass das Wasser abgelassen werden muss (www.hotel-oderberger.de, Zimmer ab 135 Euro).

Das Paris der 20er-Jahre in Berlin

Nochmals in eine andere Epoche eintauchen kann man im Hotel «Provocateur Berlin» der deutschen Hotelgruppe Gekko. Mit viel Samt, Ecken und Nischen ist das Hotel eine Hommage an das Paris der 20er-Jahre. Das kürzlich eröffnete Haus mit 59 Zimmern in Wilmersdorf setzt auf elegantes Design in Schwarz und Rot und verspricht ein burlesk-sinnliches Wohnerlebnis.

Das Interieur von Saar Zatrir besticht durch viele Details, wie etwa dem Lift aus dem Jahr 1912, der die Gäste nicht nur zu den Etagen bringt, sondern auch in eine andere Zeit. In den Zimmern erklingt per Knopfdruck Musik und es werden Bilder an die Wand projiziert (www.provocateur-hotel.com, Zimmer ab 135 Euro).

Ausblick auf die kommenden Eröffnungen

  • Die dänische Hotelkette Guldsmeden eröffnet im Sommer ihr erstes Hotel in Deutschland an der Potsdamer Strasse.
  • Im Herbst soll am Breitscheidplatz das Motel One im 118 Meter hohen Upper West mit 582 Zimmern den Betrieb aufnehmen.
  • Ebenfalls im Herbst wird das grösste Motel One Deutschlands am Berlin-Alexanderplatz an der Grunerstrasse mit 708 Zimmern und einer Skybar im 19. Stock eröffnet.
  • Gleich drei Hotels werden entlang des noch bestehenden Mauerteilstückes aufgehen: Das Meininger Hotel Berlin East Side Gallery mit 245 Einzel-, Doppel- und Mehrbettzimmern, das Boutique-Hotel Indigo Berlin City-East Side mit 119 Zimmern sowie das Hampton by Hilton Berlin City East mit 254 Zimmern.