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Wann sind Reisen nach Thailand wieder möglich? Bild: Adobe Stock

Ferien im Land der Masken

Gregor Waser

Thailand, das Land des Lächelns, tut sich schwer mit dem Tourismus-Neustart. Viele Betriebe haben ihr Personal entlassen und die Tourismusbehörden planen, nur bestimmte Gebiete zu öffnen. Eine Situationsaufnahme.

Dank frühzeitigen Vorsichtsmassnahmen ist Thailand – wie auch weitere Länder Südostasiens – von Corona-Infektionen deutlich weniger betroffen als Europa. Gleichwohl steht wegen der Pandemie der Tourismus im beliebten Reiseland still – ein Sektor, der 13 Prozent der Wirtschaftleistung ausmacht, noch mehr als in den Tourismusländern Spanien und Griechenland.

Bis am 30. Juni 2020 sind internationale Flüge verboten. Am 1. Juli werden diese zwar wieder aufgenommen, doch nach Thailand einreisen können Touristen wohl erst im Oktober. Yuthasak Supasorn, der Vorsteher der Tourism Authority of Thailand (TAT), sagt in einem CNN-Interview: «Als frühesten möglichen Zeitpunkt für die Rückkehr der Touristen nach Thailand erachte ich das 4. Quartal. Wir werden aber nicht das ganze Land öffnen und nicht für alle Reisenden, schliesslich befinden wir uns immer noch in Alarmbereitschaft und können unsere Schutzbestimmungen nicht aufheben.»

Gemäss Yuthasak Supasorn schaut der TAT-Plan so aus, dass zunächst nur gewisse Gebiete für den Tourismus geöffnet werden, etwa Koh Pha Ngan oder Koh Samui, isolierte Gebiete, wo Gesundheitschecks effizienter durchgeführt werden können. Und es soll auch nur gewissen Ländern die Einreisemöglichkeit gewährt werden.

Weiter spricht der TAT-Chef auch von stärkerem, lokalen Tourismus. Ob dieser aber nur ansatzweise die internationalen Ausfälle auffangen kann, darf bezweifelt werden.

«Kein land of smile, aber ein land of masks.»

Travelnews hat mit Klaus Oegerli gesprochen. Der ehemalige Chef von Switzerland Travel Centre und langjährige Kadermann von Schweiz Tourismus lebt heute in Hua Hin und verfolgt den thailändischen Tourismus genau. «Wishful thinking», sagt Oegerli zum Plan, den lokalen Tourismus zu fördern, «das Durchschnittseinkommen in Thailand beträgt schliesslich nur 350 Franken im Monat.»

«Mittlerweile gilt eine Maskentragpflicht, deren Missachtung mit bis zu 20’000 Thai Baht (600 Franken) und/oder Gefängnis bestraft wird. Solange eine solche Haltung in der Regierung vorhanden ist, wird es schwierig mit dem Tourismus», befürchtet Oegerli.

An einen Normalbetrieb in der Wintersaison glaubt Klaus Oegerli derzeit nicht: «Ich bezweifle, dass die Hochsaison normal verlaufen wird. Viele kleinere Betriebe haben ihr Personal entlassen und müssen quasi wieder von vorne beginnen. Im Juli sollen zwar incoming flights wieder erlaubt werden, aber nur mit Gesundheitszeugnis und Versicherungsnachweis. Die Maskentragepflicht wird wahrscheinlich bestehen bleiben. Kein land of smile, aber ein land of masks.» Die Verunsicherung der Gäste  werde zu einem starken Einbruch führen. Dabei gebe es Provinzen wie Prachuapkirikhan/Hua Hin, die seit mehr als einem Monat keinen einzigen Corona-Fall mehr hätten.

«Skandalös, dass gewisse Reiseveranstalter ihre Rechnungen für den letzten Winter nicht umfänglich beglichen haben.»

Die Lage in Thailand scheint also noch nicht wirklich klar und für Touristiker sind die kommenden Monate nur schwer planbar. Travelnews hat Ruth Landolt, die Geschäfsführerein des Asien-Spezialisten asia365 nach ihrer Meinung gefragt, wie sich das Thailand-Geschäft entwickeln könnte.

Zur voraussichtlichen Öffnung im 4. Quartal sagt Ruth Landolt: «Wann genau Thailand aufmachen wird, ist zurzeit noch völlig offen. Zwar hat der TAT Governor vom 4. Quartal gesprochen. Das war möglicherweise seine persönliche Einschätzung. In diesen Zeiten ist Flexibilität das Gebot der Stunde. Eine Öffnung wird von vielen Faktoren abhängig sein, vor allem von den Infektionszahlen in Europa.»

Auf die Frage, was sie von ihren Hotelpartnern vor Ort gehört habe, sagt sie: «Die Situation ist prekär. Der thailändische Tourismus ist zwar krisenerprobt und anpassungsfähig, aber eine solch krasse Situation hat noch niemand erlebt und werden wohl kaum alle überleben. Deshalb ist es auch skandalös, dass gewisse Reiseveranstalter ihre Rechnungen für den letzten Winter nicht umfänglich beglichen haben. Dieses Geld fehlt den Hotels nun, um über die Krise zu kommen.» Sie baue aber auf die unglaubliche Resilienz der Thailänder.

Und wie gestaltet sich derzeit die Arbeit bei einem Asienspezialiten? «Die letzten 2,5 Monate waren wir damit beschäftigt, unsere Arbeit der letzten Monate zu vernichten», hält die asia365-Chefin fest. «Wir waren ja super gut unterwegs und hatten nun eine entsprechend grosse Menge an Dossiers zu bearbeiten. Es ist schon eine unglaubliche Situation und mutet immer noch surreal an. Soviel Gratis-Arbeit gibt es in keiner anderen Berufsgattung.» Neubuchungen seien im Moment eine rare Angelegenheit. «Zwar haben wir tolle Anfragen, aber die Kunden vertrösten uns mit der fixen Buchung auf später, wenn hoffentlich alles ein bisschen klarer sein wird.»