Cruise
Das grosse Zittern der Cruise-Industrie
Nina WildDerzeit kursieren in verschiedenen Medienberichten Meldungen, welche nicht sehr optimistisch für den Kreuzfahrt-Winter stimmen. Die Rede ist beispielsweise von der Mein Schiff 4 der TUI Cruises. Weil es mehrere Coronafälle an Bord gab, mussten die rund 1600 Passagiere in Gran Canaria von Bord gehen. Für etwa 300 Personen endete die Reise vorzeitig. Gemäss dem Portal «Schiffe und Kreuzfahrten», das eine Unternehmenssprecherin zitierte, wurde der Reiseabbruch als Vorsichtsmassnahme getroffen. Zunächst waren vier Passagiere infiziert und nach der vollständigen Testung aller Personen an Bord wurden weitere Fälle entdeckt. Betroffene inklusive Kontaktpersonen wurden zunächst in einem vorgesehen Bereich an Bord und später an Land isoliert. Sie alle zeigen glücklicherweise nur leichte Symptome.
Ein ähnliches Szenario spielt sich derzeit auf einem Royal-Caribbean-Schiff ab, das sich auf der Rückkehr nach Miami befindet. Beinahe 50 Personen auf der Symphony of the Seas wurden positiv getestet - alle bis auf einen der betroffenen Passagiere sind geimpft. Die Reisenden wurden in Isolation geschickt. Alle seien asymptomatisch oder zeigen nur leichte Symptome. Insgesamt befanden sich beim Reiseantritt 6091 Passagiere an Bord.
MSC Cruises schliesslich hat aufgrund der sich zuspitzenden Lage in ganz Europa wegen der Virusvariante Omikron ihre geplanten Kreuzfahrten mit der MSC Magnifica abgesagt. Am vergangenen Sonntag (19. Dezember) hätte die einwöchige Weihnachtskreuzfahrt «Europäische Metropolen» starten sollen. Die Gäste wurden jedoch wieder nach Hause geschickt. Die Fahrten sind vorerst bis 15. Januar ausgesetzt.
«Es gibt sehr wenige Fälle im Verhältnis zu den Reisenden»
Welche Auswirkungen hat die negative Berichterstattung auf die Cruise-Industrie und wie beurteilen Profis die Lage? Cornelia Gemperle, Geschäftsführerin Kuoni Cruises, sagt auf Anfrage von Travelnews: «Weltweit sind wieder über 60 Prozent der Kreuzfahrtschiffe in Betrieb und es gibt sehr wenige Fälle im Verhältnis zu den Reisenden.» Die Mein Schiff 4 habe die Kreuzfahrt vorsorglich abgebrochen, damit die Weihnachtsreise nicht gefährdet werde. Ab Februar komme die Impfpflicht für das Schiff. «Omikron macht sich überall stärker bemerkbar und davon sind alle betroffen. Auf Schiffen gibt es ein grosses Ausmass an Tests und darum sind positive Fälle auch eher erkennbar. Ein Hotel kann wohl kaum gleiches sicherstellen», ist sich die Spezialistin sicher.
MSC-Pressesprecherin Sylvia Bachert beurteilt die Situation folgendermassen: «Die Omikron-Variante stellt uns vor neue Herausforderungen - insbesondere die neuen Vorschriften der Länder, die wir bereisen - auf die wir reagieren müssen.» Dennoch ist sie überzeugt, dass dank des immer weiterentwickelten Schutzkonzeptes «eine Kreuzfahrt mit MSC weiterhin zu einer der sichersten Arten des Reisens gehört.» Dazu gehören strenge Massnahmen wie universelle Tests, effektive Sicherheitsmassnahmen an Bord und Impfpflicht für alle Gäste ab zwölf Jahren und die Crew.
«Die Situation ist nach wie vor enorm schwierig», sagt Andi Hiltl, Inhaber und Geschäftsführer von onlinetours. Besonders die kleneren Unternehmen, welche sich ausschliesslich auf Kreuzfahrten spezialisiert haben, scheinen besonders unter der seit fast zwei Jahren bestehenden Situation zu leiden.
Last-Minute ist im Trend
Es stellt sich natürlich die Frage, wie denn die Aussichten auf das Wintergeschäft stehen. Sebastian Selke, Geschäftsführer MSC Cruises Schweiz, sagt: «Die MSC Magnifica wird voraussichtlich ab dem 15. Januar 2022 wieder in See stechen. Unsere Zielgebiete Mittelmeer, Rotes Meer, Emirate und Karibik im Winter 21/22 sind weiterhin buchbar. Natürlich sind unsere Kunden vorsichtiger: Aktuell beobachten wir einen starken Last-Minute Trend.» Generell empfiehlt das Unternehmen den Kundinnen und Kunden, sich regelmässig über die MSC-Website, über die jeweiligen Einschiffungs- bzw. Einreisebestimmungen zu informieren. Darüber hinaus sei es wichtig, sich an die Hygienebestimmungen zu halten, den Mindestabstand wahren und sich bei der Crew über die Empfehlungen zu informieren.
Gemperle fügt an: «Die neue Variante, sowie auch die zusätzlichen Testmassnahm bremsen natürlich das Buchungsverhalten. Kurzfristige Buchungen gibt es aber immer wieder. Gerade die Kanaren sind aktuell wohl am einfachsten zu bereisen.» Es gelte weiterhin Flexibel zu bleiben. Änderungen zu Einreisbestimmungen oder Fahrplanänderungen seien bis zur Rückkehr möglich.