Tourismuswelt
«Wahrscheinlich ist es einfacher, eine Reisewarnung für Mali zu veröffentlichen»
Linda von Euw
Für einen Reiseversicherungs-Konzern sind die Reisehinweise des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten essentiell. Wie stark verfolgen Sie die Updates des EDA?
Thomas Tanner: Wir verfolgen die Reisehinweise sehr genau. Diese sind für uns Matchentscheidend: Ab dem Moment, wo das EDA eine Reisewarnung veröffentlicht, sind Annullationen von Reisen in dieses Gebiet ein versichertes Ereignis.
Werden Sie jeweils vom EDA vorinformiert, wenn eine Reisewarnungen herausgegeben wird?
Nein, das EDA fällt ihre Entscheide autonom. Wir nehmen diese lediglich zur Kenntnis.
Würden Sie sich ein anderes Vorgehen vom EDA wünschen?
Mir ist bewusst, dass das EDA keinen einfachen Job hat. Sie müssen verschiedene Interessen wahren: wirtschaftliche wie auch diplomatische. Nehmen wir Mali als Beispiel — ich gehe davon aus, dass es nach den Anschlägen vom Freitag eine Reisewarnung gibt. (Anm.d.Red.: Die Reisewarnung besteht, allerdings wurde diese schon vor dem Anschlag herausgegeben.) Wahrscheinlich ist es einfacher, eine Reisewarnung für Mali zu veröffentlichen als beispielsweise eine für die Türkei. Ich nehme an, dass man leichter an verlässliche Informationen zur Sicherheitslage in der Türkei kommt als zur derjenigen in Mali. Auf jeden Fall habe ich grossen Respekt vor der Arbeit des EDA.
Würden Sie es begrüssen, wenn die Schweiz Ihre Reisehinweise mit anderen Nationen wie Deutschland oder Frankreich abgleichen würde?
Ab und zu gibt es Irritationen, wenn die Deutschen oder Franzosen andere Reisewarnungen herausgeben als die Schweizer. Viele Kunden wollen sich dann auf diese berufen, was leider nicht möglich ist. Man muss auch sehen, dass zum Beispiel Frankreich zu gewissen Ländern aufgrund der kolonialen Vergangenheit einen anderen Bezug hat als die neutrale Schweiz. Würde das EDA jeweils zuerst auf den Entscheid der anderen Nationen warten, ginge wahrscheinlich auch alles viel länger. Ich begrüsse die Unabhängigkeit des EDA. Wir sind ja schliesslich ein souveräner Staat mit einer autonomen Aussenpolitik.