Tourismuswelt

Sunday Press Kuoni lanciert Preiskampf — Konkurrenz spricht von Preiskrieg

Die neue Besitzerin Rewe will verlorene Marktanteile zurückgewinnen — Lufthansa steht in der Kritik.

Der Wirtschaftsteil der heutigen „SonntagsZeitung“ ist für die Reisebranche ein Muss. „Lufthansa benachteiligt Swiss-Mitarbeiter“ heisst die Schlagzeile auf dem Bundauftakt. Die Autorin wirft der Lufthansa vor, beim grössten Konzernumbau der Geschichte die Beschäftigten in der Schweiz zu benachteiligen und ungenügend zu informieren. Im Zentrum steht das Bodenpersonal, das in der Schweiz 1600 Mitarbeiter umfasst. „Der Standort Zürich droht dabei ins Hintertreffen zu geraten“, schreibt die „SoZ“, „denn die Schweizer Sozialpartner werden über die Vorgänge nur verzögert informiert.“ Während die Personalvertreter in Deutschland und Österreich über die Umbaupläne bereits informiert seien, hätten die Schweizer Personalvertreter bis heute keine Informationen erhalten. Der Grund: Die Lufthansa nutze die geringeren Informations- und Mitspracherechte in der Schweiz aus. Mit dem Umbau will die Lufthansa 500 Millionen Euro Kosten einsparen.

Kuoni geht in die Offensive — Konkurrenz ist alarmiert

Kuoni-Schweiz-Chef Marcel Bürgin will und muss Marktanteile zurückgewinnen. Mit eigenen Charterplätzen für die Günstigmarke Helvetic Tours auf Langstreckendestinationen wie die Malediven, Dominikanische Republik oder Phuket in Thailand verschärft er den Preiskampf — „zur Freude der Kundschaft“, wie die „SoZ“ schreibt. Kuoni will im Massengeschäft den Preisvorteil, der ihr die neue Besitzerin DER Touristik beschert, „voll ausspielen“, sagt Bürgin. Demgegenüber hat Konkurrent Hotelplan aus Vorsicht die eingekauften Flugplätze für die Sommersaison um 15 Prozent reduziert.

Die Branche ist sich einig, dass 2016 ein schwieriges Jahr wird. Der Schweizer TUI-Chef Martin Wittwer geht von einem „Spätbuchungsjahr“ aus, weil die Kundschaft wegen Terroranschlägen, der internationalen Lage und sich häufende Nachrichten über Massenentlassungen verunsichert ist. Zudem sind wichtige Sommerdestinationen wie die Türkei und Tunesien eingebrochen, die Türkei liegt zwischen 40 und 60 Prozent unter Vorjahr.

Trotz der schwierigen Zeit und dem hart umkämpften Markt will nun auch Thomas Cook mit eigenen Reisebüros in die Schweiz kommen, wie der neue Schweiz-Chef Markus Leutner ankündigt. Bis vor kurzem hatte der oberste Chef des britischen Konzerns, der Schweizer Peter Fankhauser, kein Interesse am Aufbau eines eigenen Vertriebs in der Schweiz gezeigt. Deshalb habe die Konkurrenz den Strategiewechsel „mit Stirnrunzeln registriert“, schreibt die „SoZ“. Leutner sieht für Thomas Cook trotz des gesättigten Marktes und der drei grossen Player Kuoni, Hotelplan und TUI  „ein enormes Potenzial in der Schweiz.“

Auch die „NZZ am Sonntag“ berichtet, dass die Terrorangst der Reisebranche massiv zusetzt. „2015 dürfte als eines der schlimmsten Jahre in die Annalen eingehen“, schreibt das Blatt. Das Flüchtlingsdrama im Mittelmeer führe zu „massiven Abbestellungen und Umbuchungen“. Die Hauptgeschichte ist aber ein grosses Porträt über Globetrotter-Chef André Lüthi, der als „Reisebüro-Chef mit Sendungsbewusstsein“ beschrieben wird. Er beweise, dass man im Reisegeschäft trotz der Online-Konkurrenz „erfolgreich sein kann“.

Schweiz Tourismus hofft auf mehr Touristen aus China und Iran

Jürg Schmid, Direktor von Schweiz Tourismus, setzt verstärkt auf den chinesischen Markt, um der Krise im Schweizer Alpentourismus zu trotzen. In einem Interview mit der „Zentralschweiz am Sonntag“ äussert er die Erwartung, dass in den nächsten Jahren vermehrt chinesische Gäste die Alpen und den Skisport entdecken. Deshalb will Schweiz Tourismus künftig nur noch den Individualtourismus und nicht mehr den Gruppentourismus fördern.

In der „SonntagsZeitung“ hofft die Organisation dagegen auf mehr Touristen aus Iran. Nach dem Wegfall der Sanktionen biete das Land „eine Chance“. Es werde geprüft, ob der Iran als „neuer Wachstumsmarkt“ bearbeitet werden soll. Laut Daniela Bär von Schweiz Tourismus sind die nationale Fluggesellschaft Iran Air und die grösste private Fluggesellschaft des Landes in Gesprächen über direkte Verbindungen von Teheran nach Zürich und Genf.

Retourkutsche für zu viel PR in eigener Sache?

Die Swiss hat die Inbetriebnahme der neuen Boeing 777 zu einer grossen PR-Offensive genutzt. Bereits der Jungfernflug der ersten Maschine in die Schweiz wurde auf allen Medienkanälen prominent vermeldet und gefeiert. Damit nicht genug. Auch auf dem ersten Linienflug nach New York waren geladene Gäste und Journalisten an Bord, auch travelnews.ch. Der „SonntagsBlick“ benutzte die Gelegenheit, um über den Swiss-Chefpiloten Ola Hansson, der die Triple 7 nach New York flog, ein grosses Porträt zu machen. Der Journalist der „SonntagsZeitung“ liess es sich in der Businessklasse (Preis ab 3574 Franken) und in New York ebenfalls wohl ergehen, um dann die Swiss für ihre PR-Offensive abzustrafen. Unter dem Titel „Wolkenhure für einen Tag“ beschreibt er vor allem den grosszügigen Alkoholkonsum vor, während und nach dem Trip. „Die Reise wird zum dreitägigen Rauscherlebnis“, heisst es etwa, oder „vollgetankt begeben wir uns in den Flieger“. Der vielleicht peinlichste Satz geht so: „Am Flughafen JFK hat niemand von uns etwas zu verzollen, obwohl wir reichlich Treibstoff intus haben.“

In den Reiseteilen erfreuen Reportagen über den Osten Sri Lankas, wo die Wunden des Bürgerkrieges langsam verheilen („SoZ“), über das landschaftlich reizvolle und faszinierende Kirgisien („Zentralschweiz am Sonntag“) sowie über Portugals „wilden weissen Westen“ („Schweiz am Sonntag“).

(HPB)