Tourismuswelt

Schock im Januar — Kuonis Notbremse zur Unzeit

Gregor Waser

Im Jahresrückblick beleuchtet travelnews.ch die zwölf prägendsten Geschehnisse dieses turbulenten Reisejahres.

Die Woche vom 12. Januar begann bei Kuoni friedlich. Am Montag trat der neue Touroperating-Chef Marco Amos seinen Job am. Am Strassenrand prangten die neuen Plakate. Am Dienstag präsentierte Kuoni das neue Online-Reisemagazin Elsewhere und eine Studie, die besagt, wie gut Beratungsgebühren akzeptiert werden.

Doch am Mittwochmorgen dann aus heiterem Himmel: Das 109 Jahre alte Unternehmen gibt den Verkauf seines Herzstückes bekannt. Kuoni wird für Privatkunden keine Reisen mehr organisieren.

Das war eine Notbremse zur Unzeit und eine fragwürdige Wertvernichtung: Mitten in die heisse Buchungsphase gab Kuoni seine Verkaufsabsichten bekannt und verunsicherte damit Buchungswillige, obwohl die Kuoni-Reisebüros weiterhin offen waren. Für die über 1000 passionierten Reisespezialisten von Kuoni Schweiz begann das grosse Bangen. Gibt es einen Käufer, der sowohl Touroperating als auch die 81 Reisebüros übernimmt und aufrechterhält?

Aus börsenrelevanter Optik mochte der Verkaufsentscheid angesichts der zuvor bescheidenen Finanzergebnisse und des wachsenden margenarmen Online-Vertriebs auf den ersten Blick Sinn gemacht haben. Doch diese Börsen-Gefallsucht hatte dem Unternehmen im Innern zugesetzt. In den letzten 15 Jahren schaffte es Kuoni nicht, in eine nachhaltige Ablösung des veralteten IT-Systems zu investieren. Zwar lief mittlerweile seit einigen Wochen mit Tango parallel zum alten ein neues System. Der Tanz mit Tango erfolgte aber zu spät.

Am 22. Juni übernahm DER Touristik Kuoni Schweiz. Am 14. Oktober gab Kuoni bekannt, das DER-Buchungssystem Blank für Helvetic Tours-Produkte  im Januar 2016 einzuführen. Derweil bei der Kuoni Group am 5. November Zubin Karkaria die Konzernspitze von Peter Meier übernahm.

Die Geschehnisse um Kuoni vom 14. Januar 2015 erhielten in den Medien zunächst aber nur kurzfristig Widerhall. Denn tags darauf teilte die Nationalbank die Euro-Abkoppelung mit — mit weitreichenden Folgen für die gesamte Exportwirtschaft, aber auch für die Outgoing-Reisebranche und den Incoming-Tourismus. Wie sich in den Wochen darauf Schweizer Reisebüros in der Euro-Falle wiederfanden, lesen Sie morgen beim Blick auf den Februar.