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Heinz Karrer und Zubin Karkaria. Bild: Keystone

Kuoni-Konzernspitze: Heinz Karrer schickt Zubin Karkaria ins Rennen

Hanspeter Bürgin

Kuoni Group zieht die Notbremse. Der neue CEO Zubin Karkaria baut 350 Stellen ab. Die Konzernkosten werden um einen Drittel reduziert nach einem Verlust von 121,2 Millionen Franken im dritten Quartal. Der bisherige CEO Peter Meier muss gehen.

Das sagt Heinz Karrer, Verwaltungsratspräsident der Kuoni Group, zur neuen Ausrichtung und dem Leistungsausweis vom neuen CEO Zubin Karkaria:

Nach lediglich 18 Monaten im Amt verlässt CEO Peter Meier die Kuoni Group per sofort, wie der Konzern am Donnerstagmorgen mitteilte. Die Personalie kam angesichts der unerfreulichen Nachrichten und der schlechten Performance der Kuoni-Aktien keineswegs überraschend. Trotzdem war das Interesse von Analysten und Medien für die auf 9 Uhr angesetzte Konferenz gross. Rund 60 Teilnehmer verfolgten die Präsentationen von Verwaltungsratspräsident Heinz Karrer, dem neuen CEO Zubin Karkaria sowie Finanzchef Thomas Peyer.

Der 47 Jahre alte indische Manager, der seit 20 Jahren für Kuoni tätig ist, sei die „geeignete Persönlichkeit“ den kriselnden Konzern mit seinen gut 8000 Beschäftigten in die Zukunft zu führen, begründete Heinz Karrer den Wechsel an der Spitze. Auf Nachfrage attestierte er Peter Meier „in der Transaktion einen guten Job gemacht zu haben“. Nun aber sei es an der Zeit, die neue strategische Ausrichtung „beschleunigt umzusetzen“. Was Karrer nicht sagte: Offenkundig hat Peter Meier den Sprung vom Finanzchef zum CEO nicht wirklich geschafft und musste deshalb gehen. Dieser habe sich „absolut professionell verhalten“, sagte ein Insider, als es in den letzten Tagen darum gegangen sei, die beschlossenen Massnahmen aufzugleisen.

Mit dem angekündigten Verkauf der Reisesparte in Europa, Indien und Hongkong hatte der Verwaltungsrat vor rund 10 Monaten die Branche überrascht. In der Zwischenzeit konnten die schweizerischen Reisebüros und das übrige Europa-Geschäft an den deutschen Rewe-Konzern verkauft werden, allerdings zu einem bedeutend tieferen Preis als erhofft. Die verbleibenden drei Divisionen — das Reisegeschäft für Gruppen (GTS), das Visa-Geschäft (VFS) und die IT-Plattform für Hotelbuchungen (GTD) – sollen nach den Plänen des neuen CEO’s dezentral und viel eigenständiger als bisher geführt werden. Der Inder Zubin Karkaria, der seit 2013 Mitglied der Konzernleitung ist, bleibt in Personalunion für das erfolgreiche Visa-Geschäft zuständig. VFS Global sei die „wachstumsstärkste, innovativste und profitabelste Division“ der Kuoni Group, heisst es im Pressetext. Die Umsatzrendite beträgt 20 Prozent.

Das Sorgenkind ist das Geschäft mit Gruppenreisen, das vor allem in Japan eingebrochen ist. Die angestrebte Restrukturierung des GTS-Bereichs soll 350 Vollzeitstellen kosten. Von Kündigungen werde auch der Schweizer Standort betroffen sein, sagte Heinz Karrer. Ziel sei es, „sich rasch mit flexibleren, konsteneffizienteren Strukturen den sich verändernden Marktverhältnissen anzupassen“. Die Einführung einer umfassenden IT-Lösung wird gestoppt. Die Support- und Konzernfunktionen werden der „deutlich kleineren Kuoni Group“ angepasst, wodurch die Konzernkosten um rund einen Drittel sinken.

Neben weiteren personellen Veränderungen — die 40 Jahre alte Prisca Havranek-Kosicek aus Österreich wird Nachfolgerin von CFO Peyer — teilte der Verwaltungsrat weiter mit, dass er sich im Hinblick auf die nächste Generalversammlung vom 26. April 2016 verkleinern und erneuern werde. Gesucht werden neue Mitglieder mit „entsprechendem Expertenwissen“, die der veränderten strategischen Ausrichtung von Kuoni Rechnung tragen. Diese werde zusätzlich bekräftigt, sagte Karrer, durch die Partnerschaft mit der chinesischen HNA Group, die unter anderem im Tourismus und der Luftfahrt tätig ist und weltweit gegen 120'000 Leute beschäftigt. Als weiteren „wichtigen Schritt“, die neu ausgerichtete Kuoni Group voranzubringen, sieht Heinz Karrer auch die vom Verwaltungsrat angestrebte Aufhebung der Stimmrechtsbeschränkung. Ob und wie sich die Hugentobler Stiftung, die mit ihren sechs Prozent der Aktien über 25 Prozent der Stimmrechte verfügt, dazu stellt, ist noch offen. Man habe zwar mit allen wichtigen Aktionärsgruppen gesprochen, betonte Karrer, „aber wie sich die Stiftung entscheidet, weiss ich nicht“.

Die Kuoni-Group-News von heute früh, 7 Uhr.