Here & There

Mail aus... Singapur — der Duft der Grossstadt

Matthias Wipf

Die "Lion City" befindet sich im Ausnahmezustand: es ist "Formula 1 Season" und die Smog-Werte sind zurzeit derart hoch, dass die Verkäufer von Atemschutzmasken einen reissenden Absatz haben.

Singapur ist eine lebendige, vibrierende Stadt, architektonisch hoch interessant, mit vielen Grünflächen auch — und das Essen, etwa in den typischen "Hawker stalls", den Strassenküchen wie Lau Pa Sat, ist schlicht und einfach fantastisch. Imponierend, wie sich der Kleinstaat ohne jede Bodenschätze innert 50 Jahren - die Zeichen der Jubilaumsfeierlichkeiten diesen Sommer sind noch allgegenwärtig — gemausert hat.

Wir haben uns, wie für unsere ganze Reise geplant, ein schnuckeliges Appartment im Stadtzentrum gesichert, das unter dem wohlklingenden Titel "funky penthouse" angeboten wurde — und kamen so auch elegant darum herum, während der besagten "Formula 1 Season" doppelt und dreifache Hotelpreise bezahlen zu müssen. Ja, omnipräsent war in den vergangenen Tagen die Formel 1: "Are you here for the race?", wurde man allerorten begrüsst. Ganze Strassenzüge waren abgeriegelt und einzelne Lokalitäten geschlossen - der Marina Bay Street Circuit, das einzige Nachtrennen der Formel 1, führt schliesslich mitten durch die Millionenmetropole an der Südspitze der malayischen Halbinsel. Noch mehr Touristen aus aller Welt, oft nur für das Rennwochenende angereist, waren also vorort.

Bemerkenswert, dass gerade Singapur, das sich sonst als "Stadt im Garten" verkauft, immer neue Grünanlagen baut, einen für achtlos weggeworfenen Müll (zumindest auf dem Papier) drakonisch bestrafen kann und Autos in Anschaffung und Betrieb fast prohibitiv teuer hält, gleichzeitig den Formel 1-Zirkus mit offenen Armen empfängt. Aber auch wir sicherten uns natürlich Tickets und genossen das Spektakel aus nächster Nähe — mit dem "Wahlschweizer" Sebastian Vettel auf Ferrari als grossem Triumphator, und anschliessend mit mindestens ebenso tollen Konzerten, etwa von Rockstar Bon Jovi, mitten auf dem Renngelände, zwischen Dutzenden Hochhäusern. Ein tolles Erlebnis!

Dass das Rennen aber überhaupt durchgeführt werden konnte, war lange nicht sicher, denn heuer sind die Smog-Werte, verursacht durch illegale Brandrodungen im benachbarten Sumatra, wieder ganz extrem. Eine dichte Staubwolke hängt über der Stadt. Vorübergehend, just auf das Rennen hin, schien der Wind zu kehren, regnete es auch kurz — und manche vermuten maliziös, die Regierung habe ein "Wundermittel" in die Luft gelassen. Inzwischen aber kletterte der Feinstaub-Wert sogar über 300 PSI, so dass der Notstand ausgerufen wurde, Schulen vorläufig geschlossen bleiben, Openair-Veranstaltungen in Sport und Kultur abgesagt wurden und auffallend wenige Menschen auf den Strassen zu sehen sind. Atemschutzmasken, zuweilen auch als modisches Accessoire getarnt, verkaufen sich gut. Für uns aber, die wir morgen Richtung Hanoi weiterfliegen, gilt, trotz Smog: wir haben den "Duft" von Singapur, und während eines kurzen Abstechers auch von Malaysia mit Malakka und Kuala Lumpur, in vollen Zügen eingezogen. Unbezahlbar, wenn uns etwa ein Chinese in Chinatown auf seiner alten Gitarre "Muess i denn zum Städtele hinaus" vorspielt. Asia, we are ready for more!