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Verlieh Schweiz Tourismus in den letzten 18 Jahren viel Drive: Jürg Schmid. Bild: TN

Europäer in der Schweiz: So wenige wie seit 1958 nicht mehr

Im Jahr der Euro-Abkoppelung fehlten den Schweizer Hotels 1,2 Millionen Logiernächte europäischer Gäste. Jürg Schmid ortet einen Ausweg.

Insgesamt beläuft sich der Rückgang der Logiernächte in der Schweiz im vergangenen Jahr auf 0,8 Prozent. 2015 wurden noch 35,6 Millionen Übernachtungen registriert. Die Nachfrage einheimischer Gäste blieb stabil (+ 0,2%), jene der ausländische Gäste sank total um 1,7 Prozent.

Der Anstieg von Gästen ausserhalb Europas konnte den markanten Rückgang europäischer Gäste einigermassen abfedern. In Zahlen: 9,3 Prozent der europäischen Gäste blieben aus, das sind 1,2 Millonen Logiernächte. Die europäische Nachfrage generierte 2015 insgesamt 11,8 Millionen Logiernächte, so wenig wie seit 1958 nicht mehr. Fast die Hälfte dieses Rückgang ist auf das Ausbleiben deutscher Gäste zurückzuführen. 12,3% weniger Übernachtungen deutscher Gäste wurden registriert. Auch aus Holland (- 14,4%), Frankreich (- 6,2%), Italien (- 7,6%) und Belgien (- 9,5%) blieben viele Gäste aus. Das Minus aus Russland belief sich gar auf 30,7%.

Die Anzahl Gäste aus Asien hat dafür einen neuen Höchststand erreicht. Dank einem Plus von 18,6 Prozent aus Asien stieg das Logiernächte-Total erstmals auf über 4 Millionen aus dieser Region. Am stärksten war das Wachstum aus China, den Golfstaaten, Indien und Korea. Die Nachfrage aus den USA hat zugenommen mit einem Plus von 5,7%. Auch aus Afrika und Ozeanien kamen mehr Gäste.

Bei den einzelnen Regionen zog Graubünden den Schwarzen Peter. 335'000 Logiernächte fehlten, ein Minus von 6,6%. Auch das Wallis und die Ostschweiz liessen Federn. Dafür konnte die Region Zürich zulegen mit einem Plus von 208'000 Logiernächten (+ 3,9%).

Auf die Jahresstatistik negativ niedergeschlagen hat sich der schlechte, schneearme Dezember. Alleine im letzten Monat des Jahres sanken die Logiernächte total um 5,6% — alleine aus dem Ausland um 9,1%.

Schweiz Tourismus will mehr Skandinavier

„Nach grossen Rückgängen seit 2010 rechnen wir auf Ende 2016 mit einer Stabilisierung der Logiernächteentwicklung aus Europa. Ein sanfter Turnaround des alpinen und ländlichen Tourismus zeichnet sich ab“, sagt Jürg Schmid, Direktor von Schweiz Tourismus, zur aktuellen Entwicklung. Die starke Marktpräsenz in Europa werde in der Marketing-Strategie 2016 beibehalten, weiter konzentriere sich ST auf eine intensivere Bearbeitung weniger preissensibler Märkte wie Skandinavien.

Die konsequente Ausrichtung auf kaufkräftige und schweizaffine Zielgruppen in Europa, beispielsweise Naturliebhaber oder Städtereisende, soll dazu beitragen, so Schmid weiter, die erwartete Stabilisierung der Übernachtungs-Rückgänge zu unterstützen. "Die Rückgänge der Hotelnächte im Berggebiet und die hohe Preissensibilität in Europa bleiben Herausforderungen, denen wir mit einer noch konsequenteren Ausrichtung auf das Erlebnismarketing begegnen."

(GWA)