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Das Adrenalin hat Hochsaison: Die besten Naturerlebnisse im Alpensommer

Dieser Feriensommer ist nichts für Stubenhocker. Noch nie war das Spektakel unter freiem Himmel so gross. Ein aktueller Rundblick über die Outdoor-Schweiz.

Von Adelboden bis Zuoz: die Angebotspalette der Schweizer Ferienorte an Outdoor-Aktivitäten sprengt das bisherige Vorstellungsvermögen. Die Schweiz verkommt im Sommer zwar nicht gerade zum Rummelplatz — stille Orte, Täler und Wälder gibts weiterhin genügend —, aber das Ausmass und die Vielfalt der Erlebnisse in freier Natur sind beeindruckend. Die Schwei- zer Ferienorte wollen sich abheben, mit der Konkurrenz aus Österreich mithalten oder ganz einfach ihrem Ideenreichtum eine Plattform geben. Sogar die ursprünglichste Form der Outdoor-Aktivität hat eine sanfte Revolution erlebt: das Wandern. Themenwege halten Einzug, spezielle Stoppmöglichkeiten oder ausgefallene Besichtigungen.

In Wengen etwa boomt die Wanderung auf der Lauberhornstrecke. An der Absprungkante des Hundschopfs zu stehen, sorgt für eine anregende Diskussion. Frick promotet den Saurierweg: Erst gehts zur Inspiration ins Sauriermuseum, dann raus auf den Dino-Lehrpfad. Im Toggenburg lockt der Klangweg: Zwischen Alt St. Johann und Wildhaus warten auf der gemütlichen Wanderung 23 Klangskulpturen. Wie klingt Wasser? Wie transportiert ein Baum Töne? Einige Täler weiter im appenzellischen Gonten gibts neu einen Barfussweg, in Scuol GR einen Schellen-Ursli-Weg, in Arosa heisst es Wandern mit den Packgeissen und ausgerüstet mit Feldstecher und Pflanzenbestimmungsbuch gehts im Entlebuch auf den Moorweg.

Davos ist das neue Bike-Mekka. Auf der sechs Kilometer langen Gotschna-Freeride-Piste können sich Mountainbiker über Steilkurven, Sprünge und Wellen wagen. Und am Eingang des Flüelatals wurde zudem in einem Waldstück der Adventure Park Färich angelegt. Die Bike-Strecken sind so gestaltet, dass Anfänger und geübte Fahrer Spass haben. Mit dem eigenen Bike darf der Bikepark kostenlos benutzt und vor Ort können Protektoren, Helme oder Dirtbikes gemietet werden. Grosse Anziehungskraft für Biker hat auch der Erlebnispark Monte Tamaro, 15 Kilometer nördlich von Lugano. Neben einer anspruchsvollen Mountainbike-Strecke locken hier ein Hochseilpark, eine Rodelbahn und eine superlange Tyrolienne zum Erlebnis unter dem freien Himmel.

Klettern ist nicht mehr nur die Sache von professionellen Alpinisten. Der Pilatus etwa ist zum Erlebnisberg für alle Action- und Adrenalinfans avanciert. Balancieren im Seilpark, über die extralange Rodelbahn sausen oder die Riesenrutsche runter, heisst es hier. Ein Abenteuer in der Feeschlucht verspricht Saas-Fee. Die anspruchsvolle Tour führt durch eine tief eingeschnittene Schlucht — mittels Tyrolienne, über Hängebrücken, Leitern und Stahlseile. Gemächlicher gehts in Grindelwald mit der Gondelbahn hoch. Dann gibts einen Adrenalinschub auf dem First Flieger. Im sicheren Gurt angeschnallt gehts runter nach Schreckfeld. Ebenfalls an Seilen befestigt ist die neue Cabrio-Luftseilbahn auf das Stanserhorn, auf dem Oberdeck lässt sich die Fahrt und der Panoramablick mit zerzaustem Haar geniessen.

Breit ist auch das Angebot an Outdoor-Erlebnissen auf Seen und Flüssen. Ein Klassiker ist das Riverraften auf dem Vorder- rhein, über Stromschnellen, entlang hohen Felswänden. Eine Kanutour lockt auf die Reuss, die Strecke Bremgarten– Mellingen ist sehr abwechslungsreich. Die noch junge Fortbewegungsart auf dem Wasser Stand Up Paddling wird stehend auf einem speziellen Surfbrett ausgeübt, mit einem Paddel kann man sich auf dem Brett mehr oder weniger effizient fortbewegen. Erfunden habens die Hawaiianer, Kurse in der Schweiz gibts etwa auf dem Thunersee.

Kräfteschonender und beschaulicher gehts mit dem Halbkatamaran die Aare hoch, von Solothurn nach Büren, vorbei an Storchenkolonien und den Jurahöhen. Und dass auch Kursschiffe für bleibende Naturerlebnisse sorgen, beweist die Strecke von der Rorschacher Bucht in die Mündung des Alten Rheins, entlang Naturschutzgebieten, vorbei an Fischreihern. Wem das Beobachten von Entenfa- milien dann doch etwas zu langweilig ist, kann sich die Engelberger Sprung- schanze runterstürzen – Adrenalinaus- stoss inbegriffen: Auf der Landebahn der Einsiedler Sprungschanze gehts mit dem Airboard – einer Art Luftmatratze mit Griffen – runter über den Grastep- pich, mit bis zu 95 km/h. Genauso ver- rückt ist Zorbing: In Engelberg können Wagemutige in eine drei Meter grosse, aufblasbare Kugel mit reissfestem PVC steigen und sich den Hang hinunterrol- len lassen. Ein 70 Zentimeter dickes Luft- polster federt die Unebenheiten des Bo- dens ab. UND WER NOCH nicht genug Adrenalin ausgestossen hat, geht am besten in die Luft: Etwa bei einem Tandemflug mit dem Gleitschirm, gute Bedingungen bie- tet dazu das Appenzell mit dem Hohen Kasten oder dem Kronberg. Die Outdoor-Schweiz hat aber auch die Kultur erfasst. Die Agenda 2012 strotzt von Open Airs und Freilichtbüh- nen. Bis im September sind die Wochen- enden prall mit Events gefüllt. Auch hier sind es die Ferienorte, die den Ton ange- ben und mit der «Eventitis» einem allfäl- ligen Schwund der Gästezahlen entge- genwirken möchten. In Sarnen geht am 17. August das Klassik-Open-Air über die Bühne. Ein Evergreen für die Theatervorstellung draussen ist Karl’s kühne Gassenschau: die Tingeltangel-Truppe gastiert mit «Fa- brikk» bis am 1. September in Winter- thur. Mit «Cyclope» lockt ein neues Frei- lichtspektakel, einer Mischung aus Zir- kus und Musik, nach Biel – noch bis zum 15. September. Die Tell Freilichtspiele in Interlaken dauern bis zum 7. September. Draussen gibts aber auch Kunst zu erleben: Zürich zelebriert Art and the Ci- ty bis zum 23. September: an 30 Orten in Zürich West sind Werke namhafter Künstler installiert. Und auch gelesen wird outdoor: Das Berner Literaturfest vom 22. bis 25. August erfolgt in den Strassen und Gassen der Altstadt.

(GWA)