Tourismuswelt

Das Widder Hotel in Zürich, das Grand Hôtel du Lac in Vevey und das CERVO Zermatt haben in Sachen Blogger/Influencer dazugelernt.

«Wir prüfen die Anzahl Follower im Vergleich zur Anzahl gelikter Bilder»

Drei Schweizer Fünf-Sterne-Hotels geben Einblick in ihre Influencer-Strategie und wie «falsche» Influencer entlarvt werden.

Welche Erfahrungen machen Sie bei der Zusammenarbeit mit Bloggern/Influencern?

Lara Savastano, Marketing Assistant Widder Hotel, Zürich: In der heutigen Zeit ist es unumgänglich, mit Bloggern und Influencern zusammenzuarbeiten. Wir reduzieren die Zusammenarbeit allerdings auf Influencer und Blogger, die auch wirklich dem Stil des Hauses gerecht werden und in deren Blogs Design, Kunst und Architektur eine Rolle spielen. Wir wollen dank der Zusammenarbeit modern erscheinen und natürlich eine gewisse Reichweite erzielen.

Nina Molling-Califano, Direktorin Grand Hôtel du Lac, Vevey: Im Allgemeinen machen wir sehr gute Erfahrungen. Ausgewählte Blogger sind mittlerweile sehr professionell und gehören nun fest zu unserem PR-Plan. Für uns ist es eine neue, aber sehr effiziente Weise mit einer speziellen Zielgruppe zu kommunizieren und zu geringen Kosten am Markenimage zu arbeiten.

Nathalie Orlando, Event & PR Managerin Cervo Zermatt: Wir haben grundsätzlich sehr gute Erfahrungen gemacht. Die meisten Blogger/Influencer sind sehr dankbar für eine Zusammenarbeit und machen uns gute Bilder, Stories und Berichte. Wir können so mehr Gäste ins Cervo holen und mehr Followers auf den Social Media Portalen generieren.

Wie wählen Sie die jeweiligen Blogger/Influencer aus?

Orlando: Durch Ausfüllen eines Akkreditierungsformulars stellen wir schnell fest, bei welchen Bloggern/Influencern das Interesse wirklich da ist. Wir prüfen die Seiten, ob der Inhalt und Stil zu uns passt und prüfen die Anzahl Follower im Vergleich mit den Anzahl gelikten Bilder.

Molling-Califano: Wir achten auf die Follower-Zahlen, aber natürlich auch auf das Profil des Influencers: Können wir uns als Marke mit dem Image des Influencers identifizieren und – noch wichtiger – werden sich unsere Gäste darin wiederfinden? Wenn dies gegeben ist, sind wir einer Kooperation gegenüber sehr offen.

Savastano: Die Blogger kommen in einem ersten Schritt auf uns zu und schlagen eine Zusammenarbeit vor. Wir sammeln darauf unsere Informationen zu der jeweiligen Person und evaluieren ob diese ein Vertreter des Widder Hotels sein sollte oder nicht. Die Zielgruppe sollte in jedem Fall derjenigen des Hauses entsprechen. Wir unterscheiden hier zwischen Hotelgästen (Übernachtungsgäste) und Food & Beverage (Restaurantgäste). Plus internationale und nationale Gästesegmente, die wir anziehen wollen.

Wie viel Beträgt das Jahresbudget für solche Kooperationen?

Savastano: Wir haben keine eigene Budget-Aufstellung für Blogger Aktivitäten, sondern kalkulieren dies in unserem Pressebudget mit ein. Zusätzlich kann man sagen, dass solche Kooperationen mehr einer gegenseitigen Dienstleistung entsprechen.

Orlando: Um 5000 Franken, je nach Anfrage auch mehr.

Molling-Califano: Es bleibt überschaubar und im Vergleich zu anderen Medien bleibt es eine günstige Kommunikationsvariante.

Wie gross ist der messbare Output bei einer solchen Zusammenarbeit?

Savastano: Richtig messbar ist bei solchen Marketing Aktivitäten schwer zu sagen. Klar festzustellen ist, dass während dem Zeitraum solcher Blogger-Kollaborationen auf den Sozialen Medien mehr Frequenz zu sehen ist.

Molling-Califano: Relativ gross. Wir hatten kürzlich den Besuch von Mango_Butterfly (Anmerkung: Eine der Top drei InfluencerInnen der Schweiz). Ein einziges Bild mit ihr an unseren neuen Lime Pool Club Bar hat über 40 000 Likes erreicht. Wir haben ihre Posts natürlich auf unseren Social Media Kanälen geteilt und ebenfalls sehr viel Aufmerksamkeit von unseren Followern bekommen.

Orlando: Wir haben diesen bislang nicht geprüft. Ein solches System ist bei uns in Arbeit.

Erhalten Sie viele Anfragen von Leuten, die sich als Influencer ausgeben und einfach eine günstige Übernachtung suchen? Wie reagieren Sie auf diese?

Molling-Califano: Kommt vor und zwar gar nicht so selten. Wir lehnen dann höflich ab… Am Anfang haben wir vielleicht einige wenige schlechte Erfahrungen gemacht. Das spricht sich aber schnell herum und mittlerweile sind wir auch ein bisschen schlauer.

Savastano: Heutzutage betiteln sich viele als Blogger und Influencer. Unklar ist, ab wann man ein solcher ist. Wir reagieren auf jede Anfrage gleich: Passt dieser Mensch zu uns und bringt er einen Mehrwert. Plus ist er bereit auch für das Haus Werbung zu generieren oder will er nur übernachten. Dafür arbeiten wir mit unserem Blogger-Agreement (Gegenleistungs-Vereinbarung). Schlechte Erfahrungen haben wir auch schon gemacht, allerdings nur einige wenige Male. Wir sind da jetzt sehr restriktiv und halten an unseren Agreements fest.

Orlando: Das ist schwierig einzuschätzen, aber der ein oder andere ist da monatlich sicher dabei und wir schreiben dann zurück, dass kein Interesse für eine Zusammenarbeit besteht resp. spätestens wenn wir das Akkreditierungsformular senden und nichts zurückkommt, wissen wir, dass das wohl kein richtiger Influencer war. 

(LVE)