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Wie geht es für die Angestellten von Hotelplan weiter? Bald könnte eine Entscheidung fallen. Bild: TN

Könnte der Hotelplan-Deal an den Wettbewerbshütern scheitern?

Der Verkauf von Hotelplan rückt näher. Zuletzt verdichteten sich die Anzeichen, dass die deutsche Dertour-Gruppe den Zuschlag erhält – mit einer offenen Frage: Könnte die Wettbewerbskommission diesen Deal verhindern? Ein Experte nimmt Stellung.

Die Schweizer Reisebranche blickt gespannt Richtung Migros-Hauptsitz in Zürich – und wartet metaphorisch darauf, dass weisser Rauch aufsteigt. Das würde bedeuten, dass der Verkauf der Migros-Reisetochter Hotelplan über die Bühne ist. Doch bislang herrscht Stille.

Nur noch 19 Tage bleiben der Migros, um ihr Versprechen zu halten und den Deal bis Ende 2024 abzuschliessen. Zuletzt verdichteten sich die Gerüchte, dass die deutsche Dertour-Gruppe zusammen mit dem Ferienhaus-Vermittler Hometogo den Zuschlag erhält. Doch könnte die Wettbewerbskommission (Weko) einen Strich durch die Rechnung machen?

Eingreifen wäre unwahrscheinlich

Ein Zusammenschluss der beiden grössten Reiseunternehmen in der Schweiz – Hotelplan und Dertour – würde automatisch die Frage nach dem Wettbewerb aufwerfen. Die Erfahrung zeigt jedoch: Eingriffe der Weko sind in der Schweiz äusserst selten.

«Die Wettbewerbsbehörde schaut, ob durch den Zusammenschluss erstens eine marktbeherrschende Stellung begründet oder verstärkt würde. Und zweitens – und
da ist das schweizerische Recht im internationalen Vergleich nicht sehr anspruchsvoll – ob ein Monopolrisiko besteht», sagt Peter Georg Picht, Professor für Kartellrecht an der Universität Zürich zu «SRF». «Nur wenn diese beiden Voraussetzungen gegeben sind, würde die Behörde nicht nur prüfen, sondern auch eingreifen.»

Ein Monopolrisiko müsste bei einer Fusion also offensichtlich sein, damit die Weko aktiv wird. In den meisten Fällen sind solche Übernahmen in der Schweiz unproblematisch – auch bei einer bedeutenden Marktstellung.

Digitalisierung entschärft Monopolgefahr im Reisemarkt

Ob der Zusammenschluss tatsächlich eine marktbeherrschende Stellung schaffen würde, ist ebenfalls fraglich. Zwar generieren die rund 800 Schweizer Reiseveranstalter und Reisebüros jährlich ein Marktvolumen von etwa 2,5 Milliarden Franken. Doch die grosse Mehrheit der Schweizerinnen und Schweizer organisiert ihre Ferien mittlerweile ohne Unterstützung: Rund 75 Prozent des Marktvolumens bei Auslandreisen entfallen laut dem Schweizer Reise-Verband auf selbst zusammengestellte Reisen.

Hinzu kommt die Rolle der Online-Buchungsplattformen. Diese bieten den Konsumentinnen und Konsumenten eine Vielzahl an Alternativen und erhöhen dadurch den Wettbewerb. «Die Möglichkeit, online zu buchen, macht es den Schweizerinnen und Schweizern leichter, auch kleinere Anbieter im Ausland anzusteuern», so Picht. Dadurch werde die Gefahr einer Marktdominanz durch den Zusammenschluss tendenziell reduziert.

Vor zwei Jahrzehnten hätte die Weko wohl kritischer auf einen solchen Deal geblickt. Doch die Digitalisierung hat den Markt grundlegend verändert. «Die Auswahl an Anbietern ist heute viel grösser, was die Monopolisierungsgefahr tendenziell verringert», erklärt Kartellrechts-Experte Picht.

(RSU)