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Die Nanggu-Gilis haben grosse Pläne. Bild: Youtube/JulianYang_

Kleine Gilis wollen gross rauskommen

Christian Boergen

Schnorcheln auf Tangkong, Schlemmen auf Sudak, ein Spaziergang um den herzförmigen Winzling Kedis – die drei Nanggu-Gilis ergänzen sich bestens und wollen Bali Konkurrenz machen.

Indonesien hat grosse Pläne: Präsident Joko Widodo hat seiner Regierung vorgegeben, die Zahl der internationalen Gäste in seiner Amtszeit von 2014 bis 2019 auf 20 Millionen zu verdoppeln. Dazu will er an die Erfolge der beliebten Ferieninsel Bali anknüpfen und weitere Ferienziele vermarkten. Drei davon sind winzig klein und heissen Gili Tangkong, Gili Sudak und Gili Kedis. «Gili» bedeutet auf Indonesisch «kleine Insel», davon gibt es ja viele im 17'500-Inseln-Staat.

Die Inselwelt will erobert werden. Erst muss man 70 Kilometer auf einer sich aktuell im Ausbau befindenden Strasse vom Ferienort Senggigi auf Lombok bis Sekotong bewältigen. Dann heisst es Umsteigen in ein Ausleger-Motorboot zu den drei als «Nanggu-Gilis» bekannten Inseln. Nanggu nennt sich auch das mittlere Hauptinselchen Tangkong. Die Überfahrt, vorbei an schwimmenden Fischfarmen, dauert ganze zehn Minuten. Fix erscheint am schönen Schnorchelstrand ein Kassierer, der pro Tagesausflügler umgerechnet 32 Cent Eintrittsgeld verlangt. Mit diesem Betrag werden das Sauberhalten der Strände und das Nutzen der Duschen und Toiletten abgegolten. Ein Teil der Einnahmen unterstützt das Schildkröten-Aufzuchtprojekt der 12,5 Hektar grossen Privatinsel.

Geheimtippt: Auf Tangkong übernachten

Ein Blick durch die Taucherbrille zeigt, dass sich das Investment lohnt: Obwohl insbesondere mit Schwimmweste schnorchelnde Gili-Gäste sich mit beiden Füssen auf die Korallen stellen, ist die Unterwasserwelt weitgehend intakt. Die Farben unterschiedlich geformter Hart- und Weichkorallen leuchten. Mit über 3500 Arten weist das Schnorchel- und Tauchrevier zwischen Sekotong und den «Geheimen Gilis» mit die grösste Vielfalt im Indo-Pazifik auf.

Ob das Schildkrötenprojekt derweil lediglich das Eintrittsgeld rechtfertigen soll, ist schwer zu ergründen. Immerhin sind die gefliesten Aufzuchtbecken sauber, auch wenn sich dort nicht allzu viele gepanzerte Meeresreptilien tummeln. Der Geheimtipp hat sich herumgesprochen: Wer Tangkong oder Nanggu richtig geniessen will, der muss in einer der 17 Gästehütten übernachten, die in zwei Kategorien – mit und ohne Klimaanlage – angeboten werden. Schilder zeigen an, dass Drogen und Rauchen streng verboten sind. Wem die Reservierung gelingt, der teilt das Inselchen mit wenigen anderen Gästen, sobald die Ausflugsboote abgelegt haben, die tagsüber den Strand säumen.

Sudak lockt mit Seesternen im flachen Wasser

Zwischen Gili Nanggu, Gili Sudak und Gili Kedis ist reichlich Betrieb, möchte das Gros der Besucher doch drei Inseln an einem Tag erleben. Das führt zu einem ständigen Kommen und Gehen der bunten Auslegerboote. Lohnend ist ein Schnorchelstopp vor Sudak, um Seesterne im flachen Wasser zu erleben. Mal sind die Stachelhäuter schlank und blau, mal orange mit Noppen und eher kräftig. Sie fühlen sich wie Steine an und haben stets fünf Arme. Aber Vorsicht! Den Seesternen leisten Seeigel mit langen Stacheln Gesellschaft. Wer den Lupeneffekt des Wassers falsch einschätzt, macht schnell schmerzhafte Bekanntschaft mit ihnen.

Auf Sudak floriert das Restaurant so gut, dass kein Eintrittsgeld erhoben werden muss. Am Strand stehen Tische mit Blick übers Meer auf Lombok. Gekühlte grüne Kokosnüsse mit Strohhalmen erwarten die Gäste. Dazu wird der zuvor ausgewählte Fisch aufgetragen. Je nach Wunsch kommt er direkt vom Grill oder als gedämpftes Currygericht mit Zitronengras und Chili. Dazu gibt es Reis, ohne den ein indonesisches Essen unvorstellbar wäre, ein Tintenfischragout oder saftig frittierte Scampi. Zum Nachtisch noch Scheiben einer gekühlten gelben Wassermelone, und das Glück ist perfekt.

Romantik pur auf Kedis

Gestärkt geht es zurück ins Boot, zur kurzen Fahrt nach Gili Kedis. Das winzige Eiland ist geformt wie ein Herz und besteht aus einem weissen Sandstrand, wenigen Felsen und Liegestühlen. Umgerechnet 63 Cent Eintrittsgeld, lediglich ein Restaurant und vier Schaukeln warten hier auf die Gäste. Die Inselumrundung dauert maximal zwei Minuten. Unter einem Hüttendach liegen Gebetsteppiche bereit, schliesslich ist Lombok, im Gegensatz zum hinduistisch geprägten Bali, eine vorwiegend muslimische Insel.

Unersättliche erwarten vor der Halbinsel Sekotong an Lomboks Südwestzipfel weitere Gilis, etwa Anyaran, Asahan, Gede, Layar und Rengit – nur eben etwas grösser.