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Französische Riviera zieht Reissleine
Die französische Riviera zieht Konsequenzen aus dem anhaltenden Streit um den Kreuzfahrttourismus. Ab 2026 dürfen in Nizza, Cannes und Villefranche-sur-Mer nur noch Schiffe mit maximal 3000 Passagieren anlegen – und täglich höchstens ein Grosskreuzer mit mehr als 1300 Gästen. Im Jahresdurchschnitt sollen gemäss «The Maritime Executive» nicht mehr als 2000 Passagiere täglich pro Hafen an Land gehen.
Die Präfektur des Département Alpes-Maritimes hat gemeinsam mit den betroffenen Städten Nizza, Cannes und Villefranche-sur-Mer, der Handelskammer, Gewerkschaften und der Branchenvereinigung Cruise Lines International Association (Clia) die Beschränkungen beschlossen. Ziel: eine Balance zwischen Tourismus, Umwelt- und Lebensqualität.
Während der Hochsaison im Juli und August gilt zudem ein striktes Limit von 15 Kreuzfahrtschiffen pro Monat. Bei Engpässen sollen Reedereien bevorzugt werden, die die «Charta für nachhaltige Kreuzfahrten im Mittelmeer» unterzeichnet haben. Diese verpflichtet unter anderem zur Nutzung umweltfreundlicherer Treibstoffe und zur Emissionskontrolle während der Liegezeit.
Einigung nach Gerichtsurteil
Die Entscheidung folgt auf ein hitziges Jahr in der Kreuzfahrt-Debatte. Im Sommer 2025 hatte Nizzas Bürgermeister Christian Estrosi international Schlagzeilen gemacht, als er persönlich mit einem Schlauchboot zur vor Anker liegenden Voyager of the Seas fuhr und die Crew anschrie, das Schiff müsse «verschwinden». Die Szene ging viral – doch juristisch stand Estrosi auf verlorenem Posten: Ein Gericht hatte zuvor die von ihm verhängten Kreuzfahrt-Restriktionen für unzulässig erklärt.
Denn für die Regulierung des Schiffsverkehrs ist nicht die Kommune, sondern die Präfektur des Départements zuständig. Estrosis Versuch, selbst ein Verbot grosser Schiffe – über 2500 Passagiere – durchzusetzen, scheiterte damit endgültig.
Der Präfekt von Alpes-Maritimes, Laurent Hottiaux, betonte, man wolle «die Ruhe der Bevölkerung bewahren und die Umwelt schützen, ohne den Tourismus abrupt zu gefährden». Bestehende Buchungen – oft bis zwei Jahre im Voraus – sollen nicht angetastet werden.
Der Schritt reiht sich ein in eine wachsende Bewegung gegen den Massentourismus an Europas Küsten. Auch in Venedig, Dubrovnik oder auf den Balearen kämpfen Kommunen mit den Folgen des Kreuzfahrtbooms. In Nizza, Cannes und Villefranche dürfte der Kompromiss nun ein Signal setzen – ein Versuch, die Riviera zwischen Weltoffenheit und Selbstschutz neu zu justieren.