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Beim Boarding setzt die Swiss künftig auf Künstliche Intelligenz. Ein entsprechender Test war erfolgreich. Bild: Unsplash

Swiss führt Kameras beim Boarding fix ein

Reto Suter

Von April bis Juni hat die Swiss ihre Fluggäste versuchsweise mithilfe Künstlicher Intelligenz (KI) gezählt. Jetzt zeigen Recherchen von Travelnews: Künftig sollen alle Passagiere beim Einsteigen gefilmt werden.

Das Geräusch ist unverkennbar und gehört genauso zum Prozedere vor dem Abflug wie die Begrüssungsansprache des Piloten und die Präsentation der Sicherheitsanweisungen: Seit Jahrzehnten tragen die Flight Attendants einen Handzähler bei sich, mit dem sie die Passagiere durchzählen. Damit dürfte bei der Swiss bald Schluss sein.

Die Schweizer Fluggesellschaft führte mit einem externen Partner einen dreimonatigen Test durch. Auf ausgewählten Flügen ab Zürich wurde zwischen April und Juni eine Kamera in der Kabine installiert. Diese zeichnete das Boarding auf und erfasste mittels Künstlicher Intelligenz (KI) die Gesamtzahl der Fluggäste. Die Swiss hatte vor dem Test mitgeteilt, sie wolle mit der Digitalisierung dieses Prozesses die Sicherheit erhöhen und die Kabinenbesatzung entlasten (Travelnews berichtete).

Erfolgreicher Test – mit Kinderkrankheiten

Inzwischen hat die Swiss den Versuch ausgewertet. «Der Testbetrieb war erfolgreich: Die Zielvorgaben zur Zählung der Personen an der Flugzeugtür haben wir grundsätzlich erreicht, die Software zählt die Anzahl einsteigender Personen zuverlässig», sagt Swiss-Sprecherin Meike Fuhlrott auf Anfrage von Travelnews.

Das System hat beim Test allerdings noch nicht sämtliche Anforderungen erfüllt. «An der Aufteilung der Personen in die Gruppen Gäste, Crew und Flughafenpersonal arbeiten wir noch», so Fuhlrott. Das heisst: Die Swiss kennt zwar die gesamte Zahl der registrierten Personen. Sie weiss im Einzelfall aber nicht, ob es sich um einen Passagier oder eine Mitarbeiterin handelt.

«Die Identifikation und Zuteilung der Personen in unterschiedliche Gruppen wird uns helfen, beispielweise Beginn und Ende der Reinigung automatisch festzustellen oder das Verlassen und Wiederbetreten des Flugzeugs durch Crewmitglieder nach dem sogenannten Outside-Check zu erfassen», erklärt die Swiss-Sprecherin. Erschwerend sei, dass das Reinigungs- und Flughafenpersonal an jeder Destination verschiedene Uniformen und Erkennungsmerkmale trägt. «Deshalb muss das KI-Modell jeweils unterschiedlich trainiert werden.»

Die Swiss ist zuversichtlich, dass sie auch dieses Problem lösen kann und macht jetzt Nägel mit Köpfen. «Infolge der erfolgreichen Testphase beabsichtigt die Swiss, perspektivisch den manuellen Zählvorgang beim Boarding durch diesen automatisierten und digitalen Passenger Count mit KI abzulösen», sagt Fuhlrott. «Zum jetzigen Zeitpunkt bereiten wir die weiteren Umsetzungsschritte vor. Aufgrund der laufenden Ausschreibung für einen IT-Partner können wir jedoch noch keine weiteren Details bekannt geben.»