Flug

Zahlreiche Edelweiss-Flüge sind von Flugplanänderungen betroffen, was der Reisebranche viel Mehrarbeit beschert. Bild: Flughafen Zürich AG

Umbuchungen bei Edelweiss: «Der Mehraufwand ist völlig untragbar»

Gregor Waser

Der Indische Ozean ist in diesen Wochen als Ferienziel sehr gefragt. Doch bei Reiseveranstaltern, Reisebüros und Reisenden ist der Frust über die vielen Flugplanänderungen bei Feriencarrier Edelweiss sehr gross.

Nach vielen Monaten der Buchungsflaute laufen derzeit einige Ferienziele überaus gut. Dazu gehören die Malediven, aber auch die Seychellen, Sansibar und Mauritius – allesamt Edelweiss-Fernstrecken. Doch die Zusammenarbeit mit dem Feriencarrier sorgt derzeit für rote Köpfe in der Schweizer Reisebranche. Der Grund: die vielen Flugplanänderungen in den letzten Wochen.

Am 12. November gab Edelweiss bekannt, dass die Slots für die Montags- und Donnerstagsfüge von Zürich nach Male wegfallen, weil der Male International Airport den zeitlichen Mindestabstand zwischen Landungen internationaler Flüge erhöht habe. Mit erheblichen Auswirkungen: neu wird Male nur noch zweimal nonstop angeflogen, am Samstag wie bisher, dazu neu am Sonntag. Der dritte Flug erfolgt neu am Freitag, indes via Colombo. Und durch die Umstellung der Malediven-Flüge mussten auch die Flugtage Richtung Arusha/Kilimanjaro, Sansibar, Kapstadt und Colombo geändert werden.

Damit wird nun aber eine Lawine an Mehrarbeit ausgelöst. Denn nahezu alle diese Buchungen erfolgen naturgemäss samt Hotelbuchungen und Landarrangements. Für Reiseveranstalter, Reisebüros und direkt buchende Reisende heisst dies, die Hotelbuchungen und weitere Leistungen den neuen Flugtagen entsprechend anzupassen – ein Riesenaufwand, ein grosser Ärger, dazu meist noch mit Zusatzkosten verbunden.

«Hunderte kumulierte Stunden nur für Umbuchungen.»

«Dieser Mehraufwand ist völlig untragbar und nicht vorstellbar», sagt Fabian Thalmann, stellvertretender Geschäftsführer von Let’s go Tours, Spezialist für Arabien, den Indischen Ozean und Ost/West-Afrika. «Nicht nur, dass wir alles umbuchen müssen – dazu kommt, dass an den Destinationen schon alles ausgebucht ist. Wenn unsere Kunden nun einen Tag früher abreisen müssen, stehen wir vor der grossen Herausforderung, die Kunden für die erste Nacht irgendwo noch unterbringen zu können».

Thalmann beziffert den Aufwand «auf hunderte kumulierte Stunden nur für Umbuchungen». Und was ihn obendrauf ärgert: «Wir haben einen sechsstelligen Umsatzbetrag verloren, weil es den Kunden den Deckel gelupft habe. Die sagen, hey, das ist die dritte Flugplanänderung, uns ist die Lust vergangen. Und dann lassen sie die Buchung bleiben». Derzeit falle ein unglaublicher Aufwand an, der einem niemand zahle. Und der Umsatzverlust schmerze in dieser Zeit noch umso mehr.

Bei Globetrotter-Flugchef Nick Gerber treffen derzeit viele Reaktionen aus den 16 eigenen Filialen ein. «So können wir nicht arbeiten», laute der Tenor. Dass nach Monaten der Reiseflaute der Restart so viel Ärger beschere, sorge für Unmut. Diese Zusatzarbeit hätte es nun nicht auch noch gebraucht, «denn bei jeder Reise gelte es derzeit sehr viel abzuklären und viele Infos einzuholen, was Einreisebedingungen und Formulare betrifft. Wir haben für die anfallenden Buchungen extrem viel zu tun und sind gleichwohl noch nicht auf einem Niveau, das wir benötigen würden». Und wenn dann obendrauf noch eine Vielzahl an Umbuchungen erfolgen müssen, sei die Situation mehr als ärgerlich.

Auf 70 beziffert Simon Schnellmann die Anzahl angefallener Umbuchungen. «Im Schnitt brauchen wir pro Umbuchung rund eine Stunde zusätzlich», schätzt der Chef von Travel Worldwide. «Oftmals sind die Kunden vom Budget her an der Schmerzgrenze und eine oder zwei Zusatznächte liegen nicht mehr drin. Um nicht die ganze Buchung zu verlieren, übernehmen wir hie und da einen Teil der Kosten». Wenn man alle Zusatzkosten – Personal, Buchhaltung, Kostenübernahmen – einrechne, belaufe sich dies schnell mal auf einem tiefen fünstelligen Betrag. «Geld, das wir momentan echt anders gebrauchen könnten…»

«Dies wird uns noch über Wochen beschäftigen.»

Bei Thomas Meier, Chef von Manta Reisen, und seinem Team fallen derzeit ebenfalls unzählige Überstunden an: «Die zusätzliche Belastung durch die erheblichen Flugplanänderungen ist enorm, da allein auf den Malediven zwei von drei publizierten Flügen die Tage geändert haben. Ebenfalls betroffen waren die Flughäfen Seychellen und Mauritius. Dies alles geschah sehr kurzfristig, fast über die gesamte Hochsaison hinweg, für welche wir ein erfreulich hohes Passagiervolumen gebucht haben.»

Den Aufwand bei mehreren Hundert Dossiers könne er noch nicht quantifizieren. «Ein separat gebildetes Team hat innert Wochenfrist alle betroffenen Buchungen und Kunden informiert, Lösungsansätze und Konsequenzen besprochen. Nun treffen laufend die Rückmeldungen ein, damit die Aufträge bearbeitet und die Umbuchungen zum Abschluss gebracht werden können. Dies wird uns noch über Wochen beschäftigen», sagt Meier. Die Situation habe zu massiven Überstunden geführt, mit Auswirkungen auf die Bearbeitung neuer Buchungsanfragen.

Was sagt Edelweiss selber zu den vielen Rotationsänderungen? Hätte es keine andere Lösung gegeben? Dazu äussert sich Edelweiss-Sprecher Andreas Marti: «Der Flughafen Male hat die Mindestzeit zwischen den Landungen von internationalen Flügen verlängert. Durch diese Massnahme fällt eine Vielzahl an Slots am Male International Airport weg. Wir wurden erst kurzfristig informiert, dass an den publizierten Flugtagen keine Slots verfügbar sind und wir auf Alternativtage ausweichen müssen. Bedingt durch die Anpassungen der Malediven-Rotationen mussten auch Flüge an andere Destinationen angepasst werden.»

Und was heisst dies für kommende Buchungen? Kann Edelweiss den Reiseveranstaltern, Reisebüros und Reisenden eine gewisse Zuverlässigkeit der geplanten Rotationen ihn den kommenden Wochen zusagen? «Die in den vergangenen Wochen erfolgten Umstellungen im Winterflugplan waren auf die Slot-Problematik von Male zurückzuführen. Nachdem diese Umstellungen abgeschlossen werden konnten, ist der Flugplan – Stand heute – stabil. Falls erneute Einreisebeschränkungen eine Anpassung des Flugplanes erfordern, würden wir dies rechtzeitig kommunizieren.»

Noch mehr Umbuchungen

Dass die Edelweiss über Änderungen nicht oder nur defensiv informieren würde, wie es Reisebüros von anderen Airlines her kennen, diesen Vorwurf kann man dem Feriencarrier nicht machen.

Doch die Infomails, die bei Reiseveranstaltern und Reisebüro derzeit regelmässig eintreffen, sorgen meist für zusätzlichen Frust. Am 11. November informierte Edelweiss, dass die Flüge von morgen Freitag, 26. November nach Lamezia und nach Catania nicht mehr einzeln erfolgen, sondern neu als Dreiecksflug.

Den Dreieck-Trick wendet Edelweiss diese Woche auch im Beispiel von Colombo und Male an, wie auch bei Havanna und Cancun. Für Kunden, die eigentlich einen Nonstop-Flug nach Kuba gebucht haben und nun beim Hin- oder Rückflug nun noch einen mehrstündigen Umweg via Mexiko ertragen müssen, ist dies ein Umstand, der die langersehnten Ferien nicht gerade verschönert.