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Bei der Swiss muss das fliegende Personal bis am 1. Dezember 2021 vollständig geimpft sein. Bild: LX

Swiss droht Ungeimpften mit Entlassung

Ab Ende Januar 2022 wird die Swiss jenen Mitarbeitenden kündigen, die sich gegen das Coronavirus nicht impfen lassen wollen. Der Aufschrei von Impfmuffeln ist gross. Und was sagen Sie dazu?

Schon Ende August hat die Swiss bekanntgegeben, dass sie ein Impfobligatorium «aus operationellen und fürsorgerischen Gründen» einführt. Die konsequente Umsetzung des Impfobligatoriums sei für eine stabile Operation von zentraler Bedeutung. Um ab Dezember weiterhin für den Flugdienst eingesetzt werden zu können, müsse das fliegende Personal deshalb bis zum 1. Dezember 2021 vollständig geimpft sein. Damals noch unklar war, was mit Impfverweigerern passiert und ob diese entlassen werden.

Jetzt teilt die Airline mit, ab Ende Januar 2022 jenen Mitarbeitenden zu kündigen, die sich nicht impfen lassen wollen. Cockpit- und Kabinenangestellte, die mehr Zeit für die Entscheidung benötigten, könnten vorerst für rund sechs Monate ihre Arbeit niederlegen und innerhalb dieser Zeit wieder zurückkehren, sofern sie vollständig geimpft sind, teilte ein Sprecher auf Anfrage der Nachrichtenagentur «AWP» mit. Wer sich allerdings partout nicht impfen lassen möchte, verliert seinen Job. Ausgenommen sind Crewmitglieder, die sich nachweislich aus medizinischen Gründen nicht impfen lassen können. Für sie werde eine individuelle Lösung gesucht.

Das Nichterfüllen des Impfobligatoriums ist laut der Swiss eine Pflichtverletzung gemäss Arbeitsvertrag, die Massnahmen in einem Stufenverfahren nach sich ziehen. «Das Stufenverfahren endet bei einer anhaltenden Entscheidung gegen die Impfung voraussichtlich Ende Januar 2022 im Aussprechen einer Kündigung», so der Sprecher.

Noch viele Impfunwillige

In einem Interview mit der «NZZ» sagte Swiss-CEO Dieter Vranckx Ende August, dass die Bereitschaft, sich impfen zu lassen, bei 85 Prozent liege. Wenige Tage später meldete sich aber eine Flight Attendant in der selben Zeitung per Leserbrief mit der Bemerkung, diese Zahl sei zu hoch gegriffen. Wegen möglichen Rückschlüssen auf die IP-Adresse hätten viele an der internen Umfrage nicht teilgenommen, um keine Konsequenzen fürchten zu müssen.

Gemäss den Aussagen eines Swiss-Spreches liegt die derzeitige Impfquote bei der Airline nur leicht höher als jene der Gesamtbevölkerung, die bei 54,94 Prozent liegt. Die mögliche Kündigung dürfte nun also einem beträchtlichen Teil der Belegschaft drohen.

Für die Mitarbeitenden heisst das, dass sie spätestens bis zum 15. November die zweite Impfdosis erhalten müssen. Die Swiss hat laut den Angaben mit der Pilotengewerkschaft Aeropers und der Gewerkschaft Kapers, die das Kabinenpersonal vertritt, das Gespräch gesucht «und die Gespräche in die Überlegungen zu den Konsequenzen einfliessen lassen».

Kapers spricht gegenüber «AWP» von einer «drastischen Massnahme», die aber gemäss Gesamtarbeitsvertrag rechtmässig sei. Man werde genau darauf achten, dass Massnahmen sozialverträglich umgesetzt werden, schreibt eine Kapers-Sprecherin. Aeropers will sich am Dienstag nach einer geplanten Informationsveranstaltung fürs Personal zu der Impfthematik bei der Airline äussern.

Harsche Kritik

Absehbar bei einem solchen Entscheid ist der Shitstorm aus der Gemeinde der Impfmuffel. Nachdem sich die Swiss auf Facebook zum Ja bei der «Ehe für alle» freute, hagelte es derbe Kommentare:

  • «Absolute Frechheit hier auf <alle sind gleich> machen und gleichzeitig Ungeimpften die Kündigung androhen. Für so einen Verein hab ich mal gearbeitet. Pfui.»
  • «Warum greift ihr mit eurer Massnahme in die Menschenrechte eurer Mitarbeiter ein und zwingt diese zur Impfung? Ist das nicht auch Rassismus? Aber Hauptsache die Fluggäste dürfen mit negativen Test ins Flugzeug steigen. Ihr hättet auch einfach Tests für eure Mitarbeiter zur Verfügung stellen können.»
  • «Macht hier einen auf LGBTQ friendly, aber dann die ungeimpften Mitarbeiter schassen im Januar? Schrecklich dieser Medizinal-Rassismus. Da verzichte ich auf meinen Senator Status.»

Zu diesen und zahlreichen weiteren Äusserungen im selben Stil nimmt die Swiss in Ruhe Stellung und antwortet auf Facebook: «Das Recht auf Gleichbehandlung ist ein Grundrecht, welches wir bei Swiss leben und auch nach aussen demonstrieren. Die Impfpflicht für Crew Member basiert auf einem internen operativen und fürsorgerischen Entscheid, welcher uns garantiert, aktuell und auch in Zukunft die Anbindung zur Schweiz aufrechtzuerhalten. Eine Aufgabe, der wir uns als Airline der Schweiz verschrieben haben.»

Und was halten Sie davon, dass sich die Swiss von ungeimpften Mitarbeitenden trennen will?

(GWA)