Destinationen

Thailand ist immer noch ein Traum-Reiseziel - doch zunehmend einem harten Konkurrenzdruck durch andere (asiatische) Ziele ausgesetzt. Bild: HO

Die Thailand-Nachfrage lässt nach

Noch immer ist das Land das klar stärkste Ziel in Asien. Es scheint aber, als ob Thailand zunehmend Marktanteile an andere asiatische Länder verliert.

Seit zwei Jahrzehnten wächst die touristische Nachfrage in Thailand, mit einigen kurzzeitigen Ausnahmen, permanent. 2003 wurden noch 10,08 Millionen internationale Touristen registriert, 2017 waren es bereits 32,58 Millionen. Stärkster ausländischer Quellmarkt ist längst China, gefolgt von Malaysia und Korea.

Die Entwicklung in Europa sieht jüngst allerdings weniger erfreulich aus. Zwar liegen die Zahlen des Statistischen Amts Thailands noch nicht fertig vor; per Ende September jedoch lag der europäische Markt leicht unter dem Wert des Vorjahres. Aus der Schweiz wurde immerhin ein kleines Wachstum von 2 Prozent vermeldet. Laut Informationen von Tourism Thailand in der Schweiz reisten letztes Jahr 210‘000 Schweizer ins Land des Lächelns – damit bleibt Thailand auf jeden Fall das klar zweitwichtigste Fernstreckenziel im Schweizer Reisemarkt (hinter den USA).

Das sind immer noch solide und keineswegs alarmierende Zahlen. Aber eben: Es scheint, als ob die Thailand-Nachfrage etwas nachlasse. Prisca Huguenin-dit-Lenoir, Sprecherin von Hotelplan Suisse, erklärt, dass die Thailand-Nachfrage 2017 «durchmischt» gewesen sei: «Thailand ist in der Wintersaison weiterhin die am zweitstärksten gefragte Destination generell, bei Badeferien auf der Langstrecke am Drittstärksten. Die Nachfrage ist also da, allerdings stellen wir auch fest, dass es nur geringes Wachstum gibt. Das Niveau hat sich stabilisiert, währenddem Ziele wie Japan oder Indonesien stark gewachsen sind.» Zudem sei das Bild auch innerhalb Thailands nicht einheitlich: Laut Huguenin-dit-Lenoir sei die Nachfrage für Phuket selber leicht rückläufig, dagegen reisten jetzt mehr Personen zu alternativen Zielen wie Khao Lak oder kleineren Inseln.

Gegenüber dem asiatischen Fachportal «TTG Asia» hatte jüngst Thomas Stirnimann, CEO Hotelplan Group, noch gesagt, der asiatische Markt sei «solid», Thailand dagegen sei «rückläufig». Letzteres war laut Huguenin-dit-Lenoir auf das Wachstum bezogen und nicht auf die Pax-Zahlen.

Unterschiedliche Entwicklungen

Allerdings klingt es auch bei anderen Spezialisten nicht gerade rosig. Travelnews.ch konnte Stephan Roemer, den CEO von Tourasia, kurzfristig nicht erreichen, weil dieser gerade in Asien weilt. Gegenüber «TTG Asia» hatte Roemer allerdings erklärt, dass die Besucherzahlen nach Asien bislang drei Prozent hinter Vorjahr seien, jene nach Thailand dagegen gar sieben Prozent hinter Vorjahr. Dagegen seien Ziele wie Japan, Südkorea oder Taiwan positiv. Roemer führt dies darauf zurück, dass das Preis-/Leistungsverhältnis insbesondere von Hotels in Thailand in vielen Fällen nicht mehr so gut sei wie früher.

Bei TUI Suisse scheint die Thailand-Welt dagegen noch in Ordnung zu sein: «Thailand liegt im aktuellen Winter 2017/2018 mit über 30 Prozent im Plus und ist auch im touristischen Sommer sehr gefragt», erklärt Sprecherin Bianca Schmidt. Zu den Erfolgsgründen zähle unter anderem die kürzlich erfolgte Eröffnung des TUI-eigenen Robinson Club Khao Lak, nebst den sehr guten Flugverbindungen nach Bangkok und Phuket ab der Schweiz.

Auch bei DER Touristik Suisse klingt alles schön: «Asia365, Kuoni und Helvetic Tours konnten in den letzten Monaten einen zweistelligen Zuwachs für Thailand realisieren, verglichen mit dem Vorjahr», erklärt Sprecher Tobias Heller und verweist als Erfolgsfaktoren auf die stabile politische Situation, tiefe Flugpreise und generell attraktive Preise und geringe Nebenkosten.

Opfer des eigenen Erfolgs?

Wie eingangs erwähnt: Thailand ist weiterhin gut nachgefragt. Aber wie die USA auch verliert das Land etwas an Stärke gegenüber neuen Zielgebieten. Im asiatischen Raum verbessern etwa Vietnam oder die Philippinen ihre touristische Infrastruktur massiv und verbessern auch die internationalen Fluganbindungen – und können dadurch mehr Zuspruch aus internationalen Tourismusmärkten gewinnen.

Oder wie es Prisca Huguenin-dit-Lenoir ausdrückt: «Die Besucherströme, in Asien und anderswo, verteilen sich aktuell wieder auf mehr Destinationen.» Grund zur Besorgnis wird man in Thailand trotzdem haben: Zwar gibt es zurzeit keine nennenswerten touristischen Krisenherde – ausser vielleicht dem Umstand, dass man im Gegensatz zu anderen Zielen als potenziell «overcrowded» wahrgenommen wird, also gewissermassen ein Opfer des eigenen Erfolgs ist.

(JCR)