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Für Briten gilt seit heute Nacht: Wer aus den Spanienferien wie hier in Fuerteventura zurückkommt, muss sich 14 Tage in Selbstquarantäne begeben. Bild: Polina Raevskaya

Spanien verhandelt mit Grossbritannien über Quarantäneausnahmen

Die britische Regierung hat wegen steigender Infektionszahlen in Spanien abrupt eine zweiwöchige Selbstquarantäne für alle Rückkehrer angeordnet. Ungewissheit macht sich breit, ob Spanien auch auf der BAG-Risikoländerliste landen wird.

Spanien gehört zu den Ländern, in denen die britische Bevölkerung am liebsten Ferien macht. Doch mit der nun verhängten Quarantänepflicht bei einer Rückkehr aus Spanien, wird es für tausende Briten diesen Sommer mühsam.

Das Aussenministerium in London hat Spanien am Samstag von der Liste der sicheren Staaten gestrichen und eine Reisewarnung per gestern Sonntag ausgesprochen, nachdem auf dem Festland in den Regionen Aragonien, Katalonien und Navarra eine deutliche Zunahme der Ansteckungen mit Covid-19 registriert worden ist. Mit der schnellen Einführung der Quarantänepflicht für die Rückkehrer sollen eine zweite Infektionswelle und neue Ausgangsbeschränkungen in Grossbritannien verhindert werden. Die Briten sollten von nicht notwendigen Reisen auf das spanische Festland absehen, sagt das Aussenministerium.

Grossbritannien ist laut der Johns-Hopkins-Universität mit bisher 300'240 Infektionen und 45'823 Todesopfern das am stärksten von der Corona-Pandemie betroffene Land in Europa. In Spanien gibt es bisher 272'421 Infektionen, über 28'400 Menschen sind dort wegen Covid-19 gestorben.

Schock für Airlines und Veranstalter

Der Entscheid über die verordnete Selbstquarantäne sorgt bei den Hoteliers, Fluggesellschaften, Reiseveranstalter und nicht zuletzt auch bei den Reisenden, für Frust, Wut, Verwunderung und Enttäuschung.

Der Reiseveranstalter TUI UK hat zum Beispiel beschlossen, alle Flüge aufs spanische Festland bis einschliesslich Sonntag, 9. August 2020 zu stornieren. Die Balearen und die Kanarischen Inseln seien von diesen Stornierungen aber nicht betroffen, TUI fliege weiterhin ab heute auf die Inseln Spaniens. Von der Quarantänepflicht bei der Rückkehr sind aber auch diese Inseln nicht ausgeschlossen. Hier sorgte ein Tweet der spanischen Politikerin, Francina Armengol, für etwas Verwirrung. Denn sie schrieb, dass die britische Regierung die Balearen von der Reisewarnung ausgenommen habe und die Balearischen Inseln nach wie vor ein sicheres Reiseziel seien. Dies könnte unter Umständen Unklarheiten auslösen, ob also hier die Selbstisolation ausgeschlossen sei.

Auch für die sowieso schon von der Corona-Krise stark angeschlagenen Fluggesellschaften ist die Pflicht zur Selbstisolation ein heftiger Schlag. Es werden neue Einbrüche bei den Fluggastzahlen und damit noch mehr Verluste befürchtet.

Spanien fordert Ausnahmeregelung

Die spanische Regierung will reagieren und so schlimme Folgen für die Reisebranche minimieren. Die Regierungssprecherin und Gesundheitsministerin Patricia Gómez will heute den britischen Botschafter treffen, um eine Ausnahmeregelung für die Balearen und die Kanaren zu erreichen. Die britische Regierung solle Reisenden, die auf den Balearischen- und Kanarische Inseln ihre Ferien verbringen, vom Quaratänezwang befreien, zumal die Infektionszahlen dort nach wie vor sehr niedrig seien. Mit einem sicheren Flugkorridor zwischen Mallorca und England soll die Quarantänepflicht für Rückkehrer nach England umgangen werden.

Hat dieser Entscheid Auswirkungen auf die Schweiz? Vielleicht noch nicht direkt. Jedoch dürften Reiseveranstalter, Reisebüros und Spanien-Reisende gespannt auf den nächsten Entscheid unserer Regierung und des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) warten. Kommt Spanien auch bei uns auf die Risikoländer-Liste, gerade in diesen Tagen, wenn viele Abreisen Richtung Spanien anstehen?

(NIM)