Tourismuswelt

Eurofalle im Februar — die Auswirkungen für die Reisebüros

Jahresrückblick: Die Euroabkoppelung schlägt im Februar richtig durch. Reisebüros in Baden-Württemberg und in Vorarlberg profitieren.

Der Entscheid der Nationalbank vom 15. Januar, den Franken vom Euro abzukoppeln und den Mindestkurs von 1.20 Franken für einen Euro aufzugeben, wirkt sich jetzt im Februar dramatisch aus. Die Shopping-Welle Richtung Lörrach, Konstanz, Bregenz und hin zu deutschen Online-Portalen hat eingesetzt und trifft Reiseveranstalter und Reisebüros gleichermassen. Die Schweizer Hotellerie stellt bereits Buchungseinbrüche aus dem Euro-Raum fest.

Die Veranstalter haben reagiert und gewähren auf den Badeferien-Pauschalreisen einen Euro-Rabatt von 15 Prozent — auf eigene Kosten. Denn sie sitzen noch auf dem höheren Euro-Kurs, den sie mit Termingeschäften abgesichert haben. Kurzfristig notiert der Euro unter einem Franken und bleibt danach — bis heute — auf dem Niveau um 1,05 Franken. Die Profitabilität der drei grossen Veranstalter, zeichnet sich im Februar schon ab, bleibt in diesem Jahr auf der Strecke.

Schweizer Reisebüros in der Grenzregion leiden besonders. Und wenige Kilometer entfernt in Baden-Württemberg und im Vorarlberg jubeln die Reisbüros und registrieren eine Umsatzverdoppelung. Doch die Euro-Abkoppelung trifft Reisebüros in der ganzen Schweiz. „Die Aufhebung des Euromindestkurses hat die Kunden massiv verunsichert und leitet sie auf deutsche Websites“, stellt Martin Reber von Schär Reisen in Bern fest. Er wirft der Nationalbank vor, sich beim Entscheid keine Überlegungen gemacht zu haben, welche Auswirkungen auf den Outbound- und Incoming-Tourismus zukommen.

Kritik muss auch der Schweiz Reise-Verband (SRV) einstecken, einige Reisebüros fordern passende Massnahmen beim Thema Euro. Doch von einer allfälligen Image-Kampagne sieht der SRV ab. SRV-Präsident Max E. Katz sagt: „Der SRV hat die Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer Reisebranche in vielen Presseanfragen und eigenen Communiqués immer wieder betont und die Vorteile von Buchungen in der Schweiz hervorgehoben.“

Dass neben den Reisebüros vor allem die Schweizer Hotels unter der Euro-Abkoppelung leiden sollten, erwies später der Blick aufs abgeschlossene Sommerhalbjahr 2015. Zwar verzeichneten die Schweizer Hotels eine stabile Nachfrage aus dem Heimmarkt. Doch aus dem Euro-Raum brachen die Buchungen weg. Die Logiernächte deutscher Gäste nahmen um 15 Prozent oder 358'000 Nächte ab.

(GWA)