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Argentinien boomt. Nicht zuletzt dank der unvergleichlichen Naturschauspiele in Patagonien. Bild: Adobe Stock

Welche Probleme der Argentinien-Boom mit sich bringt

Reto Suter

Argentinien ist bei Schweizer Reisenden so beliebt wie noch nie. Das zeigt eine Umfrage von Travelnews bei Südamerika-Spezialisten. Sie verzeichnen durchs Band ein markantes Wachstum – und sehen sich gleichzeitig mit einigen Herausforderungen konfrontiert.

Das Ende der Corona-Krise hat einige neue Trendreiseziele auf die touristische Landkarte gebracht. In Südamerika haben zahlreiche Schweizerinnen und Schweizer Argentinien für sich entdeckt. Es lockt eine einzigartige Mischung aus atemberaubender Natur, reicher Kultur und köstlicher Küche.

CEO Stephanie Schulze zur Wiesch stimmte an der Jahresmedienkonferenz von DER Touristik Suisse ein kleine Lobeshymne auf das Land des aktuellen Fussball-Weltmeisters an. Der Argentinien-Boom lässt sich mit Zahlen belegen. Dorado Latin Tours, der Lateinamerika-Spezialist unter dem Dach von DER Touristik Suisse, verzeichnete 2023 rund 15 Prozent mehr Buchungen für Argentinien-Reisen als im Jahr davor – Tendenz stark steigend.

Mit dieser Entwicklung steht Dorado Latin Tours im Schweizer Markt nicht alleine da, wie eine Umfrage von Travelnews bei mehreren Südamerika-Spezialisten zeigt. «Auch bei uns ist die Zunahme markant», sagt Marius Lüthi, Product Manager bei Latino Travel. «2023 legte Argentinien bei uns deutlich zu, und dieser Trend hält im laufenden Jahr erfreulicherweise unvermindert an.»

Sehr zufrieden mit dem Argentinien-Geschäft zeigt sich auch Alessandra Rüfenacht, Managing Director bei Latin America Tours. «Wir haben Argentinien – in Kombination mit Chile – erst 2020 in unser Portfolio aufgenommen», erklärt sie. 2023 sei dann – nach Aufhebung der letzten Corona-Massnahmen – direkt ein erfolgreiches Jahr für die neue Destination gewesen.

Schon sehr lange im Angebot ist Argentinien bei Brasa Reisen. Geschäftsführer Reto Kindlimann hält fest: «Auch bei uns war die Nachfrage im vergangenen Jahr erfreulich hoch.»

Eine Rundreise mit dem Mietwagen soll es sein

Brasa Reisen organisiert in Argentinien für seine Kundinnen und Kunden vorwiegend Rundreisen mit dem Mietwagen, teilweise aber auch individuelle Touren mit privater Reiseleitung.

Bei Latin America Tours stehen Mietwagen-Rundreisen ebenfalls hoch im Kurs. Laut Managing Director Alessandra Rüfenacht ist Patagonien das beliebteste Ziel. «Die Hauptstadt Buenos Aires bildet meist den Startpunkt der Reise», sagt sie. Krönender Abschluss sei oftmals der Besuch der Iguazú-Wasserfälle.

Häufiger Ausgangspunkt einer Argentinien-Rundreise: die Hauptstadt Buenos Aires. Bild: Adobe Stock

Auch bei den Kundinnen und Kunden von Latino Travel ist Patagonien das grösste Sehnsuchtsziel in Argentinien. «Am häufigsten wird es mit den hochwertigen Expeditions-Kreuzfahrten von Cruceros Australis gebucht, so Product Manager Marius Lüthi.

Beliebt sei auch die Privatreise «Buenos Dias Argentina» mit Buenos Aires, Patagonien und dem Norden des Landes. An dritter Stelle stehen gemäss Lüthi Mietwagenreisen, die vermehrt in den Norden Argentiniens führen.

Flugverbindungen sind schlecht

Der Argentinien-Boom ist für die Schweizer Reiseanbieter zwar erfreulich, bringt aber auch Herausforderungen mit sich. «Wir hatten im vergangenen Jahr ein massives Problem mit Verfügbarkeiten bei Hotels und Mietwagen», klagt Reto Kindlimann von Brasa Reisen.

«Viele Autovermietungen mussten ihre Flotte nach der Pandemie erst wieder aufbauen», erklärt er. Zudem sei der Inlandtourismus bis Anfang 2023 noch subventioniert worden. «Deshalb haben viele Argentinier Ferien im eigenen Land gemacht und zum Teil 50 Prozent der Hotelkosten erstattet bekommen.»

Viel Verbesserungspotenzial sehen die Schweizer Lateinamerika-Spezialisten auch bei den Flugverbindungen. «Nonstop-Flüge ab der Schweiz nach Buenos Aires würden die Anreise definitiv vereinfachen», sagt Marius Lüthi von Latino Travel. Die Flug-Varianten über Madrid, Frankfurt und Amsterdam seien nicht immer ideal.

«Viele unserer Kundinnen und Kunden äussern den Wunsch nach einem direkten Flug», so Alessandra Rüfenacht von Latin America Tours. «Eine Nonstop-Verbindung würde uns bei der Vermarktung enorm helfen.»

Aktuell gibt es zweimal pro Woche einen Swiss-Flug via Sao Paulo nach Buenos Aires. Das ist laut den Südamerika-Experten keine optimale Kombination. «Da Argentinien häufig mit Chile kombiniert wird, ist vor allem eine Kombinationsmöglichkeit mit Santiago-Flügen wichtig», sagt Reto Kindlimann von Brasa Reisen.

Ein gutes Beispiel für den Erfolg von Direktflügen liefere die Edelweiss mit ihren Verbindungen nach Kolumbien, findet Marius Lüthi von Latino Travel. Der Schweizer Ferienflieger könnte für die Lateinamerika-Spezialisten auch in Argentinien zum Heilsbringer werden. CEO Bernd Bauer stellte im «Travel News Talk» in Aussicht, Argentinien möglicherweise wieder ins Angebot aufzunehmen – sobald die Airline über genügend Flugzeuge des Typs A350 verfüge.