Karriere
Pilotinnen helfen bei der Realisierung des eigenen Nordsterns
Jean-Claude RaemyKennen Sie die Agentur «#Cleared to Land» schon? Wenn nicht, lesen Sie unbedingt weiter... Hinter dem vor fünf Jahren gestarteten Projekt stehen nämlich inzwischen fünf Frauen, welche eines miteinander verbindet: Die Passion fürs Fliegen. Zum einen Gründerin Rahel Kindermann, Privatpilotin VFR und während 16 Jahren Leiterin Visitor Services & Events am Flughafen Zürich, wo sie unter anderem die Zuschauerterrasse, die grossen Event-Weekends und als Co-Founderin den Zauberpark verantwortete. Sie ist auch auch ZHAW-ausgebildeter Coach und Change Managerin. Zum anderen Mitgründerin Edith Tieber, im privaten Helikopterpilotin sowie zertifizierte Mentaltrainerin und Stress- sowie Resilienz-Coach, sowie Susanne Siegenthaler-Schürmann, ihres Zeichens Militärpilotin (auf dem Helikopter SuperPuma) und «Crew Resource Management Trainer». Ergänzt wird das Team durch die Lufthansa-Pilotin Esther Zwygart sowie durch Simone Stemmler-Witschi, einer «Kaizen Master» mit viel Erfahrung in Business Transformation und Prozessoptimierung. Hat da jemand «Frauenpower» gesagt?
Doch es ist nicht per se die Frauenpower, welche das Besondere der Agentur ausmacht, sondern deren Konzept: «Wir wenden unser Wissen und unsere Erfahrung aus dem Cockpit für die Beratung von Privatpersonen und Firmen an», erklärt Rahel Kindermann das Grundprinzip gegenüber Travelnews. So wie man früher sagte, die Militärausbildung bereite auch gut auf das berufliche und gar private Leben vor, so gilt hier, dass die Grundlagen der Fliegerei vielerlei Anhaltspunkte für beruflichen und privaten Erfolg bieten. Das wird vereinfacht gesagt an acht Kernpunkten festgemacht, die dem Wissen aus dem Cockpit entlehnt sind:
- «Flight Plan»: Die seriöse Planung
- «Expect the unexpected»:Notfallsituationen trainieren und antizipieren
- «Checklist procedures»: Strukturiertes Vorgehen
- «Cleared to land»: Klare Kommunikation
- «Your control, my control»: Verantwortlichkeiten klar verteilen
- «Blickpunkt am Horizont»: Kurs halten, das übergeordnete Ziel stets im Blick behalten, kleinteilige Navigation vermeiden
- «Make a Decision»: Lieber eine kritische Entscheidung als gar keine Entscheidung treffen
- «De-Briefing»: Fehlerkultur und “continuous improvement”
Seit fünf Jahren werden auf Basis dieses Konzepts erfolgreich Firmen beraten. Jetzt, im Anschluss an die turbulente Pandemie-Zeit, sei laut Kindermann die Nachfrage für die Beratungs- und Coaching-Dienstleistungen rund um die «True North Star Journey» für die Entwicklung einer gemeinsamen Vision, eines «gemeinsamen Blickpunktes am Horizont», sehr gestiegen, «auch und gerade in der Reiseindustrie, wo ein grosser Bedarf dafür zu bestehen scheint». So konnte #Clearedtoland unter anderem im vergangenen Juni erfolgreich einen Workshop mit 70 Teilnehmenden für American Express GBT organisieren. #Clearedtoland wird ausserdem regelmässig von Unternehmen als Keynote Speakers verpflichtet und stand so auch bei der Circle Conference im letzten Jahr am Flughafen Zürich auf der Bühne.
Hilfe bei der Suche nach dem eigenen «Nordstern»
Unter dem bereits erwähnten Projektnamen «True North Star Journey» vertieften Kindermann & Co. jüngst nun die Businesskonzeption ihrer Beratungsunternehmung. Auch dies ist natürlich der Aviatik entlehnt: «True North» ist der Kurs, der über den geografischen Meridian auf den geografischen Nordpol weist und Basis der Flugplanung von Piloten ist. Wegen der Störeinflüsse, die vom Flugkurs abbringen können – zum Beispiel Wind – unterscheidet sich der Steuerkurs fast immer von der eigentlichen «True-North-Kurslinie» Damit ist klar: Bei der «Flugplanung» einer persönlichen oder unternehmerischen Reise gilt es, alle möglichen Störungen einzubeziehen und den Steuerkurs entsprechend permanent zu korrigieren, um sein Ziel wie geplant zu erreichen.
Kindermann erklärt: «Bei der True North Star Journey geht es um die Entwicklung einer Vision, eines gemeinsamen Blickpunktes am Horizont für eine Organisation, ein Team oder eine Einzelperson, und wie man dieses Ziel möglichst störungsfrei erreicht.» Also darum, seinen eigenen Nordstern zu realisieren - oder vielleicht eher entsprechend dem französischen Spruch «Ne pas perdre le nord», sich nicht von seinem Ziel abbringen lassen.
Abenteuer Alaska
Ein Beispiel hat Rahel Kindermann auch gleich parat: Ihr persönlicher «Nordstern» war ihr sehnlicher Wunsch, einmal auf einem Highway in Alaska zu laden. Die Pilotin konnte sich vor wenigen Wochen, im Juli 2022, diesen lang gehegten und minutiös vorbereiteten Wunsch endlich erfüllen und landete ihr Kleinflugzeug auf dem Highway zwischen Anchorage und Fairbanks. Dazu muss man sagen, dass Kindermann auch ihre Buschpilotinnenausbildung in Alaska startete und ein grosser Fan des nördlichsten US-Bundesstaats ist. Nettes Detail: Auf der Flagge von Alaska sind acht Sterne zu sehen, der grösste davon ist der Nordstern. Das entspricht natürlich auch den eingangs erwähnten acht Prinzipien sowie eben dem Verweis auf den Nordstern als persönliche Vision.
Natürlich war es mit der Landung allein nicht getan: Kindermann flog 14 Tage durch Alaskas Wildnis, um sich mit lokalen Unternehmern, unter anderem Philipp Sturm von der Fly Alaska Lodge, über eine mögliche Zusammenarbeit zu unterhalten. Man lernt auch als Coach und Berater nie aus, pflegt den Austausch, verbessert sich und sein Angebot ständig und dringt an seine Grenzen...
Kindermann, die auch in einer Country-Band Schlagzeug spielte, ist mit ihrer Crew nun bereit, auch Unternehmen und Organisationen aus der Reiseindustrie zu einer klaren Vision zu verhelfen und sie auf ihrem Weg zur Realisierung ihres eigenen «True North Star» - ihres Nordsterns - zu begleiten. Die Firma mit Standort im Runway 34 - ja, das Restaurant mit der Ilyushin-Maschine auf dem Gelände des Flughafens Zürich - freut sich über Kontaktaufnahmen, sei es für Coaching, Consulting, Keynotes, Mentaltrainings und/oder Workshops. Denn auch für Unternehmen gilt: «A good pilot is always learning.»