Here & There

Aussicht von Brunate über den Comersee: pkp, würde ich sagen, postkartenperfekt. Bild: Internaut

Como, abseits vom Duomo

Andreas Güntert

Der See und der Dom und der Markt, Glitzer, Glanz und Gloria. Dafür ist Como bekannt. Wir entdecken die Altstadt abseits der bekanntesten Routen.

Das erste Licht des Südens, das süsse Leben am See: Como hat seine ganz eigene Ausstrahlung. Die norditalienische Kleinstadt steht für den Lebensstil der Crema de la Crema. Die Lage in Oberitalien, nahe der Schweizer Grenze und Milano, gut erreichbar mit dem Zug, umgeben von Bergen – Como ist perfetto für einen Städtetrip am Wochenende.

Como auf die leisere Tour

Die lombardische Stadt, bewohnt von etwa 85 000 Comaschi (ja, so heissen die Menschen in Como) ist attraktiv angelegt: Gross genug, um sich mal ein bisschen in den Gassen zu verlaufen.

Und klein genug, um sich schnell wieder zu orientieren. Die meisten Touristen strömen zum See, zum Dom und zum Wochenmarkt. Wir nicht. Fernab internationaler Boutiquen und der allgemeinen Glitzerpiste stechen wir mitten in die Altstadt von Como.

Etwa zehn Gehminuten vom Dom entfernt findet uns die Via Cesare Cantú. Eine mittelgrosse Strasse mitten in der Stadt, schön bestückt mit Cafés, Spezialitätenläden und Buchhandlungen.

Wohl eine späte Ehre an den Namensgeber der Strasse: Cesare Cantú war ein lombardischer Schriftsteller.

Wer Platz nimmt an diesem Strassenstrang, kann stets auch die neuesten modischen Trends ablesen: Ragazze und Ragazzi sowie der Kreis der regionalen Fashion-Victims, die gerne mal aus Mailand und ganz Norditalien anreisen, nutzen die Via Cesare Cantú als Laufsteg. Wie auch als Piste, um die Kunst des Handyfonierens auf dem Velo zu perfektionieren.

Wintersonne am Morgen einfangen

Wer gerne an Destinationen mit hoher Wahrscheinlichkeit für Wintersonne reist, wird an der Via Cesare Cantú in Como schon früh am Morgen reich belohnt. Wenn an der Viale Carlo Cattaneo die ersten Stände für den Wochenmarkt eingerichtet werden, streicheln erste Sonnenstrahlen die 40 Meter hohe Porta Torre, das Eingangstor zu unserer Starken Strecke.

Zwar müssen wir um diese Zeit noch etwas auf die Fashion-Victims gedulden, dafür führen die Comaschi in den Gassen Comos schon mal ihre Hunde aus und beschnuppern, Mensch wie Tier, die Marktstände. Was für uns heisst: Zeit für einen ersten Caffè oder Cappuccino. Vielleicht zusammen mit einer italienischen Frühstücks-Süssigkeit? Va bene, va benissimo.

Ein Kaffeehalt in Como

Strategisch hervorragend an der Via Cesare Cantú liegt die Cremeria Bolla, deren Geschichte bis ins Jahr 1893 zurückreicht. Einiges frischer ist das, was auf den Tisch kommt: Neben gutem italienischen Kaffee auch Brioches, Cornettos und allerlei Süsses, das sich in der Vitrine im Inneren des Cafés zeigt.

Auch wenn die Shops und Läden an unserer Starken Strecke meist später öffnen als die Cafés, stehen die Chancen nicht schlecht, schon frühmorgens erste Fashion Victims zu erspähen. Von hier aus lässt sich der spätere Tag hervorragend planen.

Der Dom zu Como – macht auf auf seiner Hinterseite bella figura. Bild: Internaut

Como Altstadt: Ein Laden

Die grossen und weltumspannenden Mode- und Gastro-Ketten sind nicht präsent an der Via Cesare Cantú. Also genau so, wie wir es lieben an unseren Starken Strecken, die ja mitten ins Leben der Locals und ihrer Stadt führen sollen.

Für Delikatessen aller Art zieht es uns zu einem der lokalen Champion der Stadt. Zu Castiglioni. Das Programm lautet hier seit 1958 ganz einfach: Prodotti tipici Comaschi. Wie wir schon seit ein paar Zeilen wissen, sind das also typische Produkte aus Como. Castiglioni fasst die kulinarische Umgebung aber auch weiter: Mit Weinen, Pasta und Käse aus ganz Italien.

Eine Mahlzeit

Zugegeben, die Via Cesare Cantú ist nicht die Strasse der ganz grossen Gastronomen. Die siedeln anderswo in der Stadt. Aber Castiglioni kann uns auch hier helfen, ganz in der Nähe. Mit hauseigener Enoteca und Restaurant gleich ums Eck.

Altstadt Como: Ein Drink

Klar, ein ungezwungener Drink gehört auf jedem Städtetrip dazu. Vielleicht auch mal in Kombination mit einer ungewöhnlichen Zwischenmahlzeit. In Como passt das an der Via Cesare Cantú im Waffel-Haus VIK&A recht gut zusammen.

Für Traditionalisten ist die Mischung aus einer Waffel und einem Insalate Caprese bestimmt sehr grenzwertig. Als unkonventionelle Zwischenmahlzeit, finde ich, kann das durchaus mal sein. Immerhin wird bei dieser Combo für 10 Euro mit dem Aperol Spritz genügend Löschwasser serviert.

Como Altstadt, Starke Strecke Via Cesare Cantù. Bild: Internaut

Ein Souvenir aus Como

Klar, Como ist besonders bekannt für seine Seidenprodukte. Aber eben auch für seine Kulinarik. Spezialitäten aus der ganzen Lombardei sind in der Stadt zu finden. Und so etwas nehmen wir mit nach Hause.  

Olivenöl aus Tremezzina, nur ein halbes Stündchen mit der Macchina von Como entfernt. Flaschen davon sind in den unterschiedlichsten Grössen erhältlich. Unsere hat einen Inhalt von 2.5 Deziliter, erstanden bei für 7 Euro (was auch etwas 7 Schweizer Franken CHF entspricht). Gesehen und eingetütet bei Castiglioni.

Como Via Cesare Cantù, die Anreise

Vom Bahnhof Como San Giovanni aus gehe ich am liebsten zunächst einmal zehn Minuten zu Fuss ins Zentrum. Wo dann auf der Piazza Alessandro Volta – mehr zu diesem Gentleman später – ein Caffè fällig ist.

Wenn wir uns wieder erheben, kehren wir dem See den Rücken und schlendern los in Richtung Porta Torre. Was in zehn Minuten zu schaffen ist. Eigentlich. Aber ich würde eine halbe Stunde einplanen. Weil dabei – hier eine hübsche Piazzetta, dort ein verwinkeltes Gässchen – öfters mal Zwischenstopps einlegen wird.

Como Sehenswürdigkeiten

Der Comer See gehört bezüglich Wintersonne zu meinen Favoriten. Es schleckts nun mal keine Capra weg: Im nahen Süden ist das Wetter oft besser als im grauen Norden .

Besonders schön ist die Aussicht von oben auf den Lario, wie die Locals ihren Lago di Como nennen. Dazu empfiehlt es sich, per Standseilbahn oder Funicolare nach Brunate hoch zu fahren. Mit 715 Metern über Meer thront Brunate zwar nicht alpengleich über Como – aber die Aussicht lohnt sich (bei gutem Wetter) auf jeden Fall.

Zum Panoramablick über den Comer See bis hin zum Monte Rosa kommen weitere Höhepunkte in Brunate: Bauten im Jugendstil, das historische Bellavista Boutique Hotel und ein kleines Netz von Wanderwegen. Aufpassen: An schönen Wochenendtagen kann die Schlange bei der Talstation beträchtlich sein. Genügend Zeit einplanen!

Auch wenn der Dom im Titel dieses Beitrags etwas marginalisiert wird – ganz ohne Duomo di Como geht es hier natürlich nicht. Während der Dom zu Como – in ganzer Namenspracht übrigens Cattedrale di Santa Maria Assunta – meist von den Cafés an der Piazza del Duomo aus bestaunt wird, gefällt mir die Ansicht von der hinteren Seite genau so gut. Wenn nicht sogar besser.

Zu den weiteren Sehenswürdigkeiten in Como gehören natürlich die prächtige Villa Olmo und das Museum Volta (Tempio Voltiano), das den italienischen Physiker Alessandro Volta ehrt. Signore Volta soll die erste Batterie erfunden haben, nach ihm wurde das Wort «Volt» benannt. Mit diesem Begriff wird elektrische Spannung gemessen.

Hotel Tipps Como

An edlen Hotels herrscht kein Mangel in Como. Wer seinen Aufenthalt dort in gelebtes und herzeigbares Herbergen-Prestige übersetzen will, kann dies in Hotels wie dem Vista Palazzo, der Villa Fiori oder dem Palace Hotel tun.

Zu meinen Reisestil (und zu meinem Budget) passen mittelklassige Hotels besser. Deshalb siedle ich meine Tipps und Bewertungen eher im Bereich Preis/Leistung an.

Am liebsten übernachte ich im Hotel Albergo Le Due Corti an der Piazza Vittoria, nahe bei der Porta Torre und dem Wochenmarkt. Aufmerksam geführt, preiswert, sauber – und mit einem kleinen Innenhof wie gemacht fürs (reichhaltige) Frühstück al fresco. Interessant für mobilisierte Gäste: Das Hotel bietet im Innenhof Privatparkplätze. Ein Hotel ohne Schnickschnack gefällig, sehr zentral gelegen, günstig und mit passablem Frühstück ausgestattet? Das bietet das Albergo Firenze an der Piazza Alessandro Volta. (Ja, das ist dort, wo wir auf der Anreise den ersten Caffè geschlürft haben). Zum Dom und zum Comer See sind es zu Fuss nur je drei Minuten.

Und schliesslich noch eine Unterkunft für all jene, die sich im Hotel gerne zehn Jahre jünger fühlen: Der Comer Ableger der kleinen italienischen Hostel-Gruppe Ostello Bello. Wer Glück hat, kann sich dort ein recht geräumiges Doppelzimmer ergattern, mit Blick in den lauschigen Innenhof, wo immer mal wieder Live-Konzerte stattfinden.

Das Ostello Bello ist auch einer meiner Lieblinge, wenn es um Reisen nach Genua geht.

Como Hotel-Tipp Albergo Le Due Corti: Grosses Frühstück am Mini Pool mitten in der Stadt. Bild: Internaut

Sehenswürdigkeiten und Tagesausflüge Comer See

Der Lago di Como (oder eben Lario) zeigt sich auf auf der Landkarte in Form eines umgekehrten Ypsilons. Am Südufer, ganz links unten, liegt die Stadt Como, in der Schenkelmitte liegt der weltberühmte Ausflugsort Bellagio. Entlang des Comersees gibt es für Aktivitäten und Tagesausflüge viel zu sehen, erleben und entdecken. Zu den bekanntesten Orten in der Umgebung gehören sicher Bellagio, Tremezzo, Varenna und Cernobbio, wo der berühmte Palast Villa d’Este mit seinem Renaissance-Garten liegt.

Und, nicht zu vergessen: Etwa eine halbe Stunde Autofahrt von Como entfernt liegt der kleine Ort Laglio. Der schlagartig Berühmtheit erlangte, als sich dort ein gewisser George Clooney niederliess. Dies in der 25-Zimmer-Villa Oleandra. Die Clooney-Fama führte dazu, dass man den kleinen Flecken am Comer See wegen des Hollywood-Konnex des Schauspielers heute auch mal «Lagliowood» nennt.

Etwas vom Hauch Hollywoods steckt am Comersee auch in der Villa Balbiano in Ossuccio, die im Film «House of Gucci» eine Rolle spielte und die man via Airbnb sogar mieten kann. So viele Sehenswürdigkeiten am Wasser – das klingt natürlich auch gut in Zusammenhang mit Tagesausflügen und Touren per Schiff. Informationen zu Bootstouren und Fähren auf dem Comer See gibt es hier.

Wer es in der Umgebung des Sees zwar marktwirtschaftlich, aber etwas volksnaher mag: Hier eine Übersicht, wo und wann am Comersee Wochenmärkte stattfinden. Spoiler: Irgendwo ist zwischen Montag und Samstag immer Markt.

Como instagrammable

Jetzt war hier so oft die Rede vom Comer See – nur ins Bild schaffte es das legendäre oberitalienische Gewässer nie. Schade eigentlich. Denn auch für Instagram gibt der Lario einiges her. Etwa dann, wenn die Nacht hereinbricht über die Stadt.

Zu dieser Ansicht gelangt man, wenn man am Ufer des Sees in Como in Richtung der Talstation der Bahn geht, die malerisch beleuchtet hoch nach Brunate führt. Dort, an der Seepromenade Lungo Lario Trieste, in der Nähe der Gelateria I Tre Santi, führt eine lange Mole in den Comer See hinein. Vorschlag: Ein paar Schritte auf den Steg hinaus machen, umdrehen, Front zum Ufer einnehmen, Wasser, Häuserzeile und Brunate (Mond fakultativ, aber immer gern gesehen) ins Auge fassen – Insta!