Flug

Hat ein turbulentes Startjahr hinter sich: Flybair-CEO José González. Bild: HO

Nur 33 Rotationen im Startjahr – so gehts weiter mit Flybair

Die virtuelle Berner Airline Flybair hat die Corona-Krise bisher überlebt. CEO José González nennt die weiteren Pläne. Die ursprünglich anvisierten Linienflüge ab Bern im Winter gehören nicht dazu.

Es war ein Startjahr des Grauens. Nachdem die aus der Taufe gehobene virtuelle Airline Flybair über 1,6 Millionen Franken mittels Crowdfunding von der Berner Bevölkerung eingesammelt hatte, musste die Airline Mitte Februar noch vor dem Erstflug einen Wechsel des Flugpartners bekanntgeben. German Airways/Lion Air stieg kurzerhand aus, als teurere Alternative musste Helvetic Airways angeheuert werden.

Doch das waren rückblickend das geringste Problem. Mit dem Corona-Ausbruch und dem Lockdown in der Schweiz ab Mitte März war vorerst an einen Start nicht zu denken. Wegen den hohen Corona-Fallzahlen an den Zieldestinationen Spanien, Italien und Griechenland wurde der Start von anfangs Mai auf Juli verschoben. Am 18. Juli kam es dann endlich zum Erstflug von Bern nach Palma.

Bis Ende Oktober konnte dann aber nur ein Bruchteil der ursprünglich geplanten Flüge durchgeführt werden, es waren 33 Hin- und Rückflüge total. So haben sich Flybair wie auch die vielen Kleinaktionäre das Geburtsjahr ihrer virtuellen Airline nicht vorgestellt. Doch wie weiter? Travelnews hat bei Flybair-CEO José González nachgefragt.


Herr González, wie fällt das Fazit für Flybair nach dieser Sommersaison aus?

José González: Es ist uns gelungen, in der Region und vor allem bei unseren Kunden Emotionen zu schaffen. Flybair konnte sich dadurch im Markt rasch etablieren, bekam grosse Unterstützung von der regionalen Bevölkerung und gilt als Referenz für neue Projekte im Ausland. Regionalität und persönliche Nähe zum Fluggast sind wichtige Unterscheidungsmerkmale: So wurden zum Beispiel bei Unregelmässigkeiten Fluggäste persönlich, telefonisch kontaktiert und Rückerstattungen erfolgten im Normalfall innert 48 Stunden.

Welche Flüge konnten schlussendlich noch durchgeführt werden?

Wegen der Covid-19-Situation konnte Flybair im ersten Betriebsjahr nur ein reduziertes Flugprogramm fliegen: Der Erstflug wurde verschoben und die Strecken nach Preveza (Griechenland), Olbia (Italien) Jerez, Menorca und Palma de Mallorca (Spanien) mussten wegen Quarantänevorschriften oder mangelnder Nachfrage storniert werden. Die Strecken nach Kos, Kreta und Rhodos wurden bedient und erfreuten sich einer grossen Nachfrage. Insgesamt waren es 33 Rotationen ab Bern und Sion.

Welche Projekte und Flüge stehen in der Wintersaison an?

Ursprünglich wollten wir während der Wintersaison regelmässige Flugverbindungen von Bern zu einem europäischen Hub anbieten. Dieses Projekt haben wir aufgrund der Covid-19-Situation auf Eis gelegt: Wir möchten zuerst prüfen, wie die zukünftige Nachfrage aussieht. Im Winter 2020/21 wird Flybair folglich keine Linienflüge ab Bern anbieten. Das Flybair-Team konzentriert sich nun auf das Sommerflugprogramm 2021.

Und wie schaut die Planung für den Sommer 2021 aus?

Seit einigen Wochen ist die erste Destination auf flybair.ch buchbar: Palma de Mallorca. Die Baleareninsel wird vom 8. Mai bis am 16. Oktober 2021 jeweils mittwochs und samstags angeflogen. Weitere Strecken dürften bis Ende Dezember 2020 kommuniziert werden. In diesem Zusammenhang laufen noch Gespräche mit den Reiseveranstaltern.

Haben Sie bereits eine Flugpartnerschaft im Auge?

Wir verfolgen verschiedene Szenarien und führen aktuell Gespräche mit Flugpartnern.


«Wir nennen keine Finanzzahlen», sagt González weiter auf die Frage, wie es Flybair finanzielle gehe. Offensichtlich sind also von den 1,6 Millionen Franken noch genügend Mittel vorhanden, um die weitere Planung und die Sommersaison 2021 in Angriff zu nehmen.

Mit ein Grund: als virtuelle Airline, die keinen eigenen Maschinenpark hat und nur über wenige Angestellte verfügt, halten sich die Kosten in Grenzen. Doch in den nächsten Wochen und Monaten dürften die Herausforderungen nicht geringer werden mit der anhaltenden Pandemie und der offenen Frage nach dem Flugpartner. Ob erneut auf Helvetic Airways gesetzt wird oder ein anderer Partner einspringen wird, ist noch offen.

Ein Plus, auf das Flybair aber weiterhin zählen kann: die grosse Solidarität in Bern und Umgebung und der anhaltend grosse Wunsch der Berner, ab ihrem eigenen Flughafen an den Mittemeerstrand fliegen zu können.

(GWA)