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Wie wird sich die Schweizer Luftfahrt aus Sicht der Bevölkerung bis 2040 entwickeln? Bild: Rafael Garcin

Welcome to the Future: Die Schweizer Luftfahrt in zwanzig Jahren

Welche Rolle spielt die Luftfahrt für die Schweizer Bevölkerung in zwanzig Jahren? Das Center for Aviation Competence der Universität St. Gallen hat in Zusammenarbeit mit dem Aviation Research Center Switzerland nach Antworten gesucht - und gefunden.

Welche Rolle spielt die Luftfahrt für die Schweizer Bevölkerung im Jahr 2040 und was für Erwartungen stellt die Gesellschaft? Diese Fragen hat das Center for Aviation Competence (CFAC-HSG) der Universität St.Gallen in Zusammenarbeit mit dem Aviation Research Center Switzerland (ARCS) untersucht. Insgesamt wurden dafür 3000 Personen zwischen 16 bis 69 Jahren mittels Online-Delphi-Studie befragt.

Mehr als 80 Prozent der Teilnehmer rechnen laut den Autoren Dr. Andreas Wittmer und Dr. René Puls (beide CFAC-HSG) in den nächsten zwanzig Jahren mit einem Wachstum des Flugreisemarktes mit einer Präferenz für Direktverbindungen auf Langstrecken. «In der Langzeitbetrachtung von 20 Jahren wird die derzeitige Corona-Baisse aller Voraussicht nach nur mittelfristig wirken und vorübergehend sein», sagt Dr. Andreas Wittmer. Das negative Ergebnis der Studie geht von einer verringerten Nachfrage von 20 Prozent aus. Das dürfte ein Szenario sein, wie es ca. im Jahr 2024 aufgrund Covid-19 Realität sein könnte. Es stellt sich also die Frage, ab wann die Luftfahrt und allenfalls von diesem tieferen Level als 2019, wieder wachsen wird.

Obwohl erwartet wird, dass der Flugreisemarkt wächst, geht die Mehrheit der Befragten gleichzeitig nicht davon aus, dass Flugverbindungen für das Wirtschaftswachstum und den Wohlstand der Schweiz eine wesentliche Rolle spielen. Die Studienteilnehmer betrachten den Luftverkehr als Teil der gesamten Mobilität. Deshalb werden Kapazitätserweiterungen und Angebote mit Schwerpunkt direkte interkontinentale Verbindungen befürwortet. Dabei ist aber laut der Studie der eigene Reisebedarf bereits heute gedeckt und auch im Jahr 2040 könnte mit dem bestehenden Infrastruktur- und Destinationsportfolio der individuelle Luftverkehrsbedarf ausreichend abgedeckt werden.

Flugverbote sind inakzeptabel

«Die Schweizer Gesellschaft des Jahres 2019 glaubt nicht an die Notwendigkeit und den Erfolg von autonomen Luftverkehrslösungen – es besteht jedoch ein gewisses Vertrauen in die Elektrifizierung von Bodenfahrzeugen, einschliesslich autonomer Autos», lautet ein weiteres Fazit der Studie. Die Schweiz ist im Auge der befragten innovativ und wirtschaftlich erfolgreich, wobei die Luftfahrt nicht als eine der wichtigsten Triebfedern für die Wettbewerbsfähigkeit angesehen wird. «Dieses Ergebnis ist besonders interessant, da 65 Prozent der gesamten Schweizer Güterproduktion exportiert und über 35 Prozent des Exportwertes auf dem Luftweg versandt werden.  Höchstwahrscheinlich haben die Befragten keine Verbindung zu diesen Fakten hergestellt», betont Dr. René Puls.

Unwahrscheinlich und als inakzeptabel stufen die Befragten Flugverbote und Einschränkung der Mobilität ein. Kompensationsmassnahmen um den CO2-Abdruck auszugleichen werden als sinnvoll und wahrscheinlich eingestuft. «Es ist diesbezüglich jedoch interessant zu erkennen, dass zusätzliche Reisekosten das Reiseverhalten der Befragten sehr wahrscheinlich nicht beeinflussen. Das bedeutet auch, dass die Preiselastizität der Nachfrage, die darauf abzielt, die Flugmobilität durch Erhöhung bestehender oder Erhebung neuer Passagiergebühren zu verringern, von Fluggesellschaften und Regierungen überbewertet wird», resümiert Dr. Andreas Wittmer.

Die vollständige Studie finden Sie hier.

(NWI)