Ferienland Schweiz
Berner Wein soll noch bekannter werden
Der Kanton Bern besitzt zwei Weinbaugebiete: ein grösseres am Bielersee um die Orte Twann, Tüscherz und Ligerz. Und ein kleineres am Thunersee in Thun, Spiez, Oberhofen und Hilterfingen. Wie exzellent viele Weine dieser Regionen sind und wie gross ihre Diversität, hat sich noch zu wenig herumgesprochen. Und vor allem führen viel zu wenige Berner Gastrobetriebe Weine aus der Region auf ihren Weinkarten.
Das finden jedenfalls drei engagierte junge Winzerinnen aus der Region. Sie haben deshalb am 2. November zum dritten Mal den Anlass «Bärner Winzer z Bärn» in der historischen Halle des Rathauses in der Berner Altstadt organisiert. Er stand unter dem Motto «triff Winzer von hier, trink lokale Weine, entdecke Vielfalt». Eine der Organisatorinnen, die Biologin, Winzerin und angehende Agronomin Cécile Luterbacher, erzählt, wie «harzig» es sei, in der Stadt Bern für Berner Wein zu werben. «In Neuenburg ist es obligatorisch, dass Restaurants lokale Weine anbieten», sagt sie. Und im Wallis wäre es auch ohne Gesetz undenkbar, in der Beiz keinen Fendant, Dôle, Petite Arvine oder Heida zu bekommen. Nur die Berner neigten dazu, ihre eigenen Produkte zu ignorieren.
Grosse Fortschritte
Auch der Kanton Bern fördert den Weinbau, wie Michael Gysi in seine erfrischend kurzen Ansprache ausführte. Gysi, Vorsteher des kantonalen Amtes für Landwirtschaft und Natur, betonte, wie wichtig es sei, Konsumenten und Gastronomen davon zu überzeugen, lokalen Wein zu konsumieren. Zumal im Weinbau grosse Fortschritte erzielt worden seien. Immer mehr Weine werden biologisch angebaut. Und die sogenannten PIWI-Sorten sind im Vormarsch. Sie machen am Bielersee inzwischen sechs Prozent der Produktion aus, am Thunersee sogar 30 Prozent. PIWI-Weine sind Weine aus neu gezüchteten Rebsorten mit erhöhter Widerstandsfähigkeit gegen Pilzkrankheiten, was eine deutliche Reduktion des Gebrauchs von Pflanzenschutzmitteln ermöglicht.
Die öffentliche Degustation vom 2. November baute auf dem Wettbewerb «Berner Wein des Jahres» auf, mit dem eine Jury jeweils im Sommer die besten Weine des Kantons in sechs Kategorien sowie die Winzerin oder den Winzer des Jahres kürt. Im Juli 2023 konnten Sandra und Remo Giauque-Kunz aus Ligerz an einer Feier in Twann von Regierungsrat Christoph Ammann die begehrte Trophäe entgegennehmen. Auch zwei weitere Auszeichnungen heimste das Ehepaar Giauque ein: Ihr Chasselas und ihr Pinot Noir siegten in der jeweiligen Kategorie. Den Siegerwein präsentiert die Winzerin des Jahres Sandra Giauque am 2. November nicht, hingegen unter anderem einen vollmundigen Chasselas «Hinter der Kirche».
Unter den beteiligten Winzerinnen und Winzern fand sich Ruth Wysseier, die zusammen mit Werner Schweizer in der Kategorie PIWI-Weine gesiegt hatten. Sie präsentierte im Rathaus gleich zwei PIWI-Weissweine, unter ihnen einen beachtlichen Solaris. Diese Weinsorte, die 1975 in Freiburg im Briesgau entwickelt wurde, ist noch wenig bekannt. Er besticht durch ein filigranes Bukett, das an Muskateller erinnert. Solaris erfordert nur in Jahren mit grossem Infektionsrisiko den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln.
Der erste Wein aus der Stadt Bern
Ein Exot unter den Weinbauern ist Matthias Rindisbacher. Nicht nur hat der Winzer seine berufliche Laufbahn einst als Architekt begonnen. Er ist auch der Erste seit rund vier Jahrhunderten, der in der Stadt Bern wieder Wein anbaut. Auf dem sogenannten Wyssloch beim Zentrum Paul Klee hat er 2017 auf 1,4 Hektaren einen Rebberg angepflanzt. Vergangenes Jahr konnte Rindisbacher von der Weinmanufaktur Bern rund 3500 Flaschen der Weissweinsorte Sauvignac keltern. Die Weintaufe war bedeutend genug, dass auch Stadtpräsident Alec von Graffenried daran teilnahm. «Der ökologisch produzierte Wein ist durch und durch Berner: hier gewachsen, gekeltert und verkauft», sagt Rindisbacher stolz. Er besitzt weitere Weinberge in anderen Regionen des Kantons Bern und im Tessin.
Mit-Organisatorin Cécile Luterbacher gab sich am Ende der Veranstaltung zufrieden, auch wenn noch ein paar Dutzend zusätzliche Besucherinnen und Besucher Platz gefunden hätten. Sie hofft, «Bärner Winzer z’Bärn» künftig jedes Jahr durchführen zu können. «Unsere Weine haben es verdient, noch bekannter zu werden», findet die engagierte Bäuerin.