Tourismuswelt

Die Krise bringt die Amerikaner zurück

Weil der Euro gegenüber dem Dollar an Wert verliert, werden Europa-Reisen für Amerikaner attraktiver. Das kann der Schweiz nur recht sein.

Die Aussichten sind nicht rosig. Der deutsche Wirtschaftsprofessor Hans-Werner Sinn geht davon aus, dass die Wirtschaft in Europa in den kommenden sechs Monaten weitere Rückschläge erleiden wird. Dies sagte der Präsident des ifo Wirtschaftsinstitut bei seinem Auftritt am Mittwoch an der ITB in Berlin.

In Spanien werde es noch eine Dekade dauern, bis sich das Land wieder von der Krise erholt habe. Italien bezeichnete er als eine Katastrophe. "Präsident Matteo Renzi spricht viel, aber macht nichts", betonte Sinn. Und Griechenland? "Dazu sage ich nichts mehr", meinte er und um dann doch nachzuschieben: "Nichts scheint zu funktionieren. Ich sehe keinen Grund mehr für einen Verbleib von Griechenland in der Eurozone."

Da auch China, Russland und Indien schwächeln, ruhen die Hoffnungen für den Tourismus bei den Amerikanern. Denn durch die Geldschwemme der Europäischen Zentralbank ist für US-Bürger Europa bedeutend attraktiver geworden. "Und schöner als in den USA ist es in Europa sowieso", meinte er augenzwinkernd. Laut Sinn ist zwar nicht mit einem Boom wie in den 1960er-Jahren zu rechnen, es dürfte aber trotzdem zu einem kräftigen Wachstum bei den Übernachtungszahlen kommen.

Davon könnte letzten Endes auch die Schweiz profitieren. Bereits heute zeigen die Übernachtungszahlen von Amerikanern in der Schweiz deutlich nach oben. Im vergangenen Jahr verzeichnete Schweiz Tourismus ein Sechs-Jahres hoch. "US-Gäste tun jedem Hotel gut", meinte unlängst Jürg Schmid, Direktor der Marketingorganisation Schweiz Tourismus.

Dem deutschen Wirtschaftsprofessor Hans-Werner Sinn bereiten derweil die Chinesen Sorgen. Innerhalb eines Jahres nahmen die Exporte um 11 Prozent ab und die Importe um 19 Prozent. Vor allem das Minus bei den Importen macht Sinn misstrauisch. "Entweder ist da den Chinesen ein Fehler unterlaufen, und sie haben die falschen Zahlen angegeben oder dann ist ein Indiz dafür, dass bei Chinas Wirtschaft grundsätzlich was nicht mehr stimmt."

(DWB)