Reiseanbieter

Insolvente WTA-X Travel AG hat nicht einmal einen Briefkasten

Hanspeter Bürgin

Der Garantiefonds der Schweizer Reisebranche ist überlastet und kann deshalb noch keine Angaben über die Zahl der Geschädigten machen. Betroffen sind vor allem deutsche Reisekunden.

„Die Mailbox ist voll“, verkündet das Tonband der Telefonnummern von WTA-X Travel AG in Wald im Zürcher Oberland, das gleiche gilt für die Support-Nummer. Unter der angegebenen Adresse Lindenhofstrasse 14 gibt es die Firma allerdings gar nicht. Im Telefonbuch finden sich nur sieben Einträge, die aber nichts mit der Reisebranche zu tun haben. „Zu sehen ist von WTA-X nicht mal ein Briefkasten — nur eine Klingel, die mit dem Firmennamen und dem Namen des VR-Delegierten Jochen Gehlert versehen ist“, schrieb der „Zürcher Oberländer“ am Freitag.

WTA-X Travel AG ist der „Mutterkonzern“ für die Online-Reiseveranstalter Ama, TSS Reisen und XARG, die aus Deutschland heraus operieren. Stefan Spiess vom Garantiefonds der Schweizer Reisebranche bestätigte denn auch, „dass vorwiegend deutsche Kunden betroffen sind“. Ansonsten müsse er sich auf den Fall konzentrieren und könne deshalb noch keine Stellung nehmen. Der Garantiefonds wurde mit so vielen telefonischen Anfragen eingedeckt, dass der Ombudsmann der Branche, Franco Muff, einspringen musste. Die Frage, weshalb eine Firma ohne eigentlichen Geschäftssitz überhaupt Mitglied des Garantiefonds werden konnte, wollten weder Muff noch Spiess beantworten.

Kein Ansprechpartner da

Gemäss der Mitteilung auf der Homepage von WTA-X Travel habe die „Geschäftsleitung“ am Mittwoch beschlossen, den Insolvenzantrag für sich und die drei Tochterfirmen zu stellen. Seither herrscht Funkstille. „Es ist kein Ansprechpartner da“, sagte der Geschäftsführer einer deutschen Reisefirma dem „Zürcher Oberländer“. Seinen Kunden empfiehlt er, die Kosten für das Hotel vorzuschiessen. Laut dem zuständigen Reiserversicherer in Zürich seien diese Ausgaben gedeckt, falls es sich um eine Pauschalreise handelt. Weniger günstig sehe es für Kunden aus, die nur das Hotel gebucht hätten. In dem Fall sei das Geld wohl verloren. Dieser Ansicht ist auch Ombudsmann Muff. „Pauschalreisende, die Vorauszahlungen leisten, erhalten das Geld vom Garantiefonds zurück“, bestätigte er gegenüber travelnews.ch.